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Das Kamptal ist nicht nur das zweitgrößte Weinbaugebiet Niederösterreichs, es ist zudem geologisch eines der Abwechslungsreichsten. Das spiegelt sich auch in der Sortenvielfalt wieder. So entstehen hier nicht nur aus den beiden DAC-klassifizierten Sorten Riesling und Grüner Veltliner Weine von unbestreitbarer Weltklasse, auch die weißen Burgunder, Sauvignon und sogar Rotweine können hervorragend ausfallen, weshalb ihre Rebfläche derzeit auch stetig steigt. Nur 2014 hatten sie es schwer.

Grüner Veltliner - von wegen schwieriges Jahr

Hauptsorte ist und bleibt auch im Kamptal, wie in den meisten niederösterreichischen Gebieten, der Grüne Veltliner, auch wenn seine Anbaufläche derzeit ein wenig schrumpft, vor allem zugunsten roter Sorten. 2014 stellt sich die Dominanz jedenfalls wieder einmal als Glücksfall heraus, denn keine andere Rebsorte kam besser mit den Bedingungen des Jahrgangs zurecht. Viele Kamptaler Betriebe scheinen an der Herausforderung noch gewachsen zu sein, geht man nach den Ergebnissen unserer Verkostung.

Die beeindruckendsten Weine stellten uns heuer vor allem Schloss Gobelsburg und das Weingut Bründlmayer vor, die beide gleich eine ganze Reihe Grüner Veltliner in der Spitze platzieren konnten. Man wird sich wahrscheinlich lange streiten können, ob Schloss Gobelsburgs derzeit noch fast monolithisch wirkender, konzentrierter, bei aller Kraft kühler und extrem mineralischer Grub der Wein des Jahrgangs ist oder Willi Bründlmayers für diese Lage und Gewichtsklasse fast zart wirkender, regelrecht federnder, dabei aber kaum weniger konzentrierter und vielschichtiger Lamm. Ganz vorne dabei unter den heuer probierten Veltlinern ist aber auch ein Nachzügler aus 2013:  der gewaltige, abgrundtiefe, fast schon überkonzentrierte, aber dennoch überraschend finessenreiche Maximum von Ludwig Hiedler.

Die weiteren 2014er Spitzenplätze teilen sich Bründlmayers erneut bei aller Konzentration eher feingliedrige und elegante Käferberg und Spiegel "Vincent" mit dem deutlich kräftigeren und schmezigeren Lamm sowie dem leichteren, kompakten, ungemein salzig-mineralischen Renner von Schloss Gobelsburg. Letzteren gibt es zu einem Ab-Hof-Preis, den man in dieser Klasse am besten als Weihnachtsgeschenk interpretiert.

Damit sind wir aber noch lange nicht durch mit den Spitzenveltlinern des Jahrgangs im Kamptal. Es folgen gleichauf ein kühler, herb-saftiger und sehr mineralischer Grub sowie der etwas wärmere und kräftigere, dunkle und kompakte, noch ein wenig verschlossene Lamm von Hannes Hirsch, die Weine von Rudolf Rabl, der 2014 vielleicht die Serie seiner bisherigen Laufbahn produziert hat und mit Dechant, Käferberg und Schenkenbichl gleich 3 erstklassige Veltliner vorweisen kann und nicht zuletzt Alwin Jurtschitsch mit seinen herben, sehr mineralischen Käferberg und Schenkenbichl.

Auch der Jahrgang 2013 war in den aktuellen Proben noch ziemlich prominent vertreten. Ganz hervorragend ausgefallen sind Fred Loimers knochentrockener, fast kalt wirkender, geschliffener "Spiegel", der über Tage zulegte und womöglich immernoch nicht alles gezeigt hat, was in ihm steckt, Michaela Allrams nicht ganz trocken wirkender, dabei straffer und komplexer Renner, die eigenwillige, fleischige, kraftvolle, 18 Monate im Fass gereifte Reserve von Kemetner, die erstaunlich kühlen Heiligenstein und Gaisberg von Peter Dolle, Walter Bucheggers saftiger und zugleich griffiger "Loos" aus dem Pfeiffenberg sowie noch einmal Hiedler mit seinem kräuterig-würzigen, schmelzigen und mürben Kittmannsberg, der jetzt schon zugänglich wirkt, aber erfahrungsgemäß auch exzellent reift.

