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Das Weinviertel ist traditionell das erste Weinbaugebiet, dessen neuen Jahrgang wir uns im Rahmen der Österreich-im-Fokus-Reihe genauer ansehen. Das liegt vor allem daran, dass die meisten Weinviertler Weine bereits früh gefüllt werden und auch für den frühen Genuss gedacht sind. Ausnahmen gab es hier freilich schon immer, aber in den letzten Jahren begannen immer mehr Betriebe damit, charaktervollere, vielschichtigere Weine zu erzeugen, die nicht nur erst später auf den Markt kommen, sondern auch einige Reifezeit benötigen, bis sie zeigen, was in ihnen steckt. Viele dieser Weine fehlen klarerweise noch in dieser Zusammenfassung der ersten Verkostungen aus dem Weinviertel. Wir stellen sie, soweit wir die Proben erhalten, zu einem späteren Zeitpunkt vor.

2015 ist ein auffallend homogenes Jahr. Das wird besonders bei den einfacheren Weinen deutlich, die selten so gleichmäßig gut waren. Das Weinviertel ist das einzige Gebiet, in dem lediglich der Grüne Veltliner als DAC klassifiziert ist. Das erweist sich vor allem in schwierigen Jahren als konsequent, weil sich der Veltliner hier dann fast immr als zuverlässigste Sorte erweist. In guten Jahren allerdings sind ihm andere Sorten mindestens ebenbürtig. Kaum ein anderes Gebiet in Östereich besitzt eine ähnlich große topografische Vielfalt. So ist es nicht verwunderlich, dass je nach Gegend weiße Burgundersorten, Riesling, Muskateller, Traminer oder auch Rotweine beste Bedingungen vorfinden können. Zumindest wenn das Wetter mitspielt, wie das 2015 zumindest dort, wo der Hagel keine großen Verwüstungen angerichtet hat, der Fall war.

Grüner Veltliner und Weinviertel DAC

Die Veltlinerfreunde dürften mit dem neuen Jahrgang ziemlich glücklich werden. Nur wer den sehr knackigen, noch leicht grünen Stil besonders schätzt, wird die 14er ein wenig vermissen. Was 2015 grün war, war auch dünn und flach, von knackig keine Spur; sobald die Trauben aber reif waren, besitzen die Weine fast immer auch bei eher niedrigen Alkoholgraden bereits einen gewissen Schmelz. Viele Veltliner sind schon jetzt gut zugänglich, doch viele von ihnen sollten mehr als sonst von etwas Reife profitieren; einige sind sogar für ein langes Leben gerüstet.

Die ganz leichten Versionen bis maximal 12% Alkohol sind heuer eher unterrepräsentiert. Die besten Weine dieser Kategorie sind der frische DAC sowie der eher kühle "Saazen" von Maria Faber-Köchl, der geschliffene, kräutrige und zart rotbeerige "Im Bnzengraben" vom Winzerhof Scheit sowie Hirtls sehr harmonischer, lebendiger "Classic".

Unter den mittelgewichtigen bis kräftigen Veltlinern ist die Liste der empfehlenswerten Weine so lang, dass wir uns hier auf die besten beschränken müssen (eine Liste mit allen probierten Weinen findet sich am Ende dieses Artikels). Ganz vorn steht Pfaffls im Akazienholz ausgebaute, ausgesprochen dichte und saftige "Hommage", die trotz ihrer Kraft und leichten Süße erstaunlich frisch, lebhaft und straff wirkt und auf jeden Fall einige Jahre reifen sollte. Ganz anders, aber kaum weniger beeindruckend, sind der fest gewirkte, eher herbe, typisch vegetabile und deutlich mineralische Schneiderberg von Weinrieder, Schwarzböcks mächtige, aber dennoch straffe und fast kühl wirkende "Aichleiten Reserve" sowie mit dem süßlich-saftigen, fest gewirkten und ziemlich salzigen "Goldjoch" noch einmal ein Exemplar von Pfaffl. Deutlich schlanker, dabei aber nicht weniger komplex fällt der elegante, feinsaftige, griffige und sehr mineralische "Reflexion" von Johannes Zillinger aus, einer der trinkfreudigsten Weine der ganzen Verkostung, aber gleichzeitig für einige Jahre Reife gut. Es folgen die wiederum recht kräftigen Reserven "8000" von Setzer sowie "Sätzen" von Schwarzböck, ersterer eher auf der süßlich-schmelzigen Seite, letzterer eher herb und kühler wirkend, dann Haindl-Erlacher mit seinen sehr saftigen, schmelzigen und mineralischen "Alten Reben" und einem fest gewirkten, salzig-pfeffrigen, griffigen DAC, Ludwig Hofbauers kräftiger, leicht warmer "Heiliger Stein", die knochentrockene "Muschelberg Reserve" vom Winzerhof Scheit, sowie Julius Kleins sehr geschliffene, mineralische "Wiege".

