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Vicky Gonzalez-Gordon Gonzalez Byass aus Jerez produziert den bekannten Sherry Tio Pepe, dazu gehören dem Haus noch 13 Weingüter in Chile und Argentinien. Es setzt dabei voll auf nachhaltige Produktion. Uwe Kauss hat mit Vicky Gonzalez-Gordon, CEO für Nachhaltigkeit, über Ziele, Erfahrungen und Zukunftsprojekte gesprochen.

Das spanische Wein- und Sherry-Unternehmen Gonzalez Byass in Jerez produziert den weltbekannten Sherry Tio Pepe. Doch zum bereits 1835 gegründeten Haus gehören neben der Sherry-Bodega in Jerez inzwischen auch 13 Weingüter mit 2.000 Hektar Weinbergen in Spanien, Argentinien und Chile. Das seit jeher im Familienbesitz befindliche Unternehmen hat wie nur wenige andere in Europa seine Arbeit auf Nachhaltigkeit begründet. Mit dem Projekt „5+5 Care for the planet“ nimmt es Bezug auf die fünf Generationen der Familie, die Gonzalez Byass bereits geführt haben – und die kommenden fünf, denen das heutige Management eine zukunftssichere Umgebung hinterlassen will. So arbeiten die Weingüter aktuell an konkreten Zielen zur CO2-Reduktion, an der Nutzung erneuerbarer Energien, an Biodiversität im Weinberg sowie dem Einsatz von Piwis und authochtonen Sorten. Zudem initiiert Gonzalez Byass soziale Projekte und unterstützt Bildungseinrichtungen in Spanien.

Aktuell gibt es kaum ein Weingut, das den Begriff Nachhaltigkeit nicht in irgendeiner Weise verwendet. Ihrer Familie gehören 14 Betriebe, die Wein und Sherry erzeugen. Wann hat die Familie angefangen, über das Thema nachzudenken?

Vicky Gonzalez-Gordon: Das geht tatsächlich auf unseren Gründer zurück. Unser Unternehmen existiert seit dem Jahr 1835. Er ließ beispielsweise damals eine Schule für die Kinder der Arbeiter einrichten, es gab einen Arzt für die Beschäftigten. Heute ist das nicht ungewöhnlich, aber für damalige Verhältnisse war das erstaunlich. Er legte von Beginn an großen Wert auf Qualität, denn er verkaufte den Wein unter seinem Namen. Einer seiner wichtigsten Werte war Beständigkeit, der Blick in die Zukunft war wichtig für all seine Entscheidungen. Etwa fünf Jahre nach dem Start kaufte er Land und ließ dort Weinberge anlegen. Das sollte langfristig die Qualität sichern. Er brachte auch viele Innovationen auf den Weg oder war an ihnen beteiligt. Das hat sich in der Familie fortgesetzt: Bereits 1955 eröffnete Mauricio González-Gordon Díez das erste private Weinbau-Forschungsinstitut Cidima in Spanien. Die Buchstaben stehen seitdem für Forschung, Qualität, Entwicklung, Innovation und Umwelt. Die Aspekte der Nachhaltigkeit sind ein Teil der DNA unserer Familie.

 

Welchen Einfluss hat das heute auf Ihre Weingüter?

Vicky Gonzalez-Gordon: 2012 haben wir über diese Themen lange diskutiert und beschlossen, das Nachhaltigkeitsprogramm „Fünf-plus-Fünf“ zu entwickeln. Es basiert auf dem Gedanken, dass unser Unternehmen heute seit fünf Generationen existiert und wir es auch für die kommenden fünf Generationen erhalten wollen. Dabei beziehen wir alle Aspekte von Anbau und Produktion ein. Uns gehören 2.000 Hektar eigene Weinberge in Spanien, Argentinien und Chile. Hier arbeiten wir inzwischen zu 50 Prozent mit integrierter, nachhaltig ausgerichteter Landwirtschaft sowie zu 20 Prozent biologisch. In allen Weingütern nutzen wir nur noch Energie aus erneuerbaren Quellen, aus Solarzellen und Biomasse. Zudem ist Energieeffizienz ein sehr wichtiger Faktor. Weiter haben wir das Bewässern der Rebstöcke deutlich reduziert und geschlossene Kreisläufe installiert, damit möglichst wenig Wasser verschwendet wird.

 

Sie produzieren große Mengen Sherry für den weltweiten Vertrieb. Wie verbinden Sie den Kampf um Preispunkte mit Ihrer Strategie?

Vicky Gonzalez-Gordon: Wir haben kürzlich ein neues Weingut in Beronia eröffnet. Schon in der Planung haben wir sehr viele Teile der Produktion deutlich optimiert. Darum geht es: Wir erreichen dort jetzt eine viel größere Effizienz in der Produktion. Wir nutzen neue Technologien, optimieren Prozesse – und unsere Leute können damit besser und entspannter arbeiten. Es geht um die richtige Balance.

 

Sie haben mit den 14 Weingütern inzwischen eine Menge Erfahrung gesammelt. Welche Projekte haben nicht funktioniert?

