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Soave, mit seiner die Stadt umfassenden Scaligerburg und den schlagartig und spektakulär ansteigenden Hügeln im Hintergrund, liegt touristisch perfekt an der A4, der Autostrada zwischen Verona und Padua. Allerdings hat das nur marginale Auswirkungen auf die Buchungsfrequenz der wenigen Hotels der Umgebung. Statt einen kurzen Abstecher in die Stadt zu machen, wird eher auf das Gaspedal getreten. Die alten, venezianisch beeinflussten Gebäude der Via Roma anzuschauen und die Bigoli all'anatra in der Trattoria dal Moro zu probieren, mag einem als  vielversprechender touristischer Tipp ja noch durchgehen; dass man in Soave aber vor allem deswegen halten sollte, um sich durch die großartigen Weine der Region zu trinken, überfordert dann aber doch das Vorstellungsvermögen der meisten Passanten.

Wie schlecht es um den Ruf Soaves tatsächlich bestellt ist, wurde den wenigen ausstellenden Winzern der Region bei einer Degustation italienischer Weine Anfang des Jahres in Wien vor Augen geführt. Selbst die konsequentesten Verkoster und, schlimmer noch, die eisernsten Trankler, denen jeder noch so beliebige Wein eine Notiz und einen Schluck wert ist, schlugen einen Bogen um die Weißweine aus dem Veneto. Es half auch nichts, dass eine eigens mitgenommene und Deutsch sprechende Animatorin die Leute an die Hand nahm, um ihnen die Vorzüge und Vielfalt der Garganega zu erklären. „Jaja, kennen wir, trinken wir immer bei unserem Italiener, Danke“ war die Antwort, um schnell weiter in die Toskana zu flüchten.

„Jaja, kennen wir auch“, erzählt Marianna Carpene vom Weingut Inama. „Das ist leider in Italien kaum anders. Auch hier wird Soave mit dünnem und belanglosen Billigwein assoziiert, in den man auch Eiswürfel oder Aperol schütten kann.“ Schuld daran sind mehrere Faktoren. Zum einen die großen Genossenschaften, die – obwohl die Qualität dezent steigt – über Jahrzehnte auf riesige Mengen gesetzt haben, ganz egal, was dabei herauskam. Zum anderen aber auch die Tausenden Italiener, die im Zuge des Anwerbeabkommens in den 50er Jahren nach Deutschland aufbrachen und Stadt und Land mit Pizzerien überzogen. Und letztlich natürlich auch ihre Konsumenten. Die Spaghetti und die Quattro Stagione mussten nämlich möglichst authentisch runtergespült werden, mit Soave eben, der vor allem eines zu sein hatte: billig.

 

Rebzeilen bei Castelcerino (Foto: Balestri Valda)

Von Garganega bis Sauvignon Blanc

Zu Dumpingpreisen wird auch heute noch produziert, daneben hat sich allerdings eine Winzerszene entwickelt, die sukzessive demonstriert, was für große Qualitäten in den vulkanischen Böden, den oft steil abfallenden Terrassen und den alten Garganega-Stöcken steckt. Das wusste man freilich auch schon vor fast 100 Jahren. Damals wurde Soave, vermutlich zu Recht, aufgrund seiner Eleganz, Mineralität und Straffheit mit Chablis verglichen und genau in diese Richtung steuert man seit einigen Jahren wieder.

Oben auf dem Monte Foscarino kann man einen guten Überblick über die Region gewinnen. Soave liegt zur rechten, im Südwesten, ein paar Meter über den Meeresspiegel, Monteforte d'Alpone zur linken, knappe fünf Kilometer entfernt. Dazwischen und ein wenig nördlich davon liegt die Kernzone, 1.700 Hektar Soave Classico, ein zuweilen sanft, manchmal aber auch steil ansteigendes Rebenmeer aus Garganega und Trebbiano di Soave. Fast durchwegs in Pergola veronese gepflanzt, wirkt es dicht und undurchdringlich, ein grüner Teppich, der in Wellen die Landschaft darunter abdeckt und lediglich von Olivenbäumen und Zypressen durchbrochen wird. Oder aber auch, doch das ist nur wenigen Winzern vorbehalten, von internationalen, im Guyot erzogenen Stöcken, vor allem Chardonnay und Sauvignon Blanc.

