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Wein aus Polen erlebt derzeit eine erstaunliche Renaissance. So haben sich vor allem in Krakau und dem umliegenden Weinbaugebiet außergewöhnliche Weinbars und Restaurants etabliert. Anke Sademann war für uns dort.

Die Weinkultur in Polen ist bereits ein Jahrtausend alt und reicht bis ins Mittelalter zurück. Die Wiege des Weinbaus, so steht es in den Geschichtsbüchern, liegt in Krakau und Umgebung. In der Hauptstadt Kleinpolens (Małopolska), dem ältesten und damit kulturell bedeutendsten Weinbaugebiet, das sich von den Karpaten bis zur Weichsel erstreckt, sprießen derzeit Weinbars und weinaffine Restaurants aus dem Boden.

Die lebendige Universitätsstadt im Süden des Landes war bis 1596 polnische Hauptstadt und gehört schon lange zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Benediktinermönche des Klosters Tyniec waren die ersten, die 1044 auf dem Krakauer Wawelhügel Weinanbau betrieben. Lange durften nur die Landesfürsten die „wzgorze winne" (Weinberge) vergeben. Der Weinhandel in Krakau blühte bis ins 17. Jahrhundert, die Weinkeller waren prall gefüllt. Im 17. Jahrhundert kam es zu einem Temperatursturz, bei dem die Reben erfroren und 75 Prozent der Weinberge zerstört wurden. Krieg, Kommunismus und billiger Wein aus Ungarn führten bis in die 1980er-Jahre zum Niedergang des polnischen Weinbaus.

 

Günstige Bodenpreise sorgen für neuen Weinbau

Die Weinkultur in Polen erlebt seit den vergangenen fünf Jahren einen enormen Aufschwung: Günstige Bodenpreise und ein für Wein gut geeignetes Klima haben dazu geführt, dass polnische Pioniere zwischen 2010 und 2020 große Freiflächen von der Küste bis in den Süden erworben haben. Die kalkhaltigen, lehmigen und sandigen Böden rund um Krakau, ein florierender Binnenmarkt und der Mut der neuen Winzer sind die wichtigsten Parameter für die Renaissance der polnischen Weine. Die neu angelegten und revitalisierten Weinberge werden zu ihren Experimentierfeldern.

Damit haben sie Erfolg: Jährliche Zuwachsraten von rund 15 Prozent lassen den Handel schnell wachsen. Die Mengen sind zwar noch gering, doch die Anbauflächen nehmen zu, die hohen Flaschenpreise steigen weiter und der Wein findet immer mehr Fans im Land. Die Zukunft scheint geebnet. Polnische Weine werden daher auch bald auf den Preislisten der Importeure in anderen Staaten erscheinen.

 

Die polnische Weinszene boomt: Immer mehr Weine stehen in den Regalen der Weinshops und auf den Karten der Restaurants.

Anke Sademann

Wilde Cuvées und ernsthafte Weine

Viele Krakauer Winzerinnen und Winzer sind dem Beispiel der mehrfach ausgezeichneten Agnieszka Wyrobek-Rousseau gefolgt. Die erste Önologin Polens hat nach ihrem Studium in Frankreich, Neuseeland, Australien und der Schweiz entscheidend zur Entwicklung des Weinbaus in Krakau beigetragen. Viele der polnischen Weinpioniere bilden sich im Ausland weiter. Die Wein-Autodidakten und Quereinsteiger engagieren sich meist in kleinen, familiengeführten Weingütern. Deren Nachfrage steigt, auch wenn die Preise im Vergleich zu Weinen aus Europa hoch sind. Neben der wachsenden Kennergemeinde ist es der Experimentierfreude junger Winzer und ihren unzähligen, anfangs etwas wilden Cuvées zu verdanken, dass die „Polskie Wina" weiter an Qualität, aromatischer Tiefe und Balance zulegen.

 

Der Weg ins Glas ist kurz

Polnische Weine bleiben derzeit in Polen, denn die kleinen Kellereien produzieren nur 5.000 bis 10.000 Flaschen pro Jahr. Auch von Weingütern in der Nähe Krakaus, wie dem Weingut „Srebrna Góra“ am Stadtrand oder vom Silberberg in der südöstlichen Ecke des Krakau-Tschenstochauer Jura, gelangen die heimischen Weine direkt auf die Karten der Krakauer Gastronomen - in gehobene Hotelküchen und Restaurants ebenso wie in die vielen, bunten und oft versteckten Weinstuben. Beratung bieten gut ausgebildete Sommeliers und auf osteuropäische Weine spezialisierte Fachgeschäfte.

