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Einführung

Für das Jahr 2003 wird in Südafrika eine besonders ertragreiche Ernte erwartet. Die Weinwirtschaft rechnet sogar mit der größten, jemals eingebrachten Ernte. Die Gründe hierfür sind vielfältig: der recht feuchte und kühle Winter brachte einen gleichmäßigen Austrieb, der kühle Beginn der Wachstumsperiode in Verbindung mit ausreichend Feuchtigkeit im Boden führte zu kraftvollem Austrieb.

Januar und Anfang Februar waren teilweise sehr warm. Hier gab es einige Probleme besonders in den heißeren Gebieten wie z.B. am Orange River. Trotzdem blieb das Rebmaterial gesund und Krankheiten wie Mehltau traten entweder überhaupt nicht auf oder konnten gut unter Kontrolle gehalten werden. Dadurch war 2003 fast ein Jahr des organischen Weinbaus, denn chemische Eingriffe waren nur geringfügig notwendig. Der warme Februar brachte die bis dahin unterentwickelten Zuckerwerte gut nach oben. Dank eines kühlen März stiegen die Zuckerwerte nicht so hoch und die Trauben konnten noch länger reifen. Nur in den Gebieten Robertson und Rawsonville gab es Probleme mit durchweg zu kaltem Wetter.

Im März kamen die ersten größeren Niederschläge. Wer vorher lesen konnte, hatte Glück. Die allgemeinen Probleme der ungleichmäßigen Reife mussten durch Lesen in mehreren Schritten ausgeglichen werden. Wie in Robertson so gab es auch in Montagu zu dieser Zeit Überschwemmungen, die einige Weinberge komplett zerstörten. Dadurch mussten einige Betriebe Einbußen von bis zu 20% verkraften.

Lag der Ertrag pro Tonne Beeren 2002 noch bei 750 bis 800 Litern, liegt er 2003 nur bei 700 bis 750 Litern. Trotzdem steigerte sich die gesamte Erntemenge um 12,2% gegenüber dem Vorjahr. In einigen Regionen wurde sogar bis zu 45% mehr geerntet. Der Grund hierfür sind die vielen neuen Rebflächen, die in Produktion kamen - besonders Shiraz, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Pinotage. Die Steigerungen gelten generell für alle Anbaugebiete (außer Orange River), vor allem aber für Stellenbosch, Paarl und Malmesbury.

2003 war für die meisten Winzer eine traumhafte Ernte. Jan Boland Coetzee vom Weingut Vriesenhof spricht von der "besten seit 25 Jahren", Louis Strydom vom Weingut Rust en Vrede bezeichnet seine Weine mit guter Farbe und Tanninen bei geringem Zuckergehalt und gibt 8 von 10 möglichen Punkten für das Jahr. Viele Winzer vergleichen das Jahr qualitativ mit dem traumhaften Rotweinjahr 1995. Es können also einige sehr gute Rote erwartet werden. Bei den Weißweinen war es eher ein Jahr für Chardonnay als für Sauvignon Blanc, gerade in den wärmeren Gebieten.

Die Anbaugebiete

Stellenbosch

Der kühle Frühling und der kalte Boden führten bei einigen Sorten zu ungleichem Austrieb. Die Temperaturen im November waren unter Durchschnitt, der Dezember sehr heiß. Januar und Anfang Februar waren allgemein kühl und trocken, unterbrochen von kurzen Hitzewellen. Mitte Februar gab es die ersten Anzeichen für Dürre, daher entfielen die Probleme mit Mehltau und Fäulnis, die meisten Sorten wurden jedoch fast gleichzeitig reif. Wegen eines kühlen und regnerischen März trat bei dem spät reifenden Cabernet Sauvignon und Sauvignon Blanc gelegentlich etwas Fäulnis auf. Die Erntemenge steigerte sich um 45,72% gegenüber dem Vorjahr, besonders bei Merlot, Pinotage und Chardonnay. In Stellenbosch ist 2003 ein gutes Rotweinjahr, jedoch in Bereich weniger für Cabernet Sauvignon und Shiraz.