„Sauvignon war erstaunlicherweise der erste Wein, den wir selbst in Flaschen füllten. Das war schon in den 80er Jahren und damals war der klassische Soave definitiv an seinem tiefsten Punkt angelangt,“ fährt Marianna fort und ist dabei selbst sichtlich beeindruckt von der sie umgebenden landschaftlichen Schönheit. „Die Zeiten für Garganega in Topqualitäten schienen damals gezählt, aber immerhin blieb so die Möglichkeit zu experimentieren.“

 

Trauben für den Soave (Foto: Az. Agr. Prà)

Trend zu Stahl und großem Holz

Das tat dann auch Stefano Inama. Erst mit Sauvignon Blanc, der seinem vulkanischen Untergrund wesentlich mehr Tribut zollt als den ewigen Sauvignon-Aromen und mit kräftig Pfeffer, Ananas und Mineralität auffährt, später dann, etwas entfernt, in den Colli Berici, Soaves Rotweinenklave, mit Carmenère (dem größten Carmenère-Weingarten außerhalb Chiles) und Cabernet. Vor allem versuchte man mit immer mehr Akribie und Wissen dem Boden seine eigenwilligen Nuancen und dem Garganega seine feinen floralen Noten zu entlocken. Dafür galt es jedoch erstmal ein paar grundsätzliche Entscheidungen zu treffen. Anstatt die alten Garganega-Rebstöcke, sämtlichst in Pergolen angepflanzt, zu ersetzen, entschloss man sich die Pergolen zu perfektionieren und auf die Intensität der alten Stöcke zu setzen.

Die sind zuweilen dick wie Baumstämme und man mag sich gar nicht vorstellen wie tief die Wurzeln im Basalt stecken. Der dichten, eleganten, vor allem jedoch extrem mineralischen Struktur der Weine nach zu urteilen, wurden vermutlich einige Gesteinsschichten durchsprengt. Und das schon beim einfachen Classico, der dazu noch Kräuter, Lorbeer und ein paar Blüten bereithält. Vielmehr jedoch noch bei dem Vigneto du Lot und dem Vigneto Foscarino, zwei der inzwischen 51 soavischen Einzellagen – beide saftig, präzis, elegant, mit Druck und Länge, der eine mit ein wenig neuem Holz, der andere mit ein wenig gebrauchtem.

Garganega verträgt beides ganz gut. Die Tendenz geht jedoch eindeutig hin zu Stahl und großen Fässern. Weniger weil die Traube nicht auch ihre barocke Seiten gekonnt ausspielen könnte, vielmehr jedoch, weil mit der Etablierung des Einzellagen das Bewusstsein eines speziellen Terroirs essentiell geschärft wurde. Deswegen schraubte Inama, der in den 80er und 90er Jahren gegen den Trend auf Barriques setzte, ihren Einsatz wieder radikal zurück.

Heimat der "Göttlichen Komödie"

 

Reben und Rosen im Weingarten (Foto: Balestri Valda)

Im Keller von Balestri Valda stehen zwar auch ein paar Barriques herum, die Garganega vom Vigneto Sengialta „hat ihre Jugend allerdings in 20 Hektolitern-Fässern aus slawonischer Eiche verbracht“, erzählt Laura Rizzotto, ergänzt aber auch gleich, dass „die Heilssuche über den Umweg Kalifornien gelaufen ist.“ Irgendwann versuchte es jeder Mal mit fetten Weinen: „Wir probierten einfach alles um aus der Misere zu kommen.“ Mit Weinen wie dem Sengialta sollte das auf Dauer auch ohne Holz gelingen. „Sengia“ bedeutet im Veroneser Dialekt „schwarzer Stein“, „alta“ weist auf die Höhe der Lage hin. 150 Meter über Soave, auf knapp drei Hektar tut sich eine Einzellage auf, in der die Rebstöcke oft mehr als 50 Jahre sind. Die alten bilden ein klassisches Pergoladach, über die jungen, im Guyot erzogenen Stöcke, sieht man weit in den Süden, in die Ebene der Etsch und des Pos. Auf ein Land, in dem, die Legende will es so haben, Dante Teile der „Göttlichen Komödie“ verfasste und dem er seinen Namen gegeben haben soll. Soavesüß, mild, angenehm. Süß ist im Hier und Heute vor allem der Recioto di Soave Spumante, eine sprudelnde Version des stillen Süßweins. Die Trauben werden dabei von September bis Februar getrocknet, finden sich dann kurz im Barrique und lang im Stahltank wieder und machen dort eine Zweitgärung durch. Das Resultat ist dann ernsthafte Konkurrenz für jeden Moscato: Mandeln und getrocknete Marillen, feine vanillige Untertöne und eben prickelnde Frische.

