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Knapp hundert Weine des neuen Jahrgangs standen an zur diesjährigen Silvaner-Trophy in Rheinhessen. Ein ordentliches Pensum für die zehn Verkoster, die in zwei Gruppen der Qualität dieser viel zu lange unterschätzten rheinhessischen Leitsorte auf den Grund gehen wollten. Im Ergebnis waren sich die 10 Juroren erstaunlich einig. Die top Drei des Jahrgangs hatte jeder einzelne auf dem Gewinnerzettel: Dirk Würtz mit einem knochentrockenen Paradebeispiel eines rheinhessischen Silvaners, Klaus und Klaus-Peter Keller mit einem komplexen, aber viel zu jungen Meisterwerk und das Weingut Machmer aus Bechtheim, das sich - den Juroren  großenteils unbekannt - mit einem kräftigen und dabei ausgesprochen typischen Silvaner einen Platz an der Spitze sicherte. An vierter Stelle beeindruckte das Weingut Huff-Doll,  das schon im letzten Jahr mit seinem Literwein ins Finale kam und dieses Mal die ganze Jury sprachlos machte: einer der besten Literweine, die wir je verkosten durften und weit besser als die Hochprädikate so mancher anderer Betriebe.

 

Die Gewinner Hubertus Weinmann und Dirk Würtz im Weingarten

 

 

Der Silvaner gehört zu den ältesten heute noch kultivierten Rebsorten. Schon Plinius der Ältere beschrieb im ersten Jahrhundert nach Christus in Rom eine Fiano genannte Sorte, deren Charaktereigenschaften dem heutigen Silvaner fast aufs Haar gleichen und bei dem es sich demnach laut Experten bereits um diese vermutlich zufällige Kreuzung aus Traminer und Österreichisch-Weiß handeln könnte. In Deutschland nahm die Sorte noch bis in die 90er Jahre den größten Teil der Gesamtrebfläche ein, belegt inzwischen mit rund 6500 Hektar aber nur noch den vierten Platz.

 

Der Rückgang der Silvanerrebfläche spiegelt deutlich die rückläufige Bedeutung dieser Sorte in Deutschland wieder, dem außerhalb Frankens und Rheinhessens nur noch selten ernsthafte Aufmerksamkeit entgegengebracht wird. Zu unrecht, wie auch Weinliebhaber und Juror Klaus W. Grundstein meint, den das Niveau und die Bandbreite der Probe begeisterte und der dem Silvaner ein „erheblich größeres Potenzial” attestiert, als man es ihm gemeinhin zubilligt. Winzer Gerhard Gutzler sieht im Silvaner vor allem einen „phantastischen und viel zu lange unterschätzten Speisenbegleiter” und bedauert, dass die Sorte in Rheinhessen schon während der 70er gegen viele damals populäre Neuzüchtungen an Boden verlor. Auch Christine Dördelmann, Sommeliere im Essener Restaurant „Hugenpoet” betont die Qualitäten des Silvaners als Essensbegleiter, vermisst aber in Rheinhessen noch ein wenig die „kräftigen, druckvollen” Exemplare, die „einem großen Menü Paroli bieten” könnten. Gewinner Dirk Würtz schätzt den Silvaner vor allem für seinen „gänzlich eigenständigen Charakter”, mit dem man sich in einer „Welt immer einförmigerer Weine profilieren” könne.

 

Die Silvaner-Trophy wurde 2004 anlässlich des ersten Rheinhessen-Festivals (www.rheinhessenfestival.de) aus der Taufe gehoben, das vom 28 April bis 8. Mai 2005 zum zweiten Mal Weinliebhaber aus dem ganzen Land mit hochkarätigen Veranstaltungen und illustren Gästen unter dem Motto „Rheinhessen trifft Frankreich” begeistern will. Auch die Preisverleihung wird anlässlich der Jahrgangspräsentation Rheinhessens am 30 April in der „Alten Lokhalle” in Mainz durchgeführt, die im Rahmen des Festivals stattfindet.

