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Forscher der Universität Navarra haben die Vorteile des sanften Rebschnitts erstmals mit einer wissenschaftlichen Studie bestätigt. Rebstöcke wachsen demnach besser, wenn der Winzer beim Schneiden auf den Saftfluss achtet. Das belegen die Untersuchungen an jungen Pflanzen.
Auf der Konferenz Terclimpro am 18. und 19. Februar in Bordeaux berichtete Prof. Luis Gonzaga Santesteban über die Forschungsergebnisse. Die Wissenschaftler führten Tests in zwei neu angelegten Tempranillo-Parzellen in Navarra und der Rioja durch. Die Reben werden in derselben Weise erzogen und waren vorher noch nicht beschnitten worden.
Der Saft fließt in der Rebe in zwei parallelen Bahnen. Der sanfte Rebschnitt bedeutet, den Stock nur an einer Seite zu beschneiden. Dadurch kann der Saft auf der anderen Seite ungehindert fließen. Zudem gilt es, die Schnittwunde möglichst klein zu halten, damit sie schnell heilen kann. Dafür lässt der Winzer einen relativ langen Stumpf des abgeschnittenen Triebs stehen. Entwickelt haben diese Schnitttechnik die Italiener Marco Simonit und Pierpaolo Sirch; deshalb trägt sie auch den Namen Simonit&Sirch-Methode.
Die spanischen Forscher verglichen den sanften Rebschnitt mit zwei anderen Beschneidungsarten. Der aggressive Schnitt beachtet den Saftfluss in der Rebe nicht und hinterlässt eine großflächige Schnittwunde ohne Stumpf. Der in der Region traditionelle Schnitt ist ein Zwischenstil: Er nimmt ebenfalls keine Rücksicht auf den Saftfluss, erhält aber einen kurzen Stumpf. Die drei Schnittarten kamen über drei Jahre in fünf Phasen der Rebstockentwicklung zum Einsatz.
Die Untersuchungen ergaben, dass die schonend beschnittenen Reben ein deutlich stärkeres Wachstum aufwiesen als die aggressiv oder traditionell beschnittenen Stöcke. Daraus schließt Luis Gonzaga Santesteban: „Ein respektvoller Rebschnitt, der die Bedeutung des Saftflusses betont und unnötige Schnitte minimiert, kann eine wirksame Strategie zur Erhaltung einer optimalen Gesundheit der Reben sein.“ Er will seine Forschung nun in älteren Weinbergen anwenden, um die Ergebnisse zu überprüfen.
(cs / vitisphere.com / ives-technicalreviews.eu)