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Man spricht oft und gern von den Traumpaaren bei den Promis in der Glitzerwelt. Berühmt müssen sie sein und strahlend schön. Gefunden haben sie sich meist im Scheinwerferlicht, das die Berühmtheiten ja ständig begleitet, kommen sie aus Film, Sport, Mode, Kunst, Theater, Fernsehen und, und, und... Superstar liiert sich mit Superstar: Wenn das kein Stoff für eine ans Herz greifende Lovestory ist. Dann aber so oft und rasch wieder das Aus. Eine Trennung nach ein paar Monaten, wenn es gut geht, nach ein paar Jahren. „Sie haben sich auseinander gelebt, sind eigene Wege gegangen“, vermelden die People-Magazine. Wenn es ganz dick kommt, beginnt dann sogar ein Rosenkrieg, wer hat wen betrogen, wer profitiert wie viel von einer Verbindung, die in Brüche gegangen ist?

Auch beim Genuss gibt es offensichtlich Traumpaare. Eines davon: Wein und Schokolade, oder Schokolade und Wein. „In Kombination mit Schokolade wird Wein zum Sinne anregenden Erlebnis“, titelt ein Konsumentenmagazin. Es mag wohl „ein Erlebnis“ sein, aber noch lange keine Hochzeit oder gar langandauernde, gut funktionierende Ehe.

Wie sich Herz zu Herzen findet (Foto: P. Züllig)

Ich glaube, die ungewöhnliche Liaison ist eher eine „unerlaubte Liebschaft“, ein unkonventioneller Versuch, ob sich so ganz anders geartete Partner finden und lieben können. Ich bin da echt skeptisch. Gefühle lassen sich nicht so einfach dirigieren, Vorurteile nur schwer überwinden, Voraussagen bleiben spekulativ, wann und wo sich Herz zu Herz findet. Es stimmt zwar, dass ich schon in vielen Weinen die berühmten „Schoko-Aromen“ gefunden habe. Bitterschokolade ist die häufigste Assoziation, das Süße daran wird immer weggeblendet. Es ist das Kakao-Aroma, das den Ton angibt. Kakao ist aber noch keine Schokolade, er ist bitter und schmeckt gar nicht süß. Schokolade entsteht erst durch die Verbindung von Kakao mit Zucker, Milch und Rahm (Sahne). Die so berühmte Schweizer Schokolade macht es vor: Sie ist ein neues Kunstprodukt, das den Eintritt in die Glitzerwelt des Genusses geschafft hat. Muss, kann oder soll da der Wein einfach abseits stehen? Könnte nicht eine Vermählung zu einer Traumhochzeit führen?

Boekenhoutskloof (Südafrika)% wo der „Chocolate Block“ gemacht wird (Foto: P. Züllig)

The Chocolate Block (Foto: P. Züllig)
Zum ersten Mal habe ich mir – vor Jahren – in Franschhoek auf dem Weingut Boekenhoutskloof (Südafrika) dazu Gedanken gemacht. Da wird nicht nur im Namen und in der Werbung mit der Schokolade geliebäugelt, da wird sogar ein direkter Bezug zum so ganz anderen Genussbringer hergestellt, im Trendwein „The Chocolate Block“: „Aromatische Konzentration, Schokoladennoten, sehr würzig, fruchtig, warm, cremig... elegant und mundfüllend... eine Assemblage von Syrah, Grenache Noir, Cabernet Sauvignon, Cinsault und Viognier.“ Dass das – unabhängig von dieser speziellen Cuvée – zu einem Geschmackserlebnis, ja, zu einem Trend und schließlich zu einem „Traumpaar“ führen könnte, konnte ich mir damals noch nicht vorstellen. Die Schokolade hat sich aber inzwischen weiter verfeinert, variiert, ist raffinierter geworden, vielfältiger – von süß bis bitter (fast ohne Zucker), von milchig bis kakaoig, von weiß bis nahezu schwarz. Auch der Wein hat sich verfeinert und verbessert. Die Wahl der Rebsorten, die veränderte Arbeit im Rebberg und im Keller, die Technik haben uns neue Weine mit neuen Aromen gebracht. Es liegt nahe, dass sich die beiden, Schokolade und Wein, irgendwo, irgendwann in der Genusswelt treffen mussten. Christoph Raffelt schriebt in seinem Blog zum Thema: „Es kommt immer darauf an, welchen Kakaoanteil die Schokolade aufweist... Milchschokolade beispielsweise hat einen Kakaoanteil von 30 bis 45 Prozent, der Rest ist Kakaobutter, Zucker, Milch oder Sahne. Es bietet sich durchaus an, zu einer solchen Schokolade einen weißen Wein zu kombinieren. Gerade wenn der Anteil von Sahne recht hoch ist, passt ein süßer Weißwein wie ein Kabinett oder eine süße Spätlese dazu.“

