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1979 schlug bei der angesehenen „Weinolympiade“ des Gault Millau in Paris ein spanischer Cabernet Sauvignon die seine großen Mitbewerber. Darunter waren Top-Châteaux wie Latour und Lafite. In der Blindprobe hatten nur französische Experten und Weinjournalisten gekostet – und da gewinnt ein unbekannter spanischer Wein mit dem unbekannten Namen „Gran Coronas Black Label“ den ersten Preis. Der Wein war zudem in eine Burgunderflasche mit schwarzem Etikett gefüllt worden. Auch das war damals ziemlich ungewöhnlich. Produziert hatte ihn der 29-jährige Miguel A. Torres. Damit erschien Spanien erstmals auf der Landkarte der großen Rotweine. Der junge Weinbau-Pionier Torres hatte im französischen Dijon studiert, und schon das galt bei den spanischen Winzern als Verrat. Er stammt aus der Region Pénedes nahe Barcelona , in der in den 60-er Jahren ausschließlich Trauben für Cava produziert wurde. Cabernet kannte niemand, wie man ihn produziert, war unbekannt. Und nun stammte der berühmteste Rotwein Spaniens aus dem Herzen dieses Anbaugebiets.

 

Gran Coronas Black Label (Bild: Kauss)

Erst einige Jahre später ließ Miguel Torres den Namen seiner Lage im Pénedes aufs Etikett drucken: Mas La Plana. Dort hatte er in den 60-er Jahren nach langen Diskussionen mit seinem Vater den Cabernet Sauvignon gepflanzt. Die Nachbarn schüttelten den Kopf. „Viele hielten mich damals für verrückt, als ich damit anfing. 'Warum macht der so was?', fragten sich alle. Es gab viele Diskussionen mit meinem Vater. Er war sich auch nicht sicher, ob es richtig sein würde. Doch er erlaubte es.“ Die beiden wussten nicht, was sie erwarten würde: Wir hatten damals keine Ahnung vom Terroir und von den Klimaverläufen im Weinberg. Aber wir wollten es unbedingt machen.“ Es war eine Zeit, die heute kaum mehr vorstellbar ist: „Die Weinbauern haben Rotwein-Reben wie Cava-Trauben behandelt, denn die Cava-Produktion war damals ihr einziger Erwerbszweig. Also erzeugten sie große Mengen mit viel Säure. Aber das wollte ich nicht mehr. Ich hatte zuvor in Kalifornien und in Frankreich mit Cabernet gearbeitet. Ich wusste, was damit bei uns möglich sein müsste.“

 

Miguel Torres (Bild: Kauss)

Bei der Verkostung von zehn Mas La Plana-Jahrgängen in Düsseldorf erinnert sich der heute 73-jährige Weinpionier: „Eines Morgens bekam ich einen aufgeregten Anruf aus Paris: 'Monsieur Torres, Sie haben die Olympiade gewonnen!' Wie bitte? Worum geht’s denn?, fragte ich zurück. Und der Importeur erklärte es mir mit zitternder Stimme.“ Torres, der fließend französisch spricht, lacht und seine Augen blitzen, als sei der Anruf gestern gekommen. Der Wein war in der Kategorie „Cabernet Sauvignon-Cuvées“ an den Start gegangen. Der Importeur hatte die Teilnahme organisiert. „Ich war selbst gar nicht dabei, ich wusste ja nicht einmal, dass wir teilnehmen. Es war ein junger Cabernet mit etwas Tempranillo und Cabernet Franc. Und dann so ein Sieg.“ Torres strahlt und fügt leise hinzu: „Damit hätte ich niemals gerechnet. Vielleicht war auch ein bisschen Glück dabei.“ Doch plötzlich stand der Name Torres in den Weinmagazinen der Welt und in den Lifestyle-Zeitschriften der Zeit. Kurz darauf wurde alles anders im schnell wachsenden Familienunternehmen.

