Das Klima ist hier eindeutig mediterran und liegt mit durchschnittlich 2800 Sonnenstunden auf europäischem Rekordniveau. Nach einem oft feuchten Frühjahr sind die Sommer hier meist sehr trocken - nur heiß ist es nicht immer so, wie man es erwarten würde. Schuld daran ist vor allem der Mistral, ein oft steifer, kalter Fallwind, der aus Nordwesten die Rhone herunterrauscht, und das oft buchstäblich aus heiterem Himmel und dann tagelang. Was den Urlauber den letzten Nerv kosten kann, ist für den Weinbau hier ein Segen. Krankheiten haben es sehr schwer, weil der Wind Feuchtigkeit schnell abtrocknet. Die zusätzliche Abkühlung hat einen entscheidenden Anteil daran, dass die Trauben auch bei hoher Zuckerreife frische Aromen behalten.
Entscheidend für die Qualität der Weine ist aber auch der Boden in Form und Substanz. Ventoux besteht vor allem aus ausgedehntem Schwemmland, das im Allgemeinen etwas höher liegt als die meisten anderen Appellationen der südlichen Rhone. Auch dieser Umstand trägt zweifellos zur größeren Frische vieler Ventoux-Weine bei, weil insbesondere die Nächte hier im Vergleich gerne etwas kühler ausfallen. Im Osten stößt das Gebiet schließlich auf das große Molasseplateau von Vaucluse, das die Böden mitprägt. So findet man Sand, Mergel, Kies und Kalk in abwechselnder Zusammensetzung. Die hier kultivierten Sorten - im Wesentlichen Grenache, Syrah, Mourvedre und Cinsault für Rot und Rosè sowie Grenache blanc, Clairette, Marsanne, Rousanne und Viognier für die Weißweine - sind den Bedingungen zwar bestens angepasst, aber man kann sich denken, dass die Wasserspeicherfähigkit des Untergrunds einen erheblichen Einfluss auf den späteren Weincharakter hat.
Die Weine des Ventoux fallen entsprechend vielfältig aus. Die Roten können leicht und süffig sein, aber auch substanziell, kraftvoll und komplex. Die besten von ihnen schmecken auch bei hohen Alkoholgraden noch saftig und erstaunlich frisch. Natürlich finden sich auch immer wieder recht einfache, eindimensionale oder rustikale Exemplare, aber die Zahl der erfreulichen bis exzellenten Weine ist in den letzten 20 Jahren doch erheblich gestiegen. Die Preise haben mit dieser Entwicklung kaum mitgehalten, sodass man selbst bemerkenswert gute rote Ventoux noch immer für ein paar Euro bekommen kann.
Die Rosés machen ein knappes Drittel der Weinproduktion im Gebiet aus. Sie sind im Idealfall frisch, geschliffen und saftig und dann ihren meist niedrigen Preis ebenfalls mehr als wert. Die Klasse des benachbarten Luberon erreichen sie jedoch meist nicht. Auffällig gut waren hingegen die Weißen. Obwohl Weißwein hier nur eine marginale Rolle spielt (der Anteil an der Gesamtproduktion liegt gerade einmal bei 4%), ist uns in der ganzen Verkostung kein enttäuschender Wein begegnet, die Mehrheit fiel sogar überaus erfreulich aus.
Gut 70 Weine der AOC Ventoux haben wir zuletzt probiert, von denen wir Ihnen die Besten hier und wie immer auch als handliches PDF vorstellen. Links zu allen verkosteten Weinen und ihrer Produzenten sowie den ausführlichen Weinbeschreibungen erhalten Sie, wenn sie auf die jeweiligen Überschriften klicken.