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Social-Media-Kanäle sind für viele Weingüter längst ein unverzichtbares Marketinginstrument. Doch eine neue Umfrage unter 150 katalanischen Weingütern zeigt deutlich: X (bis Juli 2023 Twitter) ist in der Weinszene endgültig abgemeldet. In der vom Marktforschungsunternehmen Enodata in Zusammenarbeit mit der katalanischen Weinbehörde INCAVI konzipierten Studie belegte die Plattform mit einer Bewertung von nur 2,15 von maximal fünf Punkten den letzten Platz unter acht untersuchten Medien (Instagram, Facebook, X, LinkedIn, YouTube, TikTok, Google Maps und WhatsApp). Sie wurde von vielen Winzern als „sehr schlecht“ eingestuft – eine Einschätzung, die viele Branchenkenner nicht überrascht.
Ganz oben in der Gunst der Weingüter steht hingegen Instagram: 100 Prozent der befragten Betriebe nutzen die visuelle Plattform aktiv, um ihre Weine, Veranstaltungen und weintouristischen Angebote vorzustellen. Facebook, das mit 2,56 Punkten ebenfalls eher schlecht abschnitt, wird nur noch weitergeführt, weil Inhalte von Instagram automatisch dort dupliziert werden.
Das ehemalige Twitter hingegen nutzen nur noch 47 Prozent der Befragten – meist passiv oder ausschließlich zur Nachrichtenrezeption. Der textbasierte, schnelle Kommunikationsstil passt offenbar nicht zum Arbeitsalltag von Winzern, denen häufig die Zeit fehlt, ständig zu reagieren und im Dialog zu bleiben. Der Aufwand, um auf X sichtbar zu bleiben, sei für die meisten Betriebe schlicht zu groß, so das Fazit.
Auch die amerikanische Marketingexpertin Heather Daenitz bestätigt diesen Trend. In ihrem Newsletter „The Wine Marketing Field Guide“ beschreibt sie, dass Plattformen wie X, Threads oder TikTok eine klare Markenidentität und kontinuierliche Interaktion erfordern – Anforderungen, die viele Weingüter nicht erfüllen können. X sei daher nicht das geeignete Medium für eine Branche, in der Authentizität und visuelle Eindrücke entscheidend sind.
Ein Beispiel für einen früheren Vorreiter war das kalifornische Weingut Tablas Creek. Doch selbst dort hat man seit der Übernahme durch Elon Musk und der damit verbundenen Zunahme an toxischem Verhalten einen massiven Rückgang an Interaktion verzeichnet – auf weniger als ein Zehntel der vorherigen Reichweite. Inhaber Jason Haas nennt X heute „praktisch tot“ für die Weinbranche.
Alternative Plattformen gewinnen dagegen an Bedeutung. Während Instagram weiterhin führend ist, experimentieren einige Weingüter bereits mit Threads und LinkedIn. TikTok wird derzeit nur von 22 Prozent der befragten Weingüter genutzt. Die App genießt aber eine wachsende Aufmerksamkeit, da sich dort besonders junge Zielgruppen erreichen lassen.
Eines wird durch die Studie deutlich: Die Weinbranche ist in Bewegung – und sie verabschiedet sich zunehmend von Plattformen wie X und Facebook. Visuelle Medien mit hoher Nutzerbindung und geringeren Anforderungen an Echtzeit-Kommunikation wie Instagram dominieren. Sie könnten künftig durch neue Kanäle ergänzt werden, die den Bedürfnissen von Weingütern besser gerecht werden.
(ru / enoreports.com)