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Schon die 4.000 Euro Steigpreis für das erste Los, eine Sammlerkiste mit je einer Flasche der Jahrgänge 2001 bis 2006, deuteten die Richtung an, in die diese Auktion gehen würde. Das Weingut Ornellaia versteigerte am 19. Mai die dritte Kollektion ihrer Vendemmia d'Artista-Reihe, deren Ausstattung von der deutschen Künstlerin Rebecca Horn gestaltet wurde,  in der Neuen Nationalgalerie Berlin. Die Auktion erzielte mit den insgesamt angebotenen neun Lots ein Rekordergebnis von 130.000 Euro, die vollständig an den Verein der Freunde der Nationalgalerie übergeben wurden.

Bemerkenswert war auch das zweite Los, eine von insgesamt zehn Doppelmagnums mit jeweils individuellem Künstleretikett und somit das erste an diesem Abend versteigerte Stück aus der Künstler-Serie. Die Flasche ging für vorher kaum zu erwartende 8.000 Euro über den Tisch, eine Summe, die von den nächsten Lots mit zwei bzw. drei Doppelmagnums (9000 Euro und 12.000 Euro) nicht mehr signifikant übertroffen wurde. Interessant wurde es wieder ab Lot 6, einer von drei sechs Liter fassenden Imperialflaschen, die zusätzlich zum Etikett eine Umhüllung aus Kupferdraht mit Spiegeln bekam. Das Los erzielte 12.000 Euro, das folgende, das zusätzlich zur Imperial ein Mittagessen für vier Personen auf dem Weingut enthielt, 15.000 Euro. Das vorletzte Los an diesem Abend bestand aus je einer Doppelmagnum und einer Imperial sowie einer Einladung zu einem Event der von der Künstlerin gegründeten Monntower Foundation und kam für 18.000 Euro unter den Hammer.

 

Lot 8: Imperial und Doppelmagnum. (Foto: Ornellaia)

Mit Spannung erwartet wurde schließlich das letzte Los. Es handelte sich um die einzige in der Serie produzierte Salmanazar-Flasche, ein neun Liter fassendes Ungetüm, wieder in Kupferdraht und Spiegel eingefasst und diesmal ganz ohne Etikett. Bedenkt man, dass es sich bei dieser Flasche um ein Einzelstück und daher um so etwas wie ein eigenständiges Werk der Künstlerin handelt, könnte sich der Steigpreis von 40.000 Euro womöglich bald als lohnende Investition erweisen.

Die aus Michelstadt im Odenwald stammende Rebecca Horn machte sich schon Anfang der 70er Jahre einen Namen als herausragende Künstlerin. Als Filmemacherin, Bildhauerin und Aktionskünstlerin lässt sie sich nur schwer auf eine Stilrichtung festlegen. Für den Jahrgang 2008 der Serie "Vendemmia d'Artista" von Ornellaia entwarf Rebecca Horn eine kinetische Skulptur aus Kupfer mit Spiegelelementen und Kelchen, die sie auf den einzelnen Etiketten und mit den Drahteinfassungen der größeren Flaschenformate zitiert. Die Skulptur selbst kann im Weinkeller der Tenuta dell'Ornellaia bewundert werden.

 

Lot 2: Doppelmagnum mit Künstleretikett. (Foto: Ornellaia)

2008 ist der dritte Jahrgang der Vendemmia d'Artista, deren Idee zum 20. Jubiläum des "Ornellaia" entstand, das man mit dem Jahrgang 2005 feierte. Mit dem Projekt möchte Ornellaia "die Tradition und den Wert der Auftragskunst auf zeitgenössische Weise erlebbar" machen, wie es seitens des Weinguts heißt. Jedem Jahrgang des Ornellaia wird aufgrund seines Charakters ein Titel verliehen, von dem sich der jeweils beauftragte Künstler bei seiner Arbeit für das Weingut inspirieren lassen soll. Im ersten Jahr, 2006, hieß das Thema "L'Esuberanza" (Überschwänglichkeit), 2007 "L'Armonia" (Harmonie) und 2008 nun "L'Energia" (Energie). Vor Rebecca Horn waren für 2007 die in Kairo geborene und heute in New York lebende Künstlerin Ghada Amer sowie für 2006 der bereits seit den 60er Jahren international gerühmte Luigi Ontani mit der Gestaltung der Vendemmia d'Artista beauftragt.

Das Weingut Tenuta dell'Ornellaia wurde 1981 von Ludovico Antinori unweit von Bolgheri nahe der ligurischen Küste gegründet. Der erste Jahrgang des Ornellaia war der 85er. Die Väter dieses zur damaligen Zeit oft betörend schmeichelnden Rotweins waren neben Antinori die berühmten Önologen André Tchelistcheff und Michel Rolland, und die Weine erwarben sich schnell einen exzellenten Ruf in der Weinwelt. Später zeichnete der ebenfalls nicht unbekannte ungarische Önologe Tibor Gál für den Keller verantwortlich. Seit dem tragischen Tod Tibor Gáls übernahm der in München geborene und in Bordeaux ausgebildete Axel Heinz die Aufgabe als Produktionsdirektor und Önologe des Hauses. 2002 wurde Ornellaia zunächst zu gleichen Teilen an die beiden großen Weinkonzerne Mondavi und Frescobaldi verkauft. Nach der Übernahme Mondavis durch Constellation Brands kaufte Frescobaldi auch die andere Hälfte des Weinguts.

 

Lot 9: Salmanazar% eingefasst in Kupferdraht und Spiegel. (Foto: Ornellaia)

Der Stil der Weine von Ornellaia veränderte sich über die Jahre, was wohl auch dem jeweiligen Alter der Rebstöcke zugeschrieben werden kann. Waren die Weine zu Beginn oft ausgesprochen fruchtbetont und charmant, gab es Anfang der 90er Jahre eine Zeit mit fester gewirkten, herberen, teils sogar strengeren Jahrgängen. Ab etwa Mitte der 90er verbinden die Weine Konzentration und Saftigkeit mit dem nötigen Ernst, der Tiefe und der Komplexität echter Spitzenrotweine - und mit zunehmendem Alter der Rebstöcke und steigender Erfahrung auf dem Weingut geht die Entwicklung seither weiter. So ist es sicher nicht nur Marketig-Latein, wenn Kellermeister Axel Heiz die letzten Jahrgänge als seine gelungensten bezeichnet.

Die besten Exemplare des stets aus Merlot, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon und Petit Verdot erzeugten Ornellaia gehören inzwischen zu den großen Bordeaux-Blends überhaupt. Zur Qualitätssteigerung des Ornellaia in den letzten Jahren hat sicher auch die Einführung des Zweitweins "Le Serre Nuove" sowie der Drittmarke "Le Volte" beigetragen. Le Volte ist ein Schmeichler, der ein wenig an die Anfänge von Ornellaia erinnert, freilich ohne dessen Statur zu erreichen. Le Serre Nuove steht offensichtlich ganz in der Tradition der Zweitweine von Spitzenhäusern aus dem Bordeaux: Er ist zwar etwas früher trinkreif und nicht ganz so ausdrucksstark wie der Ornellaia, besitzt aber ebenfalls Klasse und Charakter. Eine Spezialität des Hauses ist der rare "Massetto", ein reinsortiger Merlot aus der gleichnamigen Einzellage. Er wurde bereits 1987 erstmalig gekeltert und hat sich schnell zu einem der gesuchtesten und teuersten Weine aus dieser Sorte entwickelt.

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