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Das Burgunder-Weinhaus Albert Bichot *** erforscht den Einfluss des Meeres auf die Reifung von Wein im Fass. Dafür wurden zwei Fässer seines 2024 Bourgogne Côte d’Or Chardonnay „Secret de Famille“ an Bord des Frachtschiffs „Grain de Sail II“ verladen. Das vorwiegend windbetriebene Schiff wird den Atlantik in beide Richtungen überqueren und im März nach Frankreich zurückkehren. Dabei sind die Fässer Temperaturschwankungen, salziger Luft und der Wellenbewegung ausgesetzt. Sie wurden mit Sonden ausgestattet, die Temperatur, Luftfeuchtigkeit, gelöste Gase und flüchtige Verbindungen messen.
Nach der Rückkehr des Schiffes werden die Weine in einer Verkostung mit denen aus identischen Fässern verglichen, die im Keller von Albert Bichot in Beaune gereift sind. Eine sensorische Analyse soll zeigen, ob das Meer dem Wein salzige oder mineralische Noten verleiht.
Experimente, die den Einfluss des Meeres auf den Wein untersuchen – in Anlehnung an den Begriff Terroir als „Merroir“ bezeichnet – sind nicht neu. Bereits im 18. und 19. Jahrhundert wurde beobachtet, dass Bordeaux-Weine, die per Schiff nach Indien oder in die Karibik transportiert wurden, oft anders schmeckten als jene, die in Frankreich verblieben. Dies führte zu der Bezeichnung „Vin de Voyage". Manche Händler behaupteten, dass der lange Transport den Weinen eine besondere Reife verlieh, insbesondere durch die ständige Bewegung und Temperaturschwankungen.
Eine der ersten dokumentierten Unternehmungen dazu war die Weltumsegelung der österreichischen Fregatte Novara von 1857 bis 1859. Sie führte Weine aus Wien, der Steiermark und Ungarn mit. Diese wurden nach der Rückkehr mit identischen Weinen verglichen, die in Österreich unter normalen Bedingungen gereift waren. Die Ergebnisse lieferten frühe Hinweise darauf, dass der Transport auf See durchaus zur positiven geschmacklichen Entwicklung eines Weines beitragen kann. In den 2010er-Jahren lagerte das italienische Weingut Tenute del Cerro **** Fässer mit Sangiovese auf einem Segelschiff. Sensorische Analysen zeigten feine Unterschiede zu Weinen, die an Land gereift waren. Im Frühjahr 2021 wurden einige von zwölf Flaschen Château Pétrus 2000 verkostet, die sich für 14 Monate auf der Raumstation ISS in Schwerelosigkeit befanden. Sie zeigten nur kaum wahrnehmbare Veränderungen.
(al / Quelle: drinksbusiness; eigene Recherche)