Unter den älteren Jahrgängen, die jetzt erst im Verkauf sind, sticht vor allem der relativ süße (auch als halbtrocken etikettierte), dabei dicht gewirkte und komplexe 13er "Privat" von Weinrieder heraus; es überzeugen zudem "Thetys" und "Steinbergen Reserve von Julius Klein sowie Hirtls Reserve, alle ebenfalls aus 2013.

Riesling und Burgundersorten

Roman Josef Pfaffl hat mit dem "Passion" einen neuen Premium-Riesling im Programm, der sich heuer auch gleich an die Spitze der verkosteten Rieslinge aus dem Weinviertel setzt: nicht ganz trocken, dabei straff, kühl und sehr mineralisch, allerdings im Moment noch eher unantastbar. Mit einigem Abstand dahinter, aber ebenfalls sehr empfehlenswert, folgen in etwa gleichauf die feste, herbe, tabakige "Caro-Line" von Scheit, Julius Kleins reifer, kompakt gebauter, trockener "Steinbergen", der herbe, griffige "Bockgärten" von Weinrieder sowie Schwarzböcks leicht warm wirkender, süßlicher, noch eher unentwickelter "Aichleiten".

Der vielleicht größte Wein der Verkostung, gleichzeitig wohl aber auch der schwierigste und zweifellos polarisierend ist Johannes Zillingers 13er Chardonnay "Numen": trüb orangefarben, ausgesprochen komplex, straff und sehr griffig durch den reichlichen Gerbstoff, mit fast schärfender pflanzlicher Würze, viel Mineralik und ganz eigener Aromatik. Bei den weniger wilden Weinen kommt man wiederum an Pfaffl nicht vorber, desen fest gewirkter, kraftvoller, rauchig-holkzwürziger, aber auch ausgesprochen saftiger und mineralischer 13er "Rossern Grande Reserve" noch ein wenig reifen sollte. Sehr gut auch der herbe, nussiger 15er Chardonnay von Schwarz sowie der ziemlich kräftige, aber auch geschliffene Chardonnay Sandgrube von Ludwig Hofbauer aus gleichem Jahr; bei den 2015er Weißburgundern fallen vor allem Johannes Zillingers eleganter, dabei recht vielschichtiger und dicht gewirkter "Reflexion" sowie der gleichzeitig nussige und reiffruchtige, recht salzige "Birthal" von Weinrieder mit seinem deutlichen Salbeiaroma positiv auf.

Andere Weiße Sorten

Ziemlich angetan waren wir von Hans Setzers reifem, griffigem 15er Rotem Veltliner, der für viele Jahre Reife gut sein dürfte. Unter den aromatischen Rebsorten gefielen Maria Faber-Köchls Roter Traminer ebenso, wie Ludwig Hofbauers Traminer aus der Sandgrube, beide aus dem Jahr 2015, genau wie Johannes Zillingers animierender Muskateller "Velue".  Zillinger hat mit dem 14er "Reflexion" die Nase auch beim Sauvignon vorn, gleichfalls beim Welschriesling mit seinem überraschend nachhaltigen "Velue". Beide sind sollten mit ihren 12% Alkohol auch den Leichtweintrinkern viel Freude machen, die heuer sonst vielleicht ein wenig zu kurz gekommen wären. Und die sich - letzter Tipp bei den Weißen - auch den leichtfüßigen und dennoch recht griffigen "Mischsatz vom Alten Weingarten" von Norbert Bauer ansehen sollten.

