|
Im Fall der möglicherweise manipulierten Sommelier-Staatsmeisterschaft 2023 in Österreich wird die Staatsanwaltschaft keine Ermittlungen einleiten, da kein Anfangsverdacht besteht. Das hat sie den Betroffenen bereits schriftlich mitgeteilt. Ein Sommelier hat der Sommelier Union Austria (SUA) vorgeworfen, den Wettbewerb manipuliert zu haben. Dem späteren Sieger Maximilian Steiner (Bild Mitte) seien die Fragen der Jury vorab zugespielt worden.
Laut Aussagen eines Mitglieds des Vorstandes der SUA seien die Vorwürfe bis Juli 2025 nie in schriftlicher Form, sondern nur mündlich ohne Vorlage von Aufzeichnungen oder Belegen vorgetragen worden. Die Präsidentin der SUA, Annemarie Foidl (im Bild links), forderte daraufhin vom Hinweisgeber konkrete Beweise an. Dieser verlangte daraufhin von der SUA, „ein konkretes Konzept vorzustellen, wie dieser Fall aufgearbeitet wird“. Foidl schlug vor, sich an den internationalen Dachverband Assoaciation de la Sommellerie Internationale (ASI) zu wenden, um eine unabhängige Untersuchung zu gewährleisten. Außerdem forderte der Rechtsanwalt der SUA den Hinweisgeber auf, Anzeige gegen die SUA zu erstatten und die Vorwürfe zu begründen oder einzustellen. Dieser stellte daraufhin am 26. August 2025 Strafanzeige wegen „Wettbewerbsschiebung" bei der Staatsanwaltschaft Innsbruck – allerdings nicht gegen den Verband, sondern gegen dessen technische Direktorin Carole Rohrmoser-Stein. Sie hatte Maximilian Steiner für den Wettbewerb vorbereitet und soll ihm, so der Vorwurf, die gestellten Fragen vorab zugespielt haben.
Die Staatsanwaltschaft Innsbruck informierte Rohrmoser-Stein aber bereits am 27. August 2025 darüber, dass von einem Ermittlungsverfahren abgesehen werde. Begründet wird dieser Schritt damit, dass sich „aus der Sachverhaltsdarstellung kein Anfangsverdacht einer strafbaren Handlung ergibt". „Es ist weder eine täuschungsbedingte Vermögensschädigung noch eine Rechtshandlung in Zusammenhang mit der behaupteten ‚Wettbewerbsschiebung‘ ersichtlich.“ Die Anschuldigungen „vermögen einen Anfangsverdacht einer Straftat mitnichten zu begründen.“ (Mails und Schreiben liegen wein.plus vor.)
Der Fall hat es in Österreich auf Titelblätter von Tageszeitungen und die Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ORF geschafft und wird teilweise als „neuer Weinskandal“ bezeichnet. Die Aufarbeitung liegt nun bei der Ethik- und Compliance-Kommission der ASI. Im betroffenen Tiroler Sommelier-Verein wurde am Freitag ein neuer Vorstand gewählt. Der Wettbewerb zum „Besten Sommelier Österreichs 2025“ findet am 3. November in Wien statt. Die technische Leitung übernimmt dabei eine Jury aus Lettland unter dem Vorsitz des Sommelierweltmeisters von 2023, Raimonds Tomsons.
(al)