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Während die einen ihr Weinangebot straffen, haben andere es sogar noch ausgedehnt. Viele Winzer in den Hügelgebieten, aber auch in der Ebene, haben in den letzten Jahren Ribolla Gialla gepflanzt, um sich ein lukratives Geschäft nicht entgehen zu lassen. Dario Ermacora: „In den Colli Orientali erzeugen die meisten mittlerweile einen Ribolla Gialla Spumante, um dem Prosecco etwas entgegensetzen zu können.“ Die weiße Rebsorte ergibt eher neutrale, säurebetonte Weine mit wenig Körper, die sowohl still als auch perlend oder schäumend auf den Markt kommen.

Damiano Meroi: „Seit einiger Zeit gibt es einen Boom des Ribolla Gialla Spumante. Wer heutzutage keinen Schaumwein anbieten kann, hat beim Absatz seiner Weine Schwierigkeiten. Und die Ribolla verkauft sich mittlerweile fast von allein!“

Ursprünglich war der Anbau der Ribolla lokal beschränkt, sie stammt aus den Hügeln in den Gemeinden San Floriano und Oslavia im Collio. Hier fristete die Rebsorte lange Zeit ein Mauerblümchendasein.

Carlo Schiopetto: „Ich finde es absurd, dass die Ribolla heute fast in der ganzen Region angebaut wird. Es ist klar, dass sie nicht überall die höchste Qualität geben kann. Aber jeder will sie im Sortiment haben. Als Stillwein, als Schaumwein, als Süßwein... Sie verliert komplett ihre Identität. Früher wurde die Ribolla nur als Verschnittwein genutzt, um den anderen Weißen Frische zu verleihen. Mein Vaterwar einer der ersten, der sie in den 70er-Jahren reinsortig ausgebaut hat. Wir bauen diese Sorte mittlerweile aber nicht mehr an, denn unserer Meinung nach kann man aus ihr nicht die Qualität herausholen, die wir für unsere Weine wollen. Ribolla ist jetzt in Mode, aber wie viele Moden wird auch diese vorübergehen.“

 

In Gorizia gehört die Zweisprachigkeit zum Alltag. (Quelle: Merum)

„Orange Wines“

Eine spezielle Art, die Ribolla Gialla zu vinifizieren, wurde in den letzten 20 Jahren in dem kleinen Dorf Oslavia in der Nähe von Gorizia entwickelt. Der Großteil der Winzernamen in Oslavia sind slowenischen Ursprungs: Radikon, Gravner, Primosic, Princic... Untereinander sprechen die hier ansässigen Winzer slowenisch, sie fühlen sich beiden Staaten, Slowenien und Italien verbunden. Um die Identität dieser besonderen Gruppe zu verstehen, muss man auch die geschichtlichen Hintergründe der Region kennen.

Oslavia musste nach dem Ersten Weltkrieg seine neue Identität suchen. Komplett zerstört fiel es mit Gorizia 1918 an Italien, nachdem es jahrhundertelang zur Habsburgermonarchie gehörte hatte. Die Einwohner, die sich bis dahin dem südlichsten Teil eines Landes zugehörig gefühlt hatten, mussten sich jetzt mit ihrer neuen Rolle als nördlichste Region anfreunden.

Die Italianisierung während des Faschismus und das Verbot der slowenischen Sprache machten ihnen schwer zu schaffen. Mussolini ließ Straßennamen, Ortschilder, ja teilweise auch Nachnamen ändern. Auch das Verhältnis zu den Nachbarn in der Brda, dem slowenischen Teil des Collio, litt unter dieser ungewollten Anpassung. Die Menschen in Oslavia verloren jeglichen kulturellen Halt.

Mit dem Zweiten Weltkrieg verschlimmerte sich die Situation, die Fronten zwischen Ost und West verhärteten sich. Erst in den 60er-Jahren wurden die Kontakte zur jugoslawischer Bevölkerung, insbesondere zur Stadt Nova Gorica, der 1947 gegründeten Schwesterstadt Gorizias auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs, wieder intensiver. Normalisiert hat sich die Situation erst 2004 mit dem Eintritt Sloweniens in die Europäische Union.

 

„Orange Wine“ leuchtet im Glas. (Quelle: Merum)

Zum ersten Mal probierten wir einen Wein von Stanko Radikon auf der Vinitaly in Verona. Wir waren auf Anhieb fasziniert von seinen Weinen, die so anders sind als alle anderen, die wir normalerweise trinken. Sie sind weder weiß noch rot, haben gereifte Noten, aber doch eine gewisse Fruchtigkeit im Gaumen, obwohl sie erst nach sechs Jahren auf den Markt kommen. „Orange Wines“ nennt man sie, wegen ihrer einmalig schönen Farbe, die irgendwo zwischen leuchtendem Orange und Bernstein liegt.

Diese Strömung hat im Collio keine Tradition, sie ist vielmehr die freie Interpretation des Weinmachens einiger Erzeuger. Der berühmteste unter ihnen ist Joško Gravner, der mit seinen Amphoren-Weinen in den letzten zehn Jahren weltweites Aufsehen erregte. Der als kompromissloser Eigenbrötler bekannte Winzer hat es Anfang der 90er-Jahre als erster verstanden, sich und seine Weine in Szene zu setzen.

Ob Joško Gravner oder Stanko Radikon, beide haben ungefähr zur gleichen Zeit angefangen, Weißweine mit den Schalen zu vergären. Im Collio sind es heute rund zehn Winzer, die diese Stilistik vertreten. In Slowenien, in der Brda, sind es einige mehr, die Gravner & Co. nacheifern.

Saša Radikon, der Sohn von Stanko: „Schon mein Großvater hat die Ribolla Gialla in Oslavia kultiviert. Vor fünfzehn Jahren gab es die Rebsorte in der Region aber so gut wie nicht mehr. Für uns war sie aber immer etwas, was uns von den anderen unterschied. Es war nur immer etwas enttäuschend, dass sich so wenig von den wunderbaren Traubeneigenschaften im Wein wiederfand. So hat mein Vater begonnen, die Weine mit den Schalen zu vergären.“

Zu Teil I der Reportage: "Kleines Land der tausend Weine"

Zu Teil II der Reportage: "Die Grave: Soja, Mais und... Wein"

Zu Teil III der Reportage: "Ist Friulano die Zukunft?"

Zu Teil IV der Reportage: "Der Wein aus den Hügeln"

Zu Teil VI der Reportage: "Karge Küstenlandschaft"

Alle Erzeuger aus dem Friaul im Weinführer

Zum Magazinartikel "Weiße Bodenschätze"

Zum "BEST OF Friaul weiß" (PDF-Dokument)

Dieser Beitrag wurde uns von der Merum-Redaktion zur Verfügung gestellt. Mehr über Merum, die Zeitschrift für Wein und Olivenöl aus Italien, erfahren Sie hier:
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