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Der grüne Silvaner - so sein vollständiger Name in Deutschland - ist eine der ältesten Kulturreben Europas. Die ursprünglich aus Österreich stammende Rebsorte wurde seinen Aufzeichnungen zufolge erstmals 1665 vom Ebracher Zisterzienserabt Alberich Degen erstmals in Franken gepflanzt. Lange Zeit galt der Silvaner als edelste Sorte im Land und bis in die frühen 90er Jahre war sie auch flächenmäßig dominierend.

Seit dieser Zeit hat er nicht nur an Fläche, sondern auch an Renommee deutlich eingebüßt.Grund hierfür ist wohl vor allem der Siegeszug des Rieslings und mit ihm der Trend zu aromatischeren und möglichst fruchtbetonten Weinen. Beides hat der Silvaner nur in begrenztem Maß zu bieten. Zwar warten die Weine vor allem in ihrer Jugend häufig mit mehr oder weniger feinen Birnen- und Apfelaromen auf, doch schon früh dominieren eher vegetabile, häufig an Wurzelgemüse erinnernde Aromen, die mit etwas Flaschenreife die fruchtigen Töne meist vollständig verdrängen. Die lebhaften Zitrus- oder gar Steinobstaromen eines Rieslings besitzt Silvaner eigentlich nie - und wenn doch, kann man in der Regel davon ausgehen, dass in seine aromatische Entwicklung im Keller gezielt eingegriffen wurde.

Mit der Zeit kommen häufig Artischocken oder Weißkraut hinzu. Auch Pfeffer und Kümmel finden sich regelmäßig im aromatischen Spektrum hochklassiger reifer Silvaner. Wie nur wenige andere Sorten bildet der Silvaner zudem seine Herkunft deutlich im Aroma ab. Hier ist er sogar dem wesentlich aromatischeren Riesling meist überlegen. Diese Mischung aus meist herben vegetabilen Aromen sowie erdigen bis mineralischen und gewürzigen Tönen macht die Sorte zu einem der besten und vielseitigsten Essensbegleiter überhaupt. Je nach Charakter, Herkunft und Reife ist er zu deftigen ländlichen Gerichten ebenso einsetzbar wie zur modernen Hochküche.

 

Blick auf den Weinort Escherndorf (Bild: DWI)

Obwohl die Sorte als eher neutral gilt, ist ihre stilistische und aromatische Bandbreite doch relativ groß. Schon als schlanker, feinfruchtiger Zechwein kann Silvaner großes Vergnügen bereiten. In den Händen guter Produzenten besitzen dabei schon leichtere Exemplare mit Alkoholgraden um die 12% häufig schon erstaunliche Klasse. Besonders Rheinhessen tut sich in letzter Zeit mit ausgesprochen eleganten, feingliedrigen und animierenden Varianten hervor, während die Franken auch in dieser Gewichtsklasse zumeist etwas herber und erdiger wirken. Auch letzter haben dabei in den letzten Jahren noch einmal erheblich an Zuverlässigkeit und Schliff gewonnen, ohne ihre Identität preiszugeben.

Viele der besten Silvaner sind jedoch noch einmal deutlich kräftiger. Bei Alkoholgraden über 13 und bis über 14% fühlt sich der Silvaner durchaus wohl, wenn auch die Ergebnisse sehr unterschiedlich ausfallen können. Vor allem in Franken trifft man noch fast überall auch einen mächtigen, breitschultrigen und dabei kernigen bis rustikalen Typ an, der vielen Weinfreunden heute ein wenig zu schwer und zu anstrengend vorkommt. Gleichwohl können diese Weine erstaunlich tiefgründig und komplex ausfallen und, vor allem nach einigen Jahren Reife, jede Aufmerksamkeit wert sein. Alkoholgrade über 14% werden allerdings immer seltener und auch in der kräftigen Kategorie haben die Weine inzwischen fast überall entschieden an Finesse gewonnen.

Es ist offensichtlich, dass sich immer mehr Produzenten wieder den Qualitäten des Silvaners bewusst werden. Zwar finden sich in der qualitativen Spitze noch immer überwiegend altbekannte Namen mit einer noch recht deutlichen fränkischen Übermacht, aber in erstaunlicher Geschwindigkeit kommen in letzter Zeit immer mehr neue Namen hinzu. Vor allem Rheinhessen, das Jahrelang trotz diverser Engagements zur Bekanntheits- und Qualitätssteigerung in Sachen Silvaner lange in zweiter und dritter Reihe verharrte, entwickelt derzeit eine ganz erstaunliche Dynamik, aber auch in der Pfalz, in Baden und in Württemberg entstehen immer mehr bemerkenswerte Tropfen.

 

Silvanertraube im fränkischen Weinberg (Bild: DWI)

Und auch bei den Franken herrscht Bewegung. Neben den bekannten Spitzenproduzenten tauchen immer mehr Namen auf, die entweder bis dato gänzlich unbekannt waren, wie etwa die Weinmanufaktur 3 Zeilen, die sich 2013 gleich mit an die Spitze des Jahrgangs gesetzt hat, oder sich seit Jahren kontinuierlich nach oben arbeiten. In Franken sind das vor allem May aus Retzstadt, Roth aus Wiesenbronn, Bickel-Stumpf aus Frickenhausen und Brennfleck aus Sulzfeld, wo der Erfolg von Luckert offenbar ansteckend wirkt, aber auch die Schwane in Volkach überzeugt immer wieder mit zwar mächtigen, aber doch sehr gut gemachten Grossen Gewächsen.

In Rheinhessen kann man kaum alle Produzenten aufzählen, die man im Auge behalten sollte. Wichtig sind auf jeden Fall Kai Schätzel, der an der Rheinfront ganz auf schlanke, dabei ausdrucksstarke und mineralische Weine setzt, Gutzler mit tatsächlich uralten Reben, Riffel, Dreissigacker dessen Weine meist recht opulent sind, aber auch immer feiner und vielschichtiger werden, Steitz, Bettenheimer und Thörle. Außerhalb der beiden klassischen Silvaner-Hochburgen fallen vor allem die Weingüter Heid aus Württemberg und Odinstal aus der Pfalz durch bemerkenswerte Qualitäten auf.

 

Blick auf Einzellage "Hölle" (Bild/Copyright: Weingut Thörle)

Doch so schnell, wie die Entwicklung beim Silvaner in Deutschland voranschreitet, ist das nur eine Momentaufnahme. Vielen Lesern fallen vermutlich sofort weitere Betriebe mit auffallend guten Silvanern ein, die ich hier vergessen habe oder deren Weine ich womöglich noch gar nicht kenne. Wir werden nach ihnen Ausschau halten.

 

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