 

Die Trophy steht unter der Schirmherrschaft der Rheinhessenwein.ev (www.rheinhessenwein.de) und steht grundsätzlich allen Weinbaubetrieben des Gebietes offen. Die angestellten Weine wurden in zwei Durchgängen, nach Restzucker aufsteigend sortiert, blind probiert und bewertet

 

Die Siegerweine

 

Platz 1: Silvaner trocken, Würtz-Weinmann, Gau-Odernheim

Zu zwei Dritteln im Stahltank und zu einem Drittel spontan im Holzfass vergoren begeistert der Silvaner von Dirk Würtz und Hubertus Weinmann mit einem klassischen, sehr lebendigen Duft nach Äpfeln, Kräutern und etwas weißem Gemüse. Im Mund reintönig und lebendig, mit einer idealen Balance zwischen Kraft und Finesse, nachhaltig am Gaumen, mit guter Tiefe und animierender Art, präsent und mittellang. Ein mustergültiger Silvaner.

 

Platz 2: Silvaner trocken „S”, Keller, Flörsheim-Dalsheim

 

Familie Keller

Leider der letzte Silvaner aus dieser alten Anlage im Westhofener Morstein, die inzwischen komplett gerodet und mit Riesling bepflanzt wurde. Noch sehr unentwickelt in der Nase, komplex, tief und rassig, mit enormer Mineralität und glasklarer Frucht. Sehr kräftig im Mund, dicht, dabei aber auch komplex und fein, mit verspielter Säure, am Gaumen Schmelz und Tiefe, wieder mit intensiver Mineralität, bestens balanciert und sehr lang.

 

Platz 3: Grüner Silvaner Kabinett trocken, Machmer, Bechtheim

Zart floral in der Nase, mit typischen Apfelaromen aber auch zart an rote Beeren erinnernden Noten. Im Mund klar und feinsaftig, mit zarter Würze, sehr geradliniger Stil, gewisser Schmelz am Gaumen, ausgezeichnete Balance, animierender, trockener Abgang.

 

Platz 4: Horrweiler Gewürzgärtchen Silvaner trocken, Literflasche, Huff-Doll, Horrweiler

Schon im letzten Jahr fiel der Literwein von Huff Doll positiv auf, doch die 2004er Version übertrifft den Vorgänger noch. Sehr klarer Silvanerduft mit Kräuteraromen sowie Noten von Äpfeln und etwas Honigmelone. Auch im Mund mit kräuteriger Würze, dabei rund und fruchtig, vielleicht nicht ganz trockene Art, ungeheuer süffig, nicht ohne Substanz, würzig-fruchtiger Abgang.

 

Im Finale ebenfalls sehr gut bewertet (in alphabetischer Reihenfolge):

 

Silvaner trocken, Keller, Flörsheim-Dalsheim

Sehr klar in der Nase, feinfruchtig, elegant und verspielt. Zartwürzige Frucht, gewisser Schmelz und feine Säure, trockener Stil, mineralische Note, guter Abgang.

 

Flomborner Feuerberg Silvaner trocken, Michel-Pfannebecker, Flomborn

Klar und frisch in der Nase, feinfruchtig und leicht kräuterig. Im Mund lebendig, wieder mit Kräuternoten, animierende Art, nicht ganz trocken, zartherber Abgang.

 

Silvaner trocken, Literflasche, Neumer, Uelversheim

Der zweite Literwein und nach dem Gewinner der zweite Silvaner aus dem Hause Würtz-Weinman. Apfel-Zitrusduft mit kräuterig-verspielter Würze. Im Mund klar und gerade, zartherbe Würze, feine Säure, ordentlicher Abgang.

 

Silvaner Classic, Russbach, Eppelsheim.

Der einzige Classic in der Endrunde. Sehr klar in der Nase, zart kräuterig und leicht dropsig. Recht elegante Art im Mund, nicht ganz trocken, rund, mit feinem Spiel, sehr schön zu trinken.

 

Silvaner Spätlese trocken „Jean”, Wagner, Essenheim

Zartwürzig in der Nase, nach Äpfeln, Honigmelonen und etwas weißem Gemüse. Im Mund klar, geradlinig und trocken, wirkt schlanker als er ist, animierende Säure und feine Würze, ordentlicher, trockener Abgang.

 

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