In der polnischen Weinbau-Topographie spielen traditionelle und innovative, robuste Rebsorten eine Rolle. Diese Mischung spiegelt lokale und internationale Standards wider. Europäische Rebsorten wie Chardonnay, Riesling, Gewürztraminer oder Pinot Gris gedeihen, na klar, ebenso in Polen. Piwi-Sorten wie Regent, Rondo, Solaris, Hibernal und Seyval Blanc sind dagegen für das kühlere Klima geeignet. Sommeliers empfehlen derzeit oft den Johanniter 2022 vom Weingut Winnice Kojder, der auf vielen Karten zu finden ist. Während anfangs Schaum- und Weißweine die Weinkarten dominierten, gehören längst auch kraftvolle Rotweine dazu.

Das alles lässt sich entspannt in den vielen Weinrestaurants in Krakau probieren: Die meisten Neo-Weinstuben befinden sich in „Stare Miasto“ in der Altstadt rund um den Rynek Główny (Hauptmarkt), das Wawel-Schloss und die Marienkirche mit ihren hohen Kirchtürmen. Das stündlich dort erklingende Trompetenspiel „Hejnał Mariacki" ist ein sonores Wahrzeichen des Quartiers. Im jüdischen Viertel „Kazimierz", das für seine pulsierende Atmosphäre bekannt ist, reihen sich die trendigen Bars – aber auch in den anderen acht Stadtteilen Krakaus gibt es immer neue Weinperlen zu entdecken. Die Krakauer Gastroszene spiegelt die neue polnische Weinkultur, die Nachfrage der Touristen beschleunigt sie: Vor allem junge Polen bestellen immer öfter einheimische Weine.

 

Die besten Tipps: Krakau für Weinfans

 

 

Anke Sademann

CiutCiut - Wine Bar & Shop

Krakowska 6 (Kazimierz)

Das „CiutCiut" ist eine der am besten sortierten Weinadressen in Kazimierz. Georgian Tornikes Auswahl an polnischen Naturweinen ist beeindruckend. Zum Laden gehört eine Weinbar, an der man von Vielem ein bisschen kosten und gleich ein paar Flaschen mitnehmen kann.

 

 

Anke Sademann

ALBERTINA Restaurant & Wine

Karmelicka 52 (Kraków Stare Miasto - Altstadt)

Es ist ein Vergnügen, der Expertise des eloquenten Sommeliers Kajetan Zalewski zu lauschen. Aus rund 250 Weinpositionen - vom polnischen Insider-Wein bis zu internationalen Kostbarkeiten - empfiehlt der in der Szene bestens vernetzte Weinprofi die vinophile Begleitung zur Haute Cuisine von Spitzenkoch Grzegorz Fic. Er hat schon für Staatsbesuche gekocht und liebt Meeres- und Schalentiere. Seine Karte bietet Fine Dining mit mediterranem Twist und Interpretationen regionaler Spezialitäten. Mehrmals im Jahr bietet er zudem Speisen unter freiem Himmel im Weinberg Wieliczka.

 

Winebar BARaWINO

Mostowa 1 (Kazimierz)

Die Weinbar und Boutique „BARaWINO" wurde vom Weinbar-Pionier, Sommelier und Schauspieler Marek Kondrat als Treffpunkt für Weinfans eröffnet. Die Auswahl an europäischen Weinen zu fairen Preisen ist exzellent, die fachkundige Beratung machen sie mit ihrem minimalistisch-modernen Ambiente zu einem emblematischen Ort der Krakauer Weinkultur. Dazu gibt es Käseplatten mit Spezialitäten aus Polen, Italien und Frankreich.