Für Louis Strydom ist 2003 das beste Jahr, seit dem er auf dem Weingut ist - 8 von 10 möglichen Punkten vergibt er. Das Beeren-Frucht-Verhältnis ist sehr gut und der Wein hat eine gute Farbe und reichlich Tannine. Auch für Martin Meinert vom Weingut Meinert Wines und für Ken Forrester ist 2003 ein gutes Jahr. Die langsame Entwicklung der Zuckerwerte verhindert - für ihn zum Glück - heftige Blockbuster-Weine. Sorgen machte ihm nur etwas Fäulnis im Sauvignon Blanc und Chenin Blanc. Auf dem Weingut Slaley erwartet man eine ähnlich gute Qualität wie 2001. Besonders erfreut ist man über den Sauvignon Blanc, den Pinotage und den Shiraz. Kühle Temperaturen und das Fehlen von Krankheiten lassen De Toren ein großartiges Jahr erwarten, nicht nur in der Qualität, sondern auch im Ertrag. Der Cabernet Sauvignon ist in der Reife etwas ungleichmäßig, dafür aber der Merlot und Malbec ausgezeichnet.

Constantia

Das Jahr war für die Weingüter in Constantia sehr gut. Der Juni, Juli und August waren besonders kühl und es regnete mehr als im Langzeitdurchschnitt. Aber im schnell eintretenden Sommer blieb der Regen zum Glück aus, so dass kaum Schäden gemeldet wurden. Lediglich etwas Probleme gab es mit den hoch gelegenen Weinbergen. Für Bolea Gerber von Groot Constantia ist der Sauvignon Blanc der beste, den er in seinem Winzerleben jemals in Südafrika gesehen hat. Auf Constantia Uitsig zeigt sich der Sauvignon Blanc besonders gut und nach der Gärung eher mit Aromen von Feige und Obstsalat als mit grasigen Noten.

Obwohl die Erträge generell etwas geringer als im Vorjahr waren, werden wir besonders bei den Weißweinen erstklassige Ergebnisse aus Constantia erwarten können. Denn auch von Klein Constantia war zu hören, dass die Sauvignon Blancs und Chardonnays dieses Jahrganges deutlich besser als in den letzten beiden Jahren werden. Auf Steenberg wurde 2003 zum ersten Mal mit einer Maschine geerntet. Wie sich dies auf die Qualität des Weines auswirken wird, bleibt abzuwarten.

Auf Groot Constantia begann die Ernte 10 Tage später als im Vorjahr. Das Lesegut war reif, hatte aber nur einen geringen Zuckergehalt. Neben dem Sauvignon Blanc sehen der Chardonnay und der Pinotage am vielversprechendsten aus. Ebenfalls wurde der Jungfernjahrgang des Malbec gelesen. Neu angepflanzt wurden außerdem 6 ha Shiraz und 1,5 ha Touriga Nacionale. Somit verfügt die Farm jetzt über 90 ha unter Reben, wovon 60% auf rote und 40% auf weiße Sorten entfallen.

Paarl

Das Weinanbaugebiet Paarl erwartet die größte Ernte seit 1997 mit einer 45,3%igen Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Die Weinstöcke trieben spät aus und weil die Temperaturen im Oktober und November geringer waren als im Durchschnitt, gab es eine lange Blütezeit und anschließend leicht ungleichmäßige Reife. Die Temperaturen im Januar und Februar waren der Jahreszeit angemessen, aber generell trocken. So gab es auch hier keinerlei Probleme mit Krankheiten. Der Regen Ende März brachte Erleichterung in dieser doch sehr trockenen Periode und die Ernte startete gut.

Auf dem Spitzen-Weingut Veenwouden vergleicht man das Jahr mit 1998, dem wahrscheinlich besten Veenwouden-Jahr bisher. Die weißen Sorten in Paarl werden besser als 2002: der Chenin Blanc besonders, wenn die Trauben vor dem Hitzewellen im Februar gelesen werden konnten. Der heißeste Tag war vermutlich der 10. Februar 2003 mit einer Temperatur von 43°C! Wegen dieser Hitze werden die Tannine in diesem Jahr vermutlich weicher ausfallen, der Pinotage könnte es dabei etwas schwer haben. Gute Ergebnisse im Allgemeinen erbrachten Merlot, Shiraz und Cabernet Sauvignon, die hier oft früher reiften als im angrenzenden Stellenbosch.