„Für den Sengialta gehen wir erst im Oktober in den Weingarten“, fährt Laura fort, „wir wollen Substanz. Allerdings keine Überreife und schon gar keine Botrytis.“ Klare Aromen und Strukturen ist das dezidierte Motto von Balestri Valda, und was sich dann im Glas präsentiert ist punktgenau floral und salzig, frisch und intensiv, ein Ping-Pong zwischen Nüssen und Zitronen. Doch weil Soave so vielfältig wie Veltliner und vielschichtig wie Chardonnay sein kann, gibt es auch noch eine spezielle Selektion. Die 70 Prozent Garganega des Luna Longa 2009 liegen im Stahltank, doch weil Soave nicht nur aus Garganega besteht, sondern auch aus Trebbiano di Soave, kommen die restlichen 30 Prozent davon ins kleine gebrauchte Fass und liefern in Kombination einen dichten, kalkigen Wein, der schichtweise Akazie und Trockenfrüchte, Mandeln und Pfeffer freilegt.

 

Landschaft im Soave-Gebiet (Foto: Az. Agr. Prà)

Uni Mailand als Kooperationspartner

Oben in Fittá, gute 300 Meter über Soave, ziehen sich noch immer unzählige Reihen an Rebstöcken dahin. Wie spektakulär die Weinlandschaft Soave ist, wird einem vor allem hier oben klar. Ästhetisch braucht man sich vor der Toskana wohl kaum zu verstecken, sensorisch allerdings auch nicht. „Dort drüben sind unsere Trebbiano-Rebstöcke“, erzählt Alessandra Tessari, eine von vier jungen Schwestern, die das Weingut Suavia führen, und zeigt auf eine steile Terrassenlage. Gemeinsam mit der Uni in Mailand hat Valentina, ihre Schwester, hier alte Trebbiano di Soave-Klone ausgesetzt. Mit den anderen in Italien gefundenen Trebbianos hat die Trebbiano di Soave wenig gemein. Sie ist, auch anders als die Garganega, heikel anzubauen, anfällig für Pilzkrankheiten und nicht besonders produktiv. Ein Grund, warum sie sukzessive aus den Weingärten der Region verschwand. Die Tessaris versuchen sich nun an einem Revival, und zwar nicht nur im Verschnitt mit Garganega, sondern konsequent reinsortig. Der Massi Fitti kam dann auch 2008 erstmals auf den Markt und ist eine Hommage an regionale Traditionen. Zugleich aber auch ein Bekenntnis zu Boden und Terroir, ein komplexes Gebilde aus Orangenzesten und dunkler Würze, lang, cremig und dicht. Vor allem jedoch auch ein Versuch, versteckte und längst vergessene Qualitäten wiederzubeleben.

Dass die Uni in Mailand mit den Tessaris kooperierte, hat zweifellos auch mit den zwei beeindruckenden Garganega-Crus der Schwestern zu tun. Dabei wird wiederum die ganze Bandbreite der Sorte ausgeschöpft und während der Monte Carbonare (der Kohlenberg) im Namen schon sein ganzes Programm verrät, sich mineralisch, knochig und elegant präsentiert, ist der Soave Le Rive mit seinen 50 Jahre alten Rebstöcken ein üppiger Geselle, der erst nach drei Jahren auf den Markt kommt, und dem ein paar Jahre mehr im Keller sicher gut stehen.

 

Weinberge im Herbst (Foto: Balestri Valda)

Bio- versus Massenwein

„Garganega reift bestens“, nickt Filippo Filippi bestätigend, doch bevor wir das verifizieren, besteht er glücklicherweise darauf, mit dem Traktor eine Spritztour an seinen Weingärten vorbei zu machen. Die sind einen Katzensprung von Suavia entfernt, und nochmal ein paar Meter höher oben. Bis fast 500 Meter ziehen sich hier die Stöcke über die Kuppen, eingebettet in kleine Wäldchen und bestens durchlüftet vom Wind, der über die Hügel bläst. Der bringt auch gleich Regen mit und treibt uns in eine – von Menschen ausgeschlagene – Kalksteinhöhle. Die Terrassenmauern der Weingärten sind daraus gebaut und auch das aus dem 13. Jahrhundert stammende Haus der Filippis. Auf Kalk steht auch der Vigneto Menteseroni, einer der weniger weißen Einsprengsel im Vulkanland – Filippo bewirtschaftet ihn biodynamisch – steinalte Stöcke, die quasi in einer Blumenwiese stehen. Filippi ist beileibe nicht der einzige, der hier dezidiert biologisch arbeitet. Auch Inama ist zertifiziert und Suavia arbeitet organisch.