 

 

Anke Sademann

HIT Lipowa 6f / Krako Slow Wines

Lipowa 6f (Zablocie / Podgórze)

„Krako Slow Wines“ ist eine der Top-Weinadressen in einem hellen, postindustriellen Fabrikgebäude in der Nähe der Schindler-Fabrik im angesagten Künstlerviertel Zablocie. Es bietet ein großes Sortiment an offenen Weinen aus der gesamten Karpatenregion (Slowakei, Tschechien, Österreich, Ungarn, Slowenien und Georgien), polnische Weine, Cider sowie eine Auswahl an Bieren. Die meisten Weine mit insgesamt über 100 Jahrgängen stammen aus biologischem Anbau. Im Sommer öffnet der Mikrogarten mit Terrasse sowie ein Barbecue-Foodtruck.

 

Hevre Bar & Restaurant

Bożego Ciała 53 (Kazimierz)

Kaum eine gastronomische Adresse repräsentiert das jüdische Viertel authentischer als das „Hevre“ in einer restaurierten Synagoge mit originalen Wandmalereien. Der Name leitet sich vom hebräischen „Chewra“ (Gemeinde) ab. Wein und Cocktails werden oft von Live-Musik, DJ-Sets und Kunstausstellungen begleitet. Ein kosmopolitischer Treffpunkt für Einheimische und Touristen mir traditionell polnischer und jüdischer Küche.

 

 

Anke Sademann

Weinbar Czarna Owca

Dajwór 20/LU6 (Kazimierz)

Diese Bar für Weinfans wurde vom Schauspieler Maciej Stuhr eröffnet, um Weine aus aller Welt zu fairen Preisen anzubieten. Darunter sind auch viele biologische, schwefelfreie sowie Naturweine. In der schummrigen, fast rustikal wirkenden Bar finden gelegentlich Live-Konzerte statt, zu denen immer auch Tapas gereicht werden.

 

Weingarage Zamoyskiego

Ulica Zamoyskiego 24 (Podgórze)

Die „Wine Garage Zamoyskiego" ist eine Weinbar sowie ein Restaurant-Hybrid. À la carte gibt es neben den Garagenweinen von rund 40 unabhängigen polnischen Winzern auch eine Auswahl an kleinen, typisch polnischen Gerichten. Das etwas versteckte Weinjuwel mit industriellem Charme befindet sich im Keller eines ehemaligen historischen Polizeigebäudes. Es liegt südlich der Altstadt im grünen Stadtteil Podgórze, das über die Wawel-Brücke mit dem Zentrum verbunden ist. 

 

 

Anke Sademann

Pod Nosem

Gertrudy 21 (Stare Miasto - Altstadt)

Das „Pod Nosem" ist ein nobles Restaurant, das wie aus der Zeit gefallen wirkt. Es liegt direkt gegenüber dem Wawel-Schloss. Im Inneren dominieren warme, aristokratische Farben und edle Materialien wie Holz, Stickereien, Samt und Marmor. Chefkoch Przemysław Bliski serviert exzellente polnische Küche mit modernen Akzenten. Auch die internationale Weinkarte kann sich sehen lassen. Perfekt auch zum Lunch auf der kleinen Terrasse.

 

Dzikie Wino Bar

Rynek Główny 27, (Kraków Stare Miasto - Altstadt)

Die Weinbar „Dzikie Wino" (polnisch für “wilder Wein”) mit integrierter Weinhandlung punktet mit seiner Atmosphäre und dem Sortiment. Neben dem imposanten Palais Piwnica pod Baranami am Hauptmarkt gelegen, findet das Insider-Publikum ein Repertoire mit viel regionalem Flair, gut gewählten polnischen Weinen sowie einige internationale Optionen.

 

 

Anke Sademann

Restaurant Artesse im Hotel H15 Luxury Palace

Świętego Jana 15 (Stare Miasto – Altstadt)

Das Restaurant gilt als die kulinarische Spitze der Stadt. Sommelier Mateusz Blachnio begleitet die Gerichte von Küchenchef Mateusz Suliga im eleganten Restaurant Artesse am liebsten mit „Wina Musujące“ - klassischen Schaumweinen und Champagner, aber auch mit raren polnischen Weinen. Suliga kocht Rezepte, wie sie einst am Hof des letzten Königs Stanislaus Augustus Poniatowski zubereitet wurden. Das „Artesse” ist nicht nur ein gastronomisches Juwel, sondern auch eine Hommage an die Geschichte Polens.

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