In der Unterregion Wellington stellen lokale Produzenten das Jahr 2003 auf eine Stufe mit 2001, ihrem besten Produktionsjahr bisher. Bertrus Fourie von Diemersfontein spricht von einem "großartigen, aber schweren Jahr", denn alle Sorten reiften hier fast zur gleichen Zeit. Dafür sehen die Qualitäten aber besonders gut aus. Durch die exzellenten Wetterbedingungen gab es auf dem Weingut Plaisir de Merle (Franschhoek) keine Krankheiten, aber etwas Probleme mit ungleichmäßiger Reife bei den roten Sorten. Die Blöcke mussten daher zwei- oder dreimal gelesen werden. Die Beeren sind später, aber langsamer gereift, weshalb Tannine und Konzentration besser, der Alkoholgehalt in den Weinen aber geringer sein wird.

Durbanville

In Durbanville werden zum Teil noch bessere Qualitäten als beim sehr guten 2001er Jahrgang erwartet. Die roten Sorten hingen teilweise bis Mitte April. Der Sauvignon Blanc, eines der Aushängeschilder der atlantiknahen Region, wird vermutlich erstklassig.

Die Ernte auf Durbanville Hills begann am 24. Januar und dauert bis in den März in der Reihenfolge Sauvignon Blanc, Chardonnay, Pinotage, Merlot, Cabernet Sauvignon und Shiraz. 2003 war hier die erste Ernte, bei der die volle Kellerkapazität von 8000 ausgenutzt wurde. Zum ersten Mal wurde auch ein mobiles Labor eingesetzt, um die Qualitäten der Produzenten vor Ort und nicht mehr in Stellenbosch zu testen. Die meisten Weine sehen sehr vielversprechend aus.

Elgin

Durch die sehr kühlen Wetterbedingungen wurde in Elgin erst mit der Lese begonnen, als man in Stellenbosch bereits fertig war. Von den weißen Sorten ist der Sauvignon Blanc viel besser als im letzten Jahr, bei den roten Sorten sieht der Pinotage besonders vielversprechend aus.

Walker Bay (Hemel en Aarde)

In der Walker Bay führte der Regen von Mitte bis Ende Februar teilweise zu Fäulnis. Die Ernte war nicht so nervös wie 2002, aber doch gemischt. Es gibt gute pH- und Zuckerwerte, aber einige Bereiche sind sehr reif, bei anderen war es schwer, die Reife zu erreichen. Bouchard Finlayson wird z.B. Sauvignon Blanc mit einem Alkoholgehalt von 13,5% bekommen, andererseits gab es Probleme, "Farbe" in den Pinot Noir zu bekommen.

Robertson

#Auch hier gab es einen kühlen Winter mit relativ geringen Niederschlägen und starken Winden im September und November. Die Hitzewellen im Februar wurden von starkem Regen unterbrochen, so gab es am 23. und 24. März besonders in den Regionen Ashton, Goudmyn und McGregor teilweise Überflutungen. Nach diesen Regenfällen traten Probleme mit Mehltau und Schnecken auf. Trotzdem wurde auch hier eine der gesündesten Ernten eingefahren. Besonders gute Qualitäten sind bei den weißen Sorten zu erwarten, die vor den Hitzewellen im Februar gelesen werden konnten. Die roten Sorten sind im Allgemeinen gut, Pinotage und Shiraz besonders gut.

Johan Lotz vom Deetlefs Estate (Rawsonville) erwartet die beste Ernte seit 1999 und erhofft sich zahlreiche Auszeichnungen für seine 2003er. Am meisten verspricht er sich von Sauvignon Blanc, Chardonnay und Pinotage. Kobus Rossouw vom Weingut Jason's Hill im Slanghoek Valley hält die Ernte 2003 für die beste seit 25 Jahren in dieser Region. Die Erträge waren zwar zurückgegangen, die Qualität ist jedoch exzellent. Im Zandvleit Estate konstatierte man einen 20 bis 30%igen Rückgang beim Chardonnay durch geringen Austrieb und Blüte, die Qualität jedoch vielversprechend. Probleme gab es hier nur beim Merlot, da die gewünschten Zuckerwerte nur schwer erreicht wurden. Abrie Bruwer vom Springfield Estate berichtete von gutem Wetter und guter Ernte, wobei er dem Chardonnay und dem Sauvignon Blanc am besten beurteilt.

