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Nach wie vor wird der Großteil der italienischen Weine mit Verschlüssen in Stopfenform verschlossen. Alternativen wie Schraub- und Glasverschluss oder gar Kronenkorken sind bisher leider sehr selten anzutreffen, obwohl sie sich als besonders geeignet erwiesen haben. Im folgenden Überblick werden die häufigsten Verschlüsse kurz beschrieben und deren Vor-und Nachteile erörtert. Dabei ist zu beachten, dass sich diese nicht nur auf deren Eignung als Verschlussmittel beziehen, sondern auch Faktoren wie Konsumentenakzeptanz, ökonomische und ökologische Aspekte sowie Unkompliziertheit in Anwendung und Handhabung beinhalten. Die Darstellung hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Besonders seltene Varianten wie ProCork (ein Naturkorken, dessen Stirnseiten mit einer Membran überzogen sind, die TCA abhalten soll) oder die synthetischen, luftdurchlässigen Stöpsel der Firmen Korked oder Guala sind beispielsweise nicht berücksichtigt.

Naturkorken

Vorteile: Ästhetisch ansprechend, altbekannt, Plopp-Effekt, bei den Verbrauchern akzeptiert, ökologisch, recyclingfähig. Bei Topqualitäten lange Lagerfähigkeit.

Nachteile: Risiko von TCA (Korkschmecker), große Varianz bezüglich der Gasdurchlässigkeit auch zwischen einzelnen Exemplaren einer Korkcharge, deshalb uneinheitliche und wenig voraussehbare Entwicklung des Weins, geringe Garantie für gleichbleibend hohe Qualität, Gefahr von Undichtigkeiten.

Naturkorken (Foto: Merum)

Agglomeratkorken / Presskorken

Vorteile: Preisgünstig, Plopp-Effekt, Konsumenten nehmen ihn wie einen Naturkorken wahr.

Nachteile: Hohe Wahrscheinlichkeit von TCA-Kontaminierung, außerdem Risiko von Plastik- und Lösungsmittelnoten (Leimton), verursacht durch den Klebstoff, mit dem das Korkgranulat zu Stopfen verbunden wird.

Agglomerat- oder Presskorken (Foto: Merum)

Scheibenkorken

Verbundkork aus Agglomerat-Körper und Naturkorkscheiben. Diese werden auf eine oder beide Stirnseiten (Zweischeibenkork) des Agglomeratkörpers geleimt. Üblicherweise wird Zweischeibenkork verwendet, da es dann keine Rolle spielt, mit welcher Ausrichtung er in die Flasche kommt.

Vorteile: Preiswert, Plopp-Effekt, bessere Alternative als ein reiner Agglomeratkorken.

Nachteile: Trotz Naturkorkscheiben hohes Risiko von Korkschmeckern und Leimton, nicht für Lagerung