Vicky Gonzalez-Gordon: Ich kann Ihnen von keinem Projekt berichten, das nicht funktioniert hätte. Am schwierigsten ist es dabei, den gesamten Weg von der Traube in die Flasche in allen Teams in Frage zu stellen. Die Marketing-Leute nehmen unsere Produkte aus der Sicht unserer Kunden wahr. Die Teams, die in den Weinbergen arbeiten, wollen dagegen vor allem nachhaltig arbeiten. Auch da gilt es, die richtige Balance zu finden. Das bedeutet: Wir führen sehr viele Diskussionen. Wir arbeiten dabei ja auch mit sehr unterschiedlichen Menschen. Dazu sind einige unserer Weingüter biologisch, wie Veramonte in Chile. Andere befinden sich noch in der Umstellung. Für einige sind die klimatischen Bedingungen dafür hervorragend, daher ist das dort sehr einfach. Für einige andere unserer Güter ist es das aber gar nicht. Aber die biologische Bewirtschaftung ist für mich nicht gleichbedeutend mit nachhaltiger Arbeitsweise. Sie ist nur ein Teil davon.

 

Wenn Sie der Besitzer eines Weinguts fragen würde: Wir wollen künftig konsequent nachhaltig arbeiten. Welche ersten Schritte würden Sie empfehlen?

Vicky Gonzalez-Gordon: Der wichtigste Aspekt beim Weinmachen ist Wasser. Es ist eines der global größten Probleme. Die Rebstöcke brauchen genug Wasser, im Keller benötigen wir es ebenso. Mein erster Tipp wäre: Sei sehr umsichtig, wenn Du bewässerst. Gib ihnen wirklich nur so viel, wie sie wirklich brauchen. Wenn deine Rebzeilen schon begrünt sind, sorge für ausreichend Biodiversität. Setze deine Ambitionen aber nicht zu hoch. Die Weinbranche ist nicht das größte Problem bei den weltweiten Emissionen. Trotzdem ist es wichtig, jeden Schritt der Produktion zu hinterfragen. So verschwenden wir fast kein Wasser mehr im Weinberg, wie fangen es auf und verwenden es wieder. Dazu fragen wir auch unsere Distributoren, was wir besser machen können. Es geht immer darum, sämtliche Teile des Geschäfts einzubeziehen.

 

Welche konkreten Ziele verfolgen Sie aktuell?

Vicky Gonzalez-Gordon: Ich will, dass meine Kinder dieses Unternehmen in Zukunft weiterführen können. Deswegen müssen wir unsere Grundlage, die Weinberge, schützen. Deswegen werden wir an unseren vier Zielen arbeiten. Erstens Ausbildung: Wir bilden unsere Teams permanent weiter. Dazu haben wir ein Obstgarten-Projekt aufgebaut, bei dem Dorfbewohner lernen, wieder eigenes Obst und Gemüse anzubauen. Zweitens wollen wir unseren Energieverbrauch bis 2030 um 55 Prozent senken. Drittens rekultivieren wir in verschiedenen Projekten verlassene Weinberge mit historischen Rebsorten. Zudem helfen wir, dass Bauern in ganz Spanien ihre kleinen Weinberge nicht aufgeben, sondern sie neu kultivieren. Viertens wollen wir mit vielen Projekten helfen, die Biodiversität auf möglichst vielen Flächen zu verbessern. Da sind unsere Weingüter schon sehr aktiv.

 

Wein-Unternehmen wie zum Beispiel Miguel Torres haben ebenfalls wie Sie eine Strategie zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Tauschen Sie Erfahrungen aus?

Vicky Gonzalez-Gordon: Es gibt mehrere Projekte mit sehr langer Laufzeit, die wir mit Partnern angehen. Dazu gehören Weingüter, andere Unternehmen aus der Weinbranche, aber auch Universitäten. Wir beteiligen uns an deren Studien etwa zur Anpassung von Prozessen in der Weinproduktion oder zum besseren Schutz der Landschaften. Gemeinsam mit Weingütern arbeiten wir vor allem an Zertifizierungssystemen, konkreten Projekten zum Klimaschutz sowie an Methoden für mehr Nachhaltigkeit. Dazu kommen Projekte für besseren sozialen Zusammenhalt.

 

Seit wir über Klimaschutz und Nachhaltigkeit sprechen, gibt es in der Weinszene eine völlig neue Kultur der Kooperation und des offenen Austauschs – sogar über die Grenzen des Wettbewerbs hinweg.

Vicky Gonzalez-Gordon: Ja, da hat sich viel verändert. Viele Weingüter sind inzwischen auf der gleichen Linie wie wir. Wir tauschen intensiv die Erfahrungen aus, teilen unser Wissen und nehmen oft an Foren und Diskussionen teil. Schließlich müssen wir zusammen mit anderen Weingütern an einem gemeinsamen Ziel arbeiten. Wir wollen ja nicht nur Wein verkaufen, uns geht es um mehr.

 

Um was genau?

Vicky Gonzalez-Gordon: Wir wollen, dass sich die Menschen mit unseren Weinen verbunden fühlen. Unsere Kunden sollen mit dem Weingut eine Beziehung aufbauen. Dazu genügt es ja nicht zu sagen, unsere Weinmarken sind nachhaltig. Ich will, dass sie Vertrauen zu den Menschen haben, die ihn produzieren. Der Begriff Nachhaltigkeit ist dabei nur ein Teil des Ganzen. Denn die Kunden wissen darüber mehr und mehr Bescheid.

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