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Die Kellereigenossenschaft Terre Cortesi Moncaro mit Sitz in der italienischen Region Marken wird per Gerichtsurteil liquidiert. Das hat das zuständige Gericht in Ancona am 25. Oktober entschieden. Damit haben sich erstmal die Hoffnungen zerschlagen, das seit Monaten angeschlagene Unternehmen zu retten.
Jahrelang galt die größte Kellereigenossenschaft der Marken als Vorzeigebetrieb: 615 Mitglieder, 1200 Hektar Weinberge, davon 120 im Eigenbesitz, über 30 Millionen Euro Umsatz und Kellereien in den drei Hauptweinanbaugebieten der Region. Der Hauptsitz in Montecarotto produziert die Weißweine der Castelli di Jesi (Verdicchio), die Standorte im Conero und Piceno erzeugen Rotweine.
Bereits seit Februar 2024 war die Zukunft der Kellerei ungewiss. Damals hatte der Verwaltungsrat den langjährigen Geschäftsführer Doriano Marchetti abgesetzt und sein Amt der Vize-Präsidentin Donatella Manetti übertragen. Ihm wurde vorgeworfen, finanzielle Entscheidungen im Alleingang und ohne das Wissen des Verwaltungsrats getroffen zu haben. Zudem war die Genossenschaft mit der Begleichung von Gehaltszahlungen und Lieferanten massiv im Rückstand.
Die gegenseitigen Vorwürfe zwischen neuer und alter Führung erreichten Anfang Juli ihren Höhepunkt, als zwei Lieferanten das Insolvenzverfahren wegen Forderungen in Höhe von etwa 1,3 Millionen Euro beantragten. Am 25. Juli ernannte das Gericht den Experten Marcello Pollio als gerichtlichen Verwalter, wodurch alle Vollstreckungs- und Sicherungsmaßnahmen einzelner Gläubiger gestoppt wurden.
Pollio sollte vor allem die Mitarbeiter überzeugen, die Pflege der Weinberge wieder aufzunehmen und die Ernte 2024 zu sichern. Am 4. September signalisierte Moncaro die Bereitschaft zum Vergleichsverfahren, was den Antrag auf Insolvenz zunächst stoppte. Anfang Oktober entzog das italienische Ministerium für Unternehmen und Made in Italy (MIMIT) dem Moncaro-Vorstand die Amtsbefugnis und ernannte Giampaolo Cocconi zum Kommissar. Dieser stellte laut Gambero Rosso am 16. Oktober eine „schwere Liquiditäts- und Finanzkrise der Genossenschaft sowie die Unmöglichkeit, in der vom Gericht vorgesehenen Frist einen angemessenen Vergleichsplan aufzustellen“ fest.
Das Gericht in Ancona konnte aufgrund der Schulden von 38 Millionen Euro und offenen Steuerforderungen von 768.000 Euro nur noch die Liquidation der Kellerei anordnen. Nun geht es zunächst darum, den Geschäftsbetrieb fortzuführen und den in den Kellereien eingelagerten Wein zu sichern. Was die Zukunft der Genossenschaft betrifft, bleiben verschiedene Wege offen. Sobald der laufende institutionelle Konflikt überwunden ist, könne an einer Lösung gearbeitet werden.
„Es ist klar, dass der Konflikt zwischen dem Ministerium für Made in Italy und dem Gericht die Liquidation nicht erleichtern wird“, sagt Michele Bernetti, Präsident des Konsortiums „Istituto marchigiano di tutela vini“ (IMT). „Es wäre auf jeden Fall schön, eine regionale Lösung innerhalb der Branche zu finden, aber mir ist bewusst, dass dies kein einfacher Weg sein wird. Andernfalls sehen wir unsererseits keine Gefahr durch einen ausländischen Investor: Wenn es funktioniert, umso besser.“
(ru / Gambero Rosso)