Rotweine

Das Weinviertel wird nur wenig mit Rotweinen in Verbindung gebracht, obwohl zumindest der Zweigelt auch hier ziemlich weit verbreitet ist. In letzter Zeit schenkt man den Roten allerdings deutlich mehr Aufmerksamkeit, woran sicher nicht zuletzt die Klimaerwärmung ihren Anteil hat. Vorreiter ist hier zweifellos Roman Pfaffl, dessen Rotweine bereits vor 20 Jahren für Erstaunen in der Weinwelt sorgten und der die Rotweinbereitung seither - inzwischen unterstützt durch Sohn Roman Josef unterstütz - immer weiter perfektionierte.

Die perfektionistische Machart ist heute vielleicht auch das Einzige, das man den Weinen heute vorwerfen könnte, da sie die Weine zumiundest in ihrer Jugend häuig ein wenig unpersönlich erscheinen lässt. Doch reifen lassen sollte man Pfaffls rote Reserven ohnehin, die auch heuer wieder geschlossen an der Spitze des Gebietes stehen. Sie sind durch die Bank fest, dicht und bei aller Kraft geschliffen, manchmal fast kühl wirkend. Das Flaggschiff "Heidrom" aus dem Jahrgang 2012 ist noch einmal ein Stück komplexer und wohl auch langlebiger als Zweigelt, St.-Laurent oder die Cuvée "Exzellent" - alle aus 2013 - aber die Handschrift ist eindeutig und es bleibt dann doch dem persönlichen Geschmack überlassen, welchem Wein man den Vorzug gibt. Der einzige, der da mithalten kann ist wieder einmal Johannes Zillinger, dessen 12er Sankt Laurent deutlich leichter ist als Pfaffls Reserven, aber mit seinem Schliff, straffem Bau, seinem herbem Saft und seiner Salzigkeit großes Vergnügen bereitet - und das sicher über viele Jahre. Großen Spaß macht auch Zillingers 2013er Zweigelt, der so knackig, saftig und dabei elegant ist, wie man sich den idealen roten Saufwein nur vorstellen kann. Gute Rote findet man auch beim Winzerhof Scheit (12er Cuvée "Caro-Line" und Zweigelt "Grande Reserve"), nur sollte man den etwas bitterlichen, röstigen Holzton mögen, den beide recht deutlich aufweisen, oder bei Julius Klein, der ebenfalls mit einem etwas röstigen und speckigen Zweigelt aufwartet (diesmal aber 2013) sowie mit einer recht saftigen und etwas schokoladigen 11er Cuvée "Johannisberg". Zurückhaltender, dafür harmonisch, eigenständig und sehr schön zu trinken ist der 13er "Schrattenthal 9" von Zull, marmeladig-saftig und pfeffrig die Cuvée "Baldur" vom Weingut Sonnenhügel aus gleichem Jahr, noch einmal deutlich kräftiger, etwas kompottig, alkoholwarm, dann aber auch geschliffen die "Reserve"-Cuvée von Schwarzböck. Der beste Pinot Noir der Verkostung kommt von Christoph Bauer, dessen 13er "Gerichtsberg" mit seinem Schliff, der herb-saftigen Frucht sowie seinen typischen Aromen von getrockneten Pilzen und ein wenig Tabak der Sorte im Weinviertel alle Ehre macht.

Alle kürzlich verkosteten Weine des Weinviertels, darunter eine Menge weiterer sehr empfehlenswerte Exemplare, finden Sie unter den folgenden Links:

Weinviertel DAC

Da alle weinviertler Weine, die nicht als DAC klassifiziert sind, nur noch der Region "Niederösterreich" zugeordnet sind, ist es leider nicht möglich, hier die Suche weiter einzugrenzen. Unter den nachfolgenden Links finden sich daher auch vereinzelt Weine aus anderen niederösterreichischen Weingebieten, die zufälligerweise im gleichen Zeitraum probiert wurden:

Grüner Veltliner Riesling Chardonnay Weißburgunder Sauvignon Blanc Traminer Muskateller Welschriesling Roter Veltliner Rotweine

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