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Rund 3,7 Liter oder 5 Flaschen Sekt trinkt jeder Bundesbürger im statistischen Durchschnitt jährlich. Der größte Teil der konsumierten Schaumweine stammt von einigen wenigen Großkellereien, die ihre Produkte unter verschiedenen Markennamen abfüllen und vorwiegend über den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) und die Discountmärkte vertreiben. Die Preisspanne ist bei Schaumweinen aus dem LEH und den Discountern ungleich größer als bei den Stillweinen. Sie beginnt bei knapp 2 Euro und endet für Sekt bei etwa 13 Euro. Für Champagner wird bisweilen noch einmal deutlich tiefer in die Tasche gegriffen: weit über 30 Euro kostete die teuerste von uns erworbene Flasche.

 

Alles was schäumt

Doch wie gut sind diese oft in Millionenauflagen erzeugten Weine wirklich? Hängt die Güte der Weine tatsächlich auch vom Preis ab und entsprechen die Qualitäten beim Champagner wirklich den Erwartungen? Fragen, die sich wohl jeder Konsument und Liebhaber des prickelnden Stoffs schon einmal gestellt hat. In einer großen Blindverkostung hat sich Wein-Plus einen umfassenden Überblick, zumindest über die in Süddeutschland bei den großen Handelsketten erhältlichen Schaumweine, verschafft.

Die Ergebnisse sind ernüchternd. Auch ohne hohe Ansprüche zu stellen muss man einem bedeutenden Teil der in Deutschland angebotenen Markensekte, den meisten Hausmarken der Discounter und sogar manchem teuren Champagner in Sachen Qualität ein "mangelhaft", nicht selten ein "ungenügend" attestieren. Dabei zeigten sich die Verkostungsergebnisse als fast völlig unabhängig vom Preis der Weine. So erwiesen sich die abseits der Champagner teuersten Schaumweine der Probe, die Krimsekte "Krimskoye" der Kellerei Artemovsker, gleichzeitig als mit die Unsaubersten der ganzen Auswahl. Die Weine waren allesamt fehlerhaft und sind beim besten Willen nicht mehr zu empfehlen.

 

Krimskoye: nur im Preis unter den Siegern

Doch auch deutsche Sektmarken bekleckern sich nicht gerade mit Ruhm. Dass die Billigmarke "Schloss Königstein" keine Lorbeeren ernten würde, konnte man bei einem Preis von 1,99 Euro die Flasche möglicherweise noch erwarten (wenngleich für das Gebotene auch dieser Preis eindeutig zu hoch ist), doch auch die Erzeugnisse der bekannten Marken von Henkell über Deinhard und Kupferberg bis Mumm sind unbefriedigend und die Weine bisweilen ebenfalls so unsauber, dass man ihren Genuss guten Gewissens auch dem anspruchlosesten Sekttrinker nicht mehr empfehlen möchte.

Etwas besser sieht das Bild beim Cava aus. Zwar finden sich auch hier mangelhafte Weine, doch die Erzeugnisse von Freixenet sind wenigstens zum Teil passabel und jene von Codorniu sogar gut bis sehr gut. Letztere gehören zu den wenigen probierten Markenschaumweinen, die ihr Geld tatsächlich wert sind. Von den Eigenmarken der Handelsketten waren wir hingegen wenig angetan.

 

Bekannte deutsche Sektmarken

Durchwachsen ist das Bild auch beim Champagner. Zwar waren die Qualitäten im Durchschnitt deutlich höher als bei den anderen Schaumweinen, doch im Einzelnen kann man mit den Ergebnissen vieler bekannter Namen keineswegs zufrieden sein, von den Hausmarken einmal ganz abgesehen. Sieger ist hier Veuve Clicquot, den wir lange nicht mehr in so guter Verfassung erlebten, gefolgt von der Grande Reserve Téte de Cuvée von Vranken, die mit 15,99 auch noch zu den günstigsten Champagnern im Test gehört. Sehr gut waren daneben noch der Rosé "Bricout" von Vranken und der Heidsieck "Blue Top" (ganz im Gegensatz zum sehr schwachen "Red Top"), während alle anderen Marken enttäuschten. Bei den Discountern führen punktgleich der Vve. Monsigny von Aldi sowie der Comtesse Marie-Louise von Penny die Liste an, doch man fragt sich schon, warum man 12,59€ für gerade so ordentlichen Champagner ausgeben soll, wenn man für das Geld schon exzellenten Winzersekt bekommt - oder für ein paar Euro mehr mit dem Vranken einen Champagner, der auch wirklich nach gutem Champagner schmeckt.

Auffällig war, dass die Qualitäten im Allgemeinen immer schlechter wurden, je süßer die Weine ausfielen. Offenbar glaubt man, mit dem Restzucker auch grobe Unsauberkeiten und Fehler unkenntlich machen zu können. Über echte Frucht, Substanz oder gar Tiefe verfügt ohnehin kaum einer der probierten Sekte, doch sowie der Restzucker steigt wirken die Weine meist noch dünner und der Geschmack noch künstlicher als ohnehin schon.

 

Egal in welcher Sprache - trocken ist eindeutig süß

Die Bezeichnungen für den Restzucker von Schaumweinen sind für den Verbraucher äußerst verwirrend. Wirklich trocken schmeckt Sekt und Champagner nur wenn "brut", "extra brut" oder der explizite Hinweis auf das Fehlen jeglicher Dosage auf dem Etikett stehen. "extra trocken", egal in welcher Sprache, bedeutet bereits einen halbsüßen Geschmack, "trocken" oder "dry" ist eindeutig süß und bei "halbtrocken" oder "lieblich" wird es dann immer nur noch süßer. Es herrscht offensichtlich die Ansicht, der normale Konsument hätte gern "trocken" auf dem Etikett stehen, würde aber doch keinesfalls trockenen Schaumwein trinken wollen. Dumm wird die Situation für jeden, der den Angaben traut, aber tatsächlich trockenen Wein haben möchte.

