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Mit knapp 2.000 Hektar Anbaufläche sind die Colli Orientali im östlichen Teil der Provinz Udine die zweitgrößte Appellation des Friaul. Adriano Gigante: „Der Collio und die Colli Orientali waren ursprünglich ein zusammenhängendes Hügelgebiet. Aus politischen Gründen wurden sie dann getrennt, die Colli Orientali gehören heute zur Provinz Udine, der Collio zur Provinz Gorizia. Die klimatischen Bedingungen sowie die Böden sind sich aber so ähnlich, dass für sie als Weingebiet eigentlich eine einzige Appellation mehr Sinn gemacht hätte.“

In beiden Anbaugebieten herrschen Flyschböden aus Ton- und Sandschichten vor, die hier „Ponca“ genannt werden und grau oder gelblich schimmern. Die Ponca ist reich an Mineralien, aber nährstoffarm. Ihr Wasserspeichervermögen ist der Grund dafür, dass in den Hügeln so gut wie nicht bewässert werden muss.

 

In den Hügeln wurzeln die Reben in Ponca-Böden. (Quelle: Merum)

Die Colli Orientali sind die einzige Appellation, die für ihre roten Weine bekannter ist als für ihre weißen. Hier ist auch die autochthone Rebsorte Schioppettino heimisch, die insbesondere den Winzern aus dem kleinen Ort Prepotto an der slowenischen Grenze am Herzen liegt.

Paolo Petrussa gehört zu denen, die sich mit dem Schioppettino identifizieren. Bei unserem Besuch konnten wir seinen großen Enthusiasmus spüren: „Die Rebsorte drohte auszusterben. Deshalb haben die Winzer aus Prepotto im Jahr 2002 eine Vereinigung zu ihrem Schutz gegründet. Der erste Schritt war ein Produktionsdisziplinar, das wir uns selbst auferlegt haben. 2008 hat uns das Landwirtschaftsministerium schließlich die geographische Angabe Prepotto als Unterzone genehmigt. Das Qualitätsstreben der Winzer hier im Ort hat in den letzten zehn Jahren enorm zugenommen. Sie selbst beginnen, den Schioppettino neu zu entdecken. Aber wir sind erst am Anfang. Der Schioppettino hat einen ganz bestimmten Charakter, er ist würzig und aromatisch, nicht einfach zu handhaben. Er kann aber sehr elegant sein, wenn er richtig behandelt wird.“

Collio Bianco, Exzellenz in der Beliebigkeit

An die südwestlich verlaufende Grenze der Colli Orientali schließt die berühmte Appellation Collio an. Sie liegt in den Hügelgebieten der Provinz Gorizia und verläuft zu einem großen Teil entlang der italienisch-slowenischen Grenze. Hier sind die renommiertesten Weingüter der Region zu Hause: Winzer wie Jermann, Venica & Venica, Villa Russiz, Schiopetto, Gravner und andere.

 

In der Kellerei Schiopetto werden heute weniger Rebsorten verarbeitet als noch vor zehn Jahren. (Quelle: Merum)

Der interessanteste Wein des Anbaugebiets ist der Collio Bianco, eine Cuvée, über deren Zusammensetzung die Winzer frei entscheiden können. Die großzügig formulierten Produktionsregeln für den Wein erlauben die Verwendung von allen zwölf hier zugelassenen Rebsorten. Kombination und anteilsmäßige Verwendung unterliegen keiner Vorschrift, allein die besonders aromatischen Sauvignon und Traminer sind auf 15 Prozent beschränkt.

Mehr als drei verschiedene Rebsorten finden allerdings selten Eingang in die Verschnitte, die jeder Produzent unterschiedlich komponiert. Die Basis vieler Weine bildet Friulano, der für ihre Struktur und Nachhaltigkeit verantwortlich ist, aromagebende Komplementäre sind am häufigsten Sauvignon, Chardonnay oder Malvasia.

Obwohl das Produktionsdisziplinar aus dem Jahr 1968 stammt, wurde es bis Anfang der 90er-Jahre nur von einer Handvoll Winzern in Anspruch genommen. Um möglichst viele Winzer vom Projekt einer Cuvée zu überzeugen, welche die Hügel des Collio charakterisieren sollte, wurde die Sortenwahl anfangs sehr großzügig gehalten. Später wollte man sie nach und nach einschränken, aber dazu kam es nie. Nachdem sich einige Winzer mit ihrer individuellen Cuvée bereits einen Namen gemacht hatten, war es zu spät für diesen Schritt. Eine verbindliche Festlegung auf wenige Sorten von Beginn an, wäre die richtige Strategie gewesen. So aber wurde die große Chance auf einen Herkunftswein mit unverwechselbarem Profil vergeben.

Neben einem Bianco bieten die Collio-Winzer eine ähnlich große Auswahl von sortenreinen Weinen an wie ihre Kollegen in den anderen Anbaugebieten. Edi Keber in Cormòns bildet eine Ausnahme. Schon früh war er sich der Problematik bewusst, die Weinen mit Sortenbezeichnung anhaftet. Wie sollte man mit diesen Weinen aussagekräftig ein Herkunftsgebiet kommunizieren? Denn Rebsortennamen sind nicht geschützt, jeder Winzer auf der Welt kann sie aufs Flaschenetikett schreiben.

 

Cormòns liegt inmitten von Weinbergen. (Quelle: Merum)

Ende der 80er-Jahre begann Keber darum schrittweise sein Weinangebot zu straffen, nach und nach weniger Weine anzubieten, obwohl er dadurch einen Teil seiner Kundschaft verlor. Seit 2008 produziert er nur mehr einen einzigen Weißwein, der schlicht Collio heißt, ohne den Zusatz bianco.

Dass die Konzentration auf wenige Etiketten die richtige Strategie ist, haben auch die Kinder von Mario Schiopetto verstanden, die das Weingut heute leiten. Sie haben ihr Angebot von ehemals 17 Weinen ebenfalls stark reduziert. Carlo Schiopetto: „Vor rund zehn Jahren haben wir begonnen, unser Sortiment zu verkleinern und auf einige Rebsorten ganz zu verzichten. Wir haben nur noch Friulano, Pinot Bianco, Sauvignon und Pinot Grigio als reinsortige Weine, dazu kommen noch zwei weiße und zwei rote Cuvées.“

Zu Teil I der Reportage: "Kleines Land der tausend Weine"

Zu Teil II der Reportage: "Die Grave: Soja, Mais und... Wein"

Zu Teil III der Reportage: "Ist Friulano die Zukunft?"

Zu Teil V der Reportage: "Ribolla Gialla boomt"

Zu Teil VI der Reportage: "Karge Küstenlandschaft"

Alle Erzeuger aus dem Friaul im Weinführer

Zum Magazinartikel "Weiße Bodenschätze"

Zum "BEST OF Friaul weiß" (PDF-Dokument)

Dieser Beitrag wurde uns von der Merum-Redaktion zur Verfügung gestellt. Mehr über Merum, die Zeitschrift für Wein und Olivenöl aus Italien, erfahren Sie hier:
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