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Im Mittelmeerraum könnten bis zum Ende des Jahrhunderts mehrere Millionen Hektar landwirtschaftlicher Flächen durch Desertifikation verloren gehen. Das prognostiziert der französische Agro-Klimatologe Serge Zaka in seinem Whitepaper „The urgent need to adapt“. Die Region erwärme sich „20 Prozent schneller als der Rest der Welt“. Es würde in den Sommern zu weit verbreitetem Hitzestress kommen, „der weit über die physiologische Widerstandsfähigkeit der dort angebauten Arten hinausgeht“. Daher würden sich die Landschaften zunehmend in Steppen und Savannen verwandeln, wodurch „Olivenbäume und Weinreben nach Norden wandern und neue Kulturen am Mittelmeerrand entstehen.“ Die Wachstumsperiode der Weinreben könnte nach 2060 um 20 bis 35 Tage kürzer werden. Laut Zaka sei „Bewässerung keine mittel- oder langfristige Lösung, um mit Wasserstress umzugehen“. Er schließt nicht aus, dass mehrere Weinregionen an neue Standorte verlagert werden könnten.
Diese Ansicht hält der Önologe Matthieu Dubernet für „zu pessimistisch“. Resignation würde die Desertifikation noch beschleunigen. Er plädiert für konstruktive Ansätze, die „Wasserressourcen, die zwar schlecht verteilt, aber reichlich vorhanden sind, besser zu nutzen. Wir sind fähig, Speicherinfrastrukturen zu schaffen.“ Pflanzen seien „unglaublich komplexe Systeme, die glücklicherweise eine gewisse Anpassungsfähigkeit zeigen. Weinreben befinden sich zwischen dem 30. und 50. Breitengrad der Nordhalbkugel, was ein sehr großer Bereich ist“.
Der Begriff „Desertifikation“ bedeutet im Gegensatz zur natürlichen Wüstenbildung („Desertation“) die Verschlechterung des Bodens durch vom Menschen verursachte klimatische Veränderungen. Sie kostet laut Berichten internationaler Organisationen jährlich rund 12 Millionen Hektar fruchtbaren Bodens, was der Ackerfläche Deutschlands entspricht.
(al / Quelle: vitisphere)