Leicht hat es also niemand, der im LEH oder beim Discounter den passenden Schaumwein für jede Gelegenheit sucht. Wer hohe Ansprüche stellt, ist ohnehin zumeist an der falschen Adresse, aber auch wer nur einfache, aber wenigstens saubere Qualitäten sucht, muss sich genau umsehen. Nur sehr wenige der angebotenen Schaumweine sind obendrein ihr Geld wirklich wert. Was hilft der günstigste Preis, wenn die Qualität nicht einmal Mindestansprüche befriedigen kann?


Was Sie beim Kauf und der Lagerung von Sekt beachten sollten:

Wein, insbesondere Schaumwein ist extrem lichtempfindlich. Schon wenige Tage im Schaufenster oder unter Neonlicht können den Geschmack nachhaltig beeinträchtigen.

 

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Kaufen Sie daher niemals einen Wein, der direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt war

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Meiden Sie Flaschen, die im Regal bereits Staub angesetzt haben

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Nehmen Sie, wann immer möglich, Flaschen mit Umkarton

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Stehen neben dem Regal nicht ausgepackte Flaschen im Originalkarton, nehmen sie einen Wein aus dem Karton, nicht aus dem Regal

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Lagern Sie Ihren Schaumwein immer kühl und dunkel. Lassen Sie ihn niemals am Fenster, in der Nähe der Heizung oder in der Küche stehen

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Kaufen Sie nur so viel ein, wie sie innerhalb kurzer Zeit verbrauchen. Schaumwein ist im Allgemeinen ab der Freigabe trinkreif und verändert sich in den meisten Fällen nur noch zu seinem Nachteil

 

Nachfolgend die Weine, die wir - ungeachtet des Preises - aufgrund ihrer Qualität wirklich empfehlen können:

Note ausgezeichnet:

Veuve Clicquot Ponsardin Champagne brut, 32,99€


Note sehr gut:

Codorniu Cava seco, 5,49€
Kesseler Hochgewächs Brut, 10,49€
Vranken Champagne Grande Réserve Téte de Cuvée brut, 15,99€
Heidsieck Monopole Champagne brut "Blue Top", 18,99€
Vranken Champagne brut "Bricourt" rosé, 19,99€


Note gut:

"Waldenhoff" Riesling Sekt extra trocken, 3,49€ (Lidl)
"Erlenbrunn" Riesling Sekt extra trocken, 3,49 (Aldi)
Codorniu Cava semi seco, 5,49€
Lanson Champagne brut "Black Label", 21,99€


Für geringe Ansprüche kommen noch in Frage:

Note ordentlich:

Santero Spumante dolce, 2,15€ (Penny)
Schloss Gutenberg Deutscher Sekt extra dry, 2,49€ (Plus)
MM extra Deutscher Sekt trocken, 2,99€
Friedrichshöhe 2004 Riesling Deutscher Sekt extra dry, 3,49 (Penny)
Rotkäppchen Deutscher Sekt lieblich, 3,79€
Rotkäppchen Deutscher Sekt halbtrocken, 3,79€
Feist Riesling Sekt extra trocken 2005, 3,79€
Freixenet Cava Rotiña Cava, 5,39€
Vve. Monsigny Champagne brut Sélection, 12,59€ (Aldi)
Comtesse Marie-Louise Champagne brut, 12,59€ (Penny)
Moët & Chandon Champagne brut Imperial, 29,99€
Moët & Chandon Champagne brut Imperial rosé, 33,99€


Die Verkostung fand am 13. und 14. Dezember im Verkostungsraum von Wein-Plus in Erlangen statt. Die Weine wurden blind und nach Zuckergraden geordnet probiert. Den Verkostern waren weder die Herkunft der Weine noch die Einkaufsquelle oder der Preis der Produkte bekannt. Ebenfalls Teil der Probe waren Schaumweine aus verschiedenen europäischen Ländern, die uns von den Produzenten direkt zugesandt wurden. Die Ergebnisse dieser Weine sind im Wein-Plus-Weinführer nachzulesen.


Es probierten:

Marcus Hofschuster

Chefverkoster Wein-Plus

Karl Bajano
Oenologe, Verkoster Wein-Plus

Moritz Lüke
Dipl.-Ing. (FH) Weinbau und Oenologie, Verkoster Wein-Plus


Die Ergebnisse nach der jeweiligen Einkaufsquelle sortiert:

50-59 Punkte: mangelhaft, mit schweren bis schwersten Fehlern
60-69 Punkte: ungenügend, unsauber bis fehlerhaft
70-74 Punkte: passabel/ausreichend, aber mit deutlichen Schwächen
75-79 Punkte: ordentlich bis gut, frei von Fehlern, sauber
80-84 Punkte: sehr gut, harmonisch und typisch
85-89 Punkte: ausgezeichnet, sehr typisch, mit Tiefe und Charakter 

Hinweis: alle hier veröffentlichten Weine wurden von Mitarbeitern der Wein-Plus GmbH in Erlanger Filialen der angegebenen Handelsketten gekauft. Auch wenn wir, wo irgend möglich, Ware direkt aus der Verpackung kauften, lassen sich in Einzelfällen Schäden an den Weinen, die durch falsche Lagerung im Laden entstanden sind (etwa durch zu langes stehen im direkten Neonlicht) nicht ausschließen.

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