Sie setzen damit zum einen auf all die Vorteile gesunder und vitaler Böden zum anderen aber auch einen bewussten Kontrapunkt zu den Pestizidattacken unten in der Ebene, wo das imposante Rebenmeer stets von weißen Dampfwolken durchbrochen wird und der Wein entsteht, der noch immer das deutsche Soave-Bild prägt. Una Pizza con funghi con un bicchiere di funghicidi, per favore. Man kann mit den Winzern hier seinen Spaß haben und dabei doch auch sehen, wie ernst sie ihren Gegner nehmen – denn das sind die großen Genossenschaften, die Preisdrücker und die Präger des Negativimages. Für 55 Cent gehen die Liter in die Gastronomie, für 99 Cent in die Supermarktregale. Um die Nachfrage nach den Billigweinen stillen zu können, wurden in den Zeiten der Weinindustrialisierung auch einfach die Grenzen des klassischen Soavegebiets gesprengt. „Terroirgeprägten 1.700 Hektar wurden damals einfach 8.000 beliebige hinzugefügt“, erzählt Filippo und schenkt ein. Hier oben gibt es nur Lagenweine, den Vigne della Brà, Castelcerino und Turbiana, und deren Grundtendenz ist mineralisch, cremig (die Weine bleiben lange auf der Hefe), präzis und fein nussig.

Und auch Filippo, der Verwalter vieler Traditionen hier oben, hat seinen eigenen Trebbiano di Soave. Auch ohne Uni, dafür 80 Jahre alt und voller feiner Blütennoten. Und da ist dann auch noch seine Garganega Spätlese, die er einfach drei Monate auf den Schalen lässt und die alles vorhergehende an Radikalität und Originalität noch übertrifft. Orange ist nicht nur die tonangebende Fruchtnote sondern auch die Farbe, ein bisschen Honig wird mit Salz unterlegt und die Länge, Säure und Eleganz spürt man noch bei der Fahrt hinunter in die alte Scaligeranlage Soave.

 

Filippo Filippi und Mitarbeiterin bei der Lese (Foto: Filippo Filippi)

Maßstab Chablis

Dort stehen auf wenigen Quadratmetern so viele historische Verweise wie anderswo in Metropolen. Zwischen Scaligern und Veneziern, Römern und Renaissance findet sich auch die Villa von Leonildo Pieropan. Im angeschlossenen Shop stehen ein paar Holländer (der Sinn von Wohnwägen wird einem schlagartig klar – Stauraum für Weinkartons!) und sind beim Verkosten. Pieropans La Rocca öffnete in den letzten beiden Jahrzehnte so manchen die Augen, und demonstrierte, wohin großer Soave führen kann – nämlich mitten in die Weltspitze. Kein Wein in Soave kratzt so sehr an den großen Grand Crus des Chablis wie dieses kleine Meisterwerk. Das liegt auch daran, dass die Garganega-Stöcke des La Rocca auf der einzigen dezidierten Kalklage Soaves stehen. Direkt über dem Castello nehmen sie fünf Hektar ein, und wenn der Wein den Dante trank aus dieser Lage stammte, dann ist sein langes Verweilen im Schloss und seine Begeisterung für Soave absolut nachvollziehbar. La Rocca hat es in sich: Der Wein ist üppiger als seine Kompagnons, jedoch ohne dabei die kalkige Knochigkeit abzulegen; er ist exotisch und saftig, würzig und so lang wie die Geschichte der Familie.

1890 wurde der erste Wein im Hause Pieropan produziert, Leonildo der Dorfarzt zeichnete dafür verantwortlich. Noch heute ist ein Leonildo am Ruder, sein Neffe, und untermauert das, wofür Pieropan seit langem steht – das Weingut ist Vorreiter für die ganze Region und seine Weine sind auch unter den Kollegen hoch geschätzt. Wobei auch unter diesen quasi ein Glaubenskampf geführt wird, welcher von Pieropans zwei Crus die Nummer eins ist. Für viele ist es La Rocca, für genauso viele der Calvarino. Die zweite Einzellage der Pieropans ist zwar nicht so spektakulär gelegen wie La Rocca, die Substanz des Calvarino bietet ihm jedoch locker Paroli. Im Stahltank ausgebaut, ist er grundsätzlich schlanker, straffer, eleganter – doch gleichzeitig ist er auch mineralischer, vitaler, frischer. Das Urteil sollte man vermutlich von der Tagesverfassung abhängig machen. Die ist bei den Holländern noch recht gut, sie machen sich gerade über den Recioto her und sind von den Trockenobstnoten, den Marillen, seiner Weichheit und Wärme sichtlich angetan.