Unter den ebenfalls ausgezeichneten Verfolgern finden sich bekannte und weniger bekannte Namen: Allram mit 2014 Hasel und 2013 Gaisberg, Hiedler mit 2013 Thal und Spiegel, von Jurtschitsch der 13er Loiserberg sowie von Loimer der 14er aus gleicher Lage, Kemetners "Alte Reben", Heinz Weixelbaums 14er Rosengarten und Gaisberg "Wahre Werte", noch ein Rosengarten, diesmal aber wieder 2013 und vom Weingut Waldschütz, die etwas süßlichen, saftigen 14er Kittmannsberg und "Grand Grü" von Steininger sowie "Selektion" und "Terra Mobile" von Oskar Hager, der mit seinem "Klassik" auch einen ungeheuer animierenden, dabei extrem preiswerten Basis-Veltliner vorgestellt hat.

Alle 69 in diesem Jahr probierten Kamptal DAC Veltliner finden Sie hier.

Riesling - gut bis groß

Kommen wir zum Riesling. Ich habe die Wachau noch nicht probiert, die kommt nächste Woche dran, aber bisher ist das Kamptal die einzige Region in Österreich, in der die Rieslinge des Jahrgangs 2014 den Veltlinern ebenbürtig sind.

In einem Fall sogar weit mehr als das. Der Heiligenstein "Alte Reben" von Bründlmayer ist nichts weniger als eine Sensation, einer der größten Rieslinge, die mir bislang begegnet sind, Nur wird er den Erwartungen vieler Rieslingfreaks nicht entsprechen, weil er einen aus dem Glas nicht anspringt, nicht überbordend fruchtig ist, sondern ungeheuer subtil, fein, tief und komplex, Wer sich mit ihm beschäftigt, dem eröffnen sich Dimensionen, die man der Sorte zwar nachsagt, die man aber in dieser Form nur sehr, sehr selten tatsächlich antrifft.

Der Schatten dieses Weins ist groß, keine Frage, aber es wäre töricht, nicht nachzusehen, was sich in ihm finden lässt. Der tiefe, dicht gewirkte, ausgesprochen würzige und vielschichtige Heiligenstein von Schloss Gobelsburg etwa, auch er einer der größten Rieslinge des Jahrgangs in Österreich, Hiedlers wie immer ziemlich mächtiger "Maximum", Fred Loimers ausgesprochen straffer, reifebedürftiger Seeberg, der mit der Reife womöglich noch zulegen kann, Schenkenbichl und Steinhaus von Rabl, Hiedlers Gaisberg sowie der Heiligenstein von Michaela Allram, wie so oft auf der süßeren Seite, gleichzeitig aber so spannend, tief und mineralisch, wie man das von einem Heiligenstein erwarten darf.

Auch beim Riesling gibt es hinter der absoluten Spitze viele Weine, die jede Aufmerksamkeit wert sind. Neben den großen Namen haben wieder auch einige weniger berühmte Betriebe Bemerkenswertes auf die Flasche gebracht. Bei Weixelbaum sind es Renner und Gaisberg, bei Steininger Seeberg und Steinhaus, bei Waldschütz der Wechselberg und bei Kemetner die schon seit Jahren sehr zuverlässige Ried Karl.  Sehr erfreulich auch das Abschneiden von Sax und Nastl, beide mit ihren Rieslingen vom Steinmassl, die ihre Verwandschaft aufgrund der für die Lage typischen Andeutungen schwarzer Beeren nicht verleugnen können.

Alle 31 heuer probierten Kamptal DAC Rieslinge

Was es sonst noch gibt

Die anderen Sorten hatten es schwer dieses Jahr; Vieles wurde uns gar nicht vorgestellt, vor allem die Roten waren rar. Der beste Rotwein-Produzent des Gebietes, Kurt Angerer, blieb der Verkostung leider ganz fern.

Drum hier nur einige wenige Empfehlungen: Michaela Allram macht mit ihrem Weißburgunder "Papageno" sowie der Grauburgunder Reserve klar, dass sie nicht nur Riesling und Veltliner beherrscht, und Heinz Weixelbaum hält mit seinen "Wahren Werten" einsam die Fahne des Sauvignons in den Wind.

Zu den Kamptaler Erzeugern im Weinführer und allen im letzten Jahr probieren Weinen geht es hier.

 

 

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