Swartland und Tulbagh

Dieses Weinanbaugebiet erlebte eines der gesündesten Jahre. Der Winter zuvor war kühl und mit viel Niederschlag, d.h. die Saison startete gut. Die Temperaturen im Oktober und November waren geringer als der Durchschnitt, die Temperaturen von Dezember bis zum Ende der Ernte waren normal. Da es kaum Sommerregen gab, trat zwar keine Fäule auf, die Wasservorräte in den Dämmen mussten jedoch mit Vorsicht eingesetzt werden, um sie nicht zu schnell aufzubrauchen. Insgesamt war das Wachstum der Stöcke gleichmäßig, alles reifte bei geringen Zuckerwerten. Dadurch wird der Alkoholgehalt der Weine auch geringer ausfallen.

Die Erntemenge hat sich gegenüber dem Vorjahr um 31,8% erhöht und ist damit die größte Ernte seit 15 Jahren. Das liegt auch daran, dass diverse neue Rebflächen mit Petit Verdot, Malbec und Viognier in die Produktion kamen. Der Winzer Danie Malan des Weingutes Allesverloren berichtet von größeren Erntemengen als im letzten Jahr und lobt die guten Wetterbedingungen, die für bessere Qualität gesorgt haben.

Orange River

Im Anbaugebiet Orange River fiel die Ernte um 18,5% geringer aus als im Vorjahr, da es insgesamt zu trocken war. Mit dem Beginn der Blüte bis Anfang Februar war es durchgängig sehr heiß. Von Mitte bis Ende Februar fiel sporadisch Regen. Besonders beim Hanepoot fiel die Erntemenge sehr viel geringer aus: später Mehltau und Frost Anfang Mai ergaben einen schlechten Start in die Saison. Insgesamt hatte die Region jedoch wenig Probleme mit Krankheiten und die Beeren zeigten allgemein eine gute Qualität. Gute Ergebnisse sind vom Colombard und Chenin Blanc zu erwarten.

Die Rebsorten

Sauvignon Blanc

Wie bereits dargestellt, wird die Ernte 2003 gut werden und besonders der Sauvignon Blanc sieht in den meisten Gebieten erstklassig aus. Die daraus produzierten Weine werden aufgrund der warmen Temperaturen in der Aromatik eher tropisch als grasig werden, wobei die kühleren Regionen eher reife Aromen liefern werden, grünere Aromen sind eher von den wärmeren Regionen zu erwarten. Auf dem Weingut Bellingham in Wellington (Paarl) fuhr man bestes Rebmaterial der Rebsorte ein, da es vor den Hitzewellen im Februar gelesen werden konnte. Die Sauvignon-Blanc-Trauben von Bloemdal reiften auf Grund des kalten Novembers sehr spät, in Robertson war der Dezember sehr heiß und die Trauben sind reifer, aber gesünder als 2002 mit mehr Aromen und einer ähnlichen Säure wie 2001. Bei Neil Ellis und auf dem Warwick Estate sieht der Sauvignon Blanc gut aus und wird sich ähnlich wie der 2001er präsentieren. Auch auf dem Weingut Steenberg vergleicht Winzer John Loubser den 2003er Sauvignon Blanc mit der - für die Rebsorte - Spitzenernte 2001. Die meisten anderen Winzer, die Sauvignon Blanc anbauen, setzen den Jahrgang 2003 auf eine Stufe mit 2001 oder sogar etwas darüber.

Pinotage

2003 kann das beste Pinotage-Jahr der letzten 20 Jahre werden - das ist die Meinung zahlreicher Produzenten und einer Gruppe von Weinexperten, die bereits zahlreiche Fassproben verkostet haben. 2003 wird hier mit den Paradejahren 1984 und 1998 verglichen, jedoch haben sich die Techniken im Weinbau weiter verbessert und die Rebflächen sind älter. So bleibt es spannend, wie der 2003er Pinotage bei den Spitzenproduzenten aussehen und welches Alterungspotential er haben wird.

© Helge Hagener, www.SA-Weine.de

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