 

Blick auf Castelcerino (Foto: Filippo Filippi)

Unabhängige Winzer

Auf der anderen Seite von La Rocca geht es über die Hügel hinunter nach Monteforte d'Alpone, die östliche Bastion des Soave Classico und Sitz vieler exzellenter Winzer. Einer von ihnen ist Graziano Prà, der sich allerdings schnell in die Weinberge verzieht und den Rest seiner deutschen Exportleiterin Laura Meile überlässt. Bestens aufgehoben sitzt man auf der Terrasse, schaut einer Eidechse beim Queren einer rotgetünchten Wand zu und den Reben beim Wachsen auf dem Monte Staforte. „Auch Graziano hat nur Hügellagen,“ erzählt Laura, „allesamt bio. Allerdings sind die Garganega-Gärten leider nicht zertifiziert, da rund um die eigenen Gärten noch immer wie wild gespritzt wird.“

Das ewige Dilemma gibt es auch hier in Monteforte. Doch hat man gemeinsam mit Pieropan, Inama und neun anderen Winzern die „vignaioli independenti“, die unabhängigen Winzer Soaves, ins Leben gerufen und versucht so – individuell und doch gemeinsam – stärker aufzutreten. Grundsätze werden dabei auch verfolgt und das Gleichgewicht des Ökosystems und des gesamten Produktionszyklus' steht dabei an vorderster Stelle.

Lange ist es her, dass Prà selbst zu den Lieferanten für die Genossenschaften zählte. Seit 1990 füllt er selbst, anfangs noch gemeinsam mit seinem Bruder Sergio, der im Weingarten werkte, während Graciano im Keller und in der Weltgeschichte zu finden war, im ständigen Bemühen, Soaves wahres Gesicht zu präsentieren. Das findet sich dann auch gleich im Monte Staforte, der duftig und cremig ist, engmaschig und salzig, eine eher moderne Interpretation des Soave, dem sich dann aber auch gleich die klassische Variante, der Monte Grande, entgegengestellt. Die ewige Dualität des Soave – sie macht in ihrer Diversität Spaß und Eindruck.

 

Graziano Prà (Foto: Az. Agr. Prà)

Weltklasseweine zum Schnäppchenpreis

Der Monte Grande ist ein Monument. 6.000 Flaschen gibt es davon, ganze zwei Hektar, purer Vulkanstein, alte Stöcke, dicht gepflanzt. Vor Mitte Oktober wird nicht gelesen. Der Wein wird spontan vergoren und bleibt erstmal zehn Monate auf der Hefe. Das Resultat ist exotisch und floral, kräftig und dicht, elegant und so langlebig, dass einem das Bewusstsein, so lange warten zu sollen, fast schmerzt. Dem Zweigestirn von Prà wird, anders als bei den meisten anderen Winzern, noch ein dritter Stern hinzugefügt. Der Colli Sant'Angelo ist ein einzelner kleiner Garten, der als letzter im Jahr gelesen wird und sich ganz dezent an deutschen Spätlesen orientiert. Ein Tick mehr Restzucker, dafür knackt die Säure so richtig. In seiner Gesamtheit ist er ein harmonischer Zeitgenosse, der Orangenzesten und Marzipan in seinem Repertoire bereithält und ein wenig die Nouvelle Vague des Soave präsentiert.

Anders als für nahezu alle anderen Weingüter – deren Exportmärkte vor allem in Übersee und im hohen Norden Europas liegen – macht Prà keinen Bogen um Deutschland. Lauras Vater sorgte schon vor fast zwei Jahrzehnten für erste Importe und die haben sich unter ihrer Ägide noch weiter entwickelt.

Die Hoffnung, dass das auch bald anderen Winzern gelingen wird, lebt, hängt allerdings ganz entscheidend vom deutschen Konsumenten ab, der es oft lieber billig als gut hat. Dass man hier in Soave eigentlich beides haben kann, Weltklasseweine zu teilweise schon absurd günstigen Preisen, sollte ihm zumindest ein erster Anreiz sein.

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