Doch die Geschmacksexperten scheinen sich noch tüchtig zu streiten. In einem anderen Blog wird mir fast kategorisch abgeraten, zu Milchschokolade Süßweine zu trinken, diese eigneten sich viel eher für weiße Schokolade.

Lustvoll pröbeln, empfiehlt die Weinspezialistin Chandra Kurt: „Misserfolge in Kauf nehmen und sich über Geglücktes umso mehr freuen!“ Ganz so neu ist das alles aber nicht. War es vor Jahren zwar noch gewagt, über die Kombination überhaupt nur nachzudenken, hat sich daraus so etwas wie ein Modetrend entwickelt, als Happening vor oder während eines Anlasses wie Geburtstagsfeier, Firmenjubiläum oder geselliger Abende. In ganz ernsten Fällen gibt es dafür sogar Seminare, in denen gelehrt wird, was geht und nicht geht und was uns schließlich in die ersehnten außergewöhnlichen (einmaligen?) Genusswelten entführen kann.

Suche nach der großen Liebe auch im Genuss (Foto: Marcello Weiss)

Ich gestehe: Diese außergewöhnlichen Genusswelten – in der Vermählung von Wein und Schokolade – suche ich noch immer. Vielleicht müsste ich halt doch experimentierfreudiger sein oder gar eines dieser modischen Seminare besuchen. Doch wenn ich mir vorstelle, meinen geliebten Bordeaux mit Milchschokolade (beste Qualität aus bester Schweizer Confiserie) zu paaren, oder der Lieblingschokolade, ganz dunkel und mit Mandeln, einen Pinot Noir mit auf den Genussweg zu geben, da ergreift mich das kalte Entsetzen. Food-Pairing hat für mich Grenzen, Aromenbäume sind für mich eine auf Technik und (Pseudo-)Wissenschaft basierende Spielerei auf dem Weg zum ultimativen Glück beim Genuss. Ich habe mich damit abgefunden, dass ich dieses Genussglück wohl nie finden werde.

Traum-Kaufwelt des Schokoladen Genusses (Foto: P. Züllig)

Mir ist noch immer viel lieber, ein Glas voll gut gemachtem Wein – der bei mir Emotionen auslöst – genüsslich zu trinken, eben zu genießen und – wenn ich dazu Lust habe – mich mit ihm auseinanderzusetzen, die Feinheiten wahrzunehmen, die Gefühle, die ihn begleiten, auszukosten und darauf zu vertrauen, dass ein anderer Wein – ebenso gut gemacht – ähnliche oder noch größere Lust bringen wird. Ähnlich geht es mir bei der Schokolade. Da bin ich war weniger erfahren oder gar geschult, da vertraue ich einfach – ähnlich wie beim Wein – auf mein Geschmacksempfinden. Und das ist – für mich – letztlich allein ausschlaggebend, denn ich vermarkte weder Schokolade noch Wein, und ich bin auch nicht versucht, neue Kreationen zu entwickeln oder Traumpaare zu bilden. Mir genügt ein feiner Wein und eine feine Schokolade. Auf das Traumpaar – es ist doch eher ein Produkt der Glitzerwelt – kann ich durchaus verzichten. Da braucht auch kein Paartherapeut eine schmerzliche Trennung zu deuten, sollten die beiden Protagonisten eines Tages – was abzusehen ist - wieder „eigene Wege gehen“.

Herzlich
Ihr/Euer

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