 

Gran Coronas Black Label (Bild: Kauss)

Für Miguel Torres hat der 150 bis 200 Meter hohe, nach Ost und Südost ausgerichtete Weinberg Mas La Plana aus Ton, Kreide und Kalkstein noch eine weitere Bedeutung in der Historie des heutigen Weinimperiums. „Mas La Plana ist der erste Weinberg, mit dem meine Familie nach dem Zweiten Weltkrieg wieder mit der Weinproduktion angefangen hat. Wir haben im spanischen Bürgerkrieg all unsere Flächen verloren, es war nur noch das Weingut übrig. In den 50er-Jahren hat mein Vater diese Fläche gekauft, und ich habe sie nach dem Studium bepflanzt. An seinem Fuß steht die Finca, in der ich lebe. Dieser Weinberg ist mein Leben.“ Vorbild für ihn war sein enger Freund Jean Leon, dessen Weingut nach seinem Tod an Torres überging. Der italienischstämmige Leon lebte in den USA und hatte mit Luxus-Restaurants großen Erfolg. Zu seinen Freunden zählten Hollywood-Stars, Top-Prominente wie Frank Sinatra, Sammy Davis Jr. und Politiker wie die Kennedy-Familie. 1964 errichtete er sein Weingut nahe der Torres-Weinberge – und pflanzte Cabernet. Ihm war die spanische Tradition der Rebsorten egal. Die Amerikaner liebten den Wein aus dieser Sorte, und er baute ihn an.

 

Mas La Plana (Bild: Kauss)

In den ersten Jahren lag die Produktionsmenge des Mas La Plana bei etwa 50 bis 55hl pro ha, heute sei es deutlich weniger, erzählt Miguel Torres. „Der Wein hatte auch deswegen etwas weniger Farbe.“ Erst seit 1981 ließ er den Wein zu hundert Prozent aus Cabernet Sauvignon produzieren, weil die Grundweine immer besser gelungen seien. „Wir haben mehr konzentriert, indem wir viel weniger Menge eingebracht haben. Wir haben viele experimentiert, ohne den Wein und seine Natürlichkeit zu verändern.“ Heute werden nur noch die besten Parzellen des Weinbergs für den Mas La Plana genutzt, dazu kommen zehn Prozent Trauben aus Flächen mit mindestens 35 Jahre alten Reben ganz aus der Nähe. Der Zweitwein, der aus den übrigen Flächen im Weinberg erzeugt wird, trägt ebenfalls einen sehr guten Namen und ist fast auf der ganzen Weinwelt bekannt: Gran Coronas.

Robert Parker kam nach dem Sieg in Paris ebenfalls zum Kosten ins Weingut. „Durch seinen Einfluss gaben wir dem Wein mehr Farbe, mehr Struktur und mehr Tiefe“, erklärt Miguel Torres. „In 90er Jahren sind wir große Schritte voran gekommen, weil wir am Barriqe-Einsatz sehr intensiv gearbeitet haben. Damit war ich damals noch nicht zufrieden.“ Es sei es in den 70-er und 80-er Jahren fast unmöglich gewesen, sehr gute Barriquefässer zu bekommen: „Die Tonnellerien haben ihre besten Fässer nur an Betriebe in Frankreich abgegeben. Heute verwenden wir in jedem Jahrgang zu 100 Prozent neue Barriques nur von französischen Herstellern. Damit entwickelt der Wein eine gute Struktur.“ Wie sich die Zeiten ändern: „Seit einigen Jahren Jahr laden wir zu ieden neuen Jahrgang einige Tonnellerien zu einem Wettbewerb ein, welche Barriques sich am besten eignen. Dem besten Anbieter kaufen wir eine große Zahl Fässer ab, zudem zahlen wir ihm große Inserate in den spanischen Winzerfachzeitschriften.“

Miguel Torres betrachtet das gefüllte Wein wie ein Wissenschaftler. „Ich mag den alten und den neuen Stil von Mas La Plana. Der aktuelle Jahrgang 2010 stammt von rund 50 Jahre alten Reben. Vielleicht schmecken diese Flaschen in 38 Jahren nicht so gut wie der 1976-er mit nur 12 Prozent Alkohol, der aktuell ganz wunderbar zu trinken ist. Diese Jahrgänge brauchten aber mindestens fünf Jahre, bis man sie wenigstens öffnen konnte.“ 40 Jahre Mas La Plana sind 40 Jahre spanische Weinbaugeschichte. Man schmeckt es. In den alten und in den jungen Jahrgängen.

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