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Zehn Genossenschaften aus Württemberg haben auf der ProWein die erste 0,75l-Mehrwegflasche für Wein vorgestellt. Sie lässt sich im Supermarkt am Automaten zurückgeben. Schon in diesem Jahr sollen die neuen Flaschen erstmals gefüllt werden.

In Deutschland werden jährlich über eine Milliarde Weinflaschen gekauft, schätzt das Deutsche Weininstitut (DWI). Die meisten von ihnen werden nur einmal gebraucht und landen – hoffentlich – im Altglas, werden eingeschmolzen und wieder zu Flaschen verarbeitet. Dabei hat die Flasche alleine laut DWI einen Anteil von rund 45 Prozent am CO2-Fußabdruck bei der Weinproduktion. Pfandflaschen aus Glas können laut Umweltbundesamt bis zu 50-mal wiederbefüllt werden. Das spare im Vergleich zu Einwegflaschen deutlich an Energie und Ressourcen ein. Trotzdem gab es bislang kaum Möglichkeiten, Weinflaschen einer Wiederverwendung ohne Neuproduktion zuzuführen. Der Hauptgrund ist die fast unüberschaubare Vielfalt an Formen: "Derzeit sind allein in Deutschland weit über 100 verschiedene Weinflaschentypen im Einsatz", sagt Ernst Büscher vom DWI. Ein funktionierendes Pfandsystem benötige aber standardisierte Flaschen.

 

Wein in Mehrwegflaschen kommt

Werner Bender
© Heuchelberg Weingärtner

Doch jetzt kommt Bewegung in die Branche: Stark gestiegene Kosten für Rohstoffe, Verarbeitung und Transport und das gestiegene Bewusstsein für einen schonenderen Umgang mit Ressourcen führen dazu, dass immer öfter über Pfand-Mehrwegsysteme nachgedacht wird. Für Bier- und Wassserflaschen funktionieren sie in Deutschland bereits seit Jahrzehnten sehr gut.

Auf der Prowein in Düsseldorf stellte nun Werner Bender, Vorstand der eigens gegründeten Genossenschaft Wein-Mehrweg eG, eine neu gestaltete, standardisierte 0,75 Liter-Mehrweg-Weinflasche vor. Sie hat einen langen Flaschenhals, einen robusten Stoßrand und trägt den Schriftzug "Mehrweg". Die Wein-Mehrweg eG ist eine Genossenschaft, an der mehrere württemberger Weingärtnergenossenschaften beteiligt sind, unter anderem die Genossenschaftskellerei Heilbronn, die Lauffener Weingärtner, die Württemberger Zentralgenossenschaft, die Heuchelberg Weingärtner und das Collegium Wirtemberg aus Stuttgart.

Schon seit vielen Jahren werden in Württemberg die Ein-Liter-Pfandflaschen gesammelt, gespült und wiederbefüllt. Mit dem Spülzentrum in Möglingen existiert ein Betrieb mit der Kapazität, 24 Mio. Weinflaschen pro Jahr zu reinigen - bisher allerdings nur Ein-Liter-Flaschen. Der Bedarf an Literflaschen geht aber stetig zurück. Daher wurde nun die neue 0,75 Liter-Flasche entwickelt, an der die Wein-Mehrweg eG die Lizenz hält.

Zudem stellte das Weingut Galler*** auf der Prowein aus der Pfalz einen Weißwein vor, der in 0,5l-Bierflaschen abgefüllt und mit Kronenkorken verschlossen wird. Beim Bier ist die Standardisierung der Flaschenform schon weit fortgeschritten. Laut Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, seien bis zu vier Milliarden wiederbefüllbare Glasflaschen in Umlauf. 80 Prozent von ihnen sind Gemeinschaftsflaschen, die von jeder Brauerei genutzt werden könne, entsprechend hoch liege der Mehrweganteil. Ihr Vorteil: Sie können bei jedem Supermarkt einfach zurückgegeben werden.

Das Spülzentrum in Möglingen kann bis zu 24 Mio. Flaschen spülen

Michael Krasser
 

Neue Flaschen braucht das Land

Die neuen Pfandflaschen sollen bereits in diesem Jahr in Deutschland zum Einsatz kommen, zunächst im Getränke- und Weinfachhandel. Werner Bender ist optimistisch, dass sie sich schon bald bundesweit im Mehrwegsystem etablieren können. Das hänge von der Resonanz des Handels und der Verbraucher ab. Schließlich müsse ein solches System nicht nur von der deutschen Weinbranche, sondern auch vom Lebensmitteleinzelhandel angenommen werden. Und selbst wenn sich deutsche Erzeuger auf wenige Flaschenformen verständigten: Die überwiegende Anzahl der Weinflaschen wird aus dem Ausland importiert. Es bräuchte also eine europäische Regelung. Entsprechende Initiativen werden nun gestartet, denn der Ukraine-Krieg mit den Folgen für die Glasindustrie und die Erreichung der Klimaziele erhöhen dafür den Druck. So haben sich in Frankreich kürzlich zehn regionale Betreiber von Waschzentren zu einem nationalen Netzwerk für wiederverwendbare Weinflaschen zusammengeschlossen. Und das spanische Weingut Torres forderte bereits im Vorjahr ein Pfandflaschensystem auf europäischer Ebene.

Ob es Bierflaschen, Leichtflaschen, Flaschen aus Papier oder Karton oder Pfandflaschen sind: Der Wein wird sich in den kommenden Jahren in anderen Verpackungsformen präsentieren.

 

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