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Das Roussillon ist das südlichste Anbaugebiet Frankreichs. Umrahmt von drei Gebirgsmassiven - den Corbières im Norden, den Albères im Süden und dem Canigou im Westen - befindet es sich, direkt an Spanien angrenzend, am äußersten Ostrand der Pyrenäen. Schon die Griechen bauten hier Wein an, als sie sich auf der Suche nach Bodenschätzen im 7. Jahrhundert in der Gegend um das heutige Perpignan ansiedelten.

 

Blick auf Calstelnou

Das Gebiet ist extrem heiß. Schon die Winter fallen in der Regel mild aus, doch im Sommer gleicht die wilde, von den Flüssen Agly, Tèt und Tech durchschnittene Landschaft mit den oft terrassierten Weinbergen einem Backofen, den auch die seltenen Gewitterregen kaum abkühlen können. Das Klima verlangt nach robusten Rebsorten und obwohl in einigen Landwein-Gemeinden auch Merlot, Chardonnay oder Sauvignon angepflanzt wurden, beschränken sich die meisten Qualitätsproduzenten auf die einheimischen Sorten, vor allem Carignan, Grenache Noir, Lladoner Pelut (eine Grenache-Mutation), Cinsaut und etwas Syrah, Mourvèdre und Macabeu für die Rot- und Roséweine, sowie Grenache Blanc und Gris, Macabeu, Malvoisie du Roussillon, Marsanne, Roussanne, Rolle, Muscat à petits grains und Muscat d'Alexandrie für die Weißen.

Die Cotes de Roussillon erstrecken sich über rund 6800 Hektar in 118 Gemeinden rund um Perpignan. 32 dieser Gemeinden - alle im Norden der Zone gelegen - haben Anspruch auf die Bezeichnung Cotes du Roussillon-Villages. 4 Crus mit verschiedenen Bodenformationen dürfen zusätzlich den Ortsnamen anhängen: Tautavel (Kalk und Ton), Latour-de-France (brauner Schiefer), Lesquerde (Granit) und Caramany (Gneis). Während man bei den trockenen Weißweinen überwiegend auf Eleganz zu setzen scheint und viele auch tatsächlich überraschend schlank ausfallen, treten die Rotweine in verschiedenen Stilen auf. Besonders da, wo mit Kohlensäuremaischung gearbeitet wird, enstehen fruchtbetonte, ausgesprochen süffige Tropfen. Der überwiegende Teil der maischevergorenen Roten folgt ebenfalls einem eher mittelgewichtigen Stil; die Weine gefallen eher mit feiner Würze und reifer Frucht als mit schierer Wucht. Doch besonders unter den Villages-Gewächsen finden sich in letzter Zeit auch immer mehr schwergewichte von tiefdunkler Farbe, mächtigem Körper und gewaltigem, häufig von der Mineralität geprägtem Aromareichtum.

 

Eine von vier Crus: Latour-de-France

Ganz im Süden des Gebietes, eigeklemmt zwischen Mittelmeer und spanischer Grenze, befindet sich mit Collioure eine winzige Apellation, die ausschließlich für Rot- und Roséweine gilt. Hier dominieren auf reinen Schieferböden Grenache, Carignan und Mourvèdre, doch auch Syrah und Cinsaut werden verwendet. Die Weine sind durchweg kraftvoll, warm und würzig. Aus den Händen einiger Spitzenproduzenten kommen beeindruckende, ungemein vielschichtige Exemplare.

Eine lange Tradition haben im Roussillon die Vins Doux Naturels, natürlich süße Rot- und Weißweine, deren Gärung durch Zusatz von Branntwein abgestoppt wird. Die von der Produktionsmenge her größte der im Roussillon zugelassenen Apellationen für Vins Doux Naturels ist Rivesaltes, das sich mit fast 10000 Ha nahezu über das ganze Gebiet erstreckt. Die Apellation gilt für weiße und rote Trauben, wobei grundsätzlich die verschiedenen Spielarten der Grenache dominieren. Die Angebotspalette reicht vom jungen, oxydativ ausgebauten Rivesaltes Rouge über den 2 Jahre lang unter Luftzufuhr entwickelten Ambré oder Tuilé (letzterer muss aus mindestens 50% Grenache noir bestehen) über den mindestens 5 Jahre gelagerten Hors d'Age bis zum am ehesten einem Jahrgangs-Port ähnelnden, jungen  Grenat, der zu mindestens 75% aus Grenache noir bestehen muss.

Die beiden Crus für Vins Doux Naturels befinden sich an den entgegengesetzten Enden des Anbaugebietes. Innerhalb der Cotes du Roussillon-Villages befindet sich Maury, das im Norden an Corbières grenzt (und ein Sück weit hineinreicht). Auch hier dominieren Schieferböden in unterschiedlichen Verwitterungsstufen. Die von Grenache erzeugten Rotweine kommen in der Regel jung auf den Markt und ähneln - nicht ganz unbeabsichtigt - Jahrgangsportweinen. Die Alterungsfähigkeit der besten Weine ist enorm.

Eine etwas andere Tradition haben die großen Likörweine der AOC Banyuls, deren Gebiet sich exakt mit jenem der Collioure deckt. Hier wurden die Weine im Regelfall oxydativ ausgebaut und unter den Bezeichnungen Traditionel, Blanc, Doré und Ambré auf den Markt gebracht. Seit einiger Zeit gibt es mit dem Rimage aber auch von Banyuls eine modernere, Jahrgangsportweinen nachempfundene Variante, die eigentlich nur in sehr guten Jahren entstehen soll. Egal welchen Stil man bevorzugt, aus den Händen qualitätsbewusster Produzenten entstehen im Banyuls Weine von überwältigender Kraft, Tiefe und Vielschichtigkeit. Ihre Eignung als Begleiter zu Schokoladendesserts ist legendär, doch man sollte diese einzigartigen Weine auch zu Pannacotta, altem Käse sowie Wild und Geflügel in süßen Fruchtsoßen oder Sauerbraten probieren.

 

Intensiv% betörend - Muscat de Rivesaltes

In sämtlichen Apellationen für roten Vin Doux Naturel darf auch eine weiße Version namens Muscat de Rivesaltes erzeugt werden. Der aus Muscat à petits grains (im deutschsprachigen Raum als Gelber Muskateller bekannt und im Roussillon oft auch als Muscat de Rivesaltes bezeichnet) und der später reifenden, sehr hitzebeständigen Muskat d'Alexandrie erzeugte Wein verbindet im Idealfall intensive, frische Fruchtaromen mit betörenden floralen Nuancen und kühlem mineralischem Spiel. Die Weine oxydieren früh und sollten deshalb überwiegend jung getrunken werden. Sie sind ideale Begleiter zu Fruchtdesserts, Kuchen mit Früchten, Eis und Vanillegebäck, vertragen sich in Bestform jedoch auch bestens mit Roquefort und ähnlichem Schimmelkäse.

Das Roussillon in Zahlen:

Gesmatrebfläche: ca. 35000 Hektar
Erntemenge: ca. 1,3 Mio. Hektoliter
Durchschnittsertrag: ca. 37hl/ha
Durchschnittliche Sonnenscheindauer: 2600 Stunden/Jahr
Durchschnittstemperatur: 15°C
Durchschnittliche Niederschlagsmenge: 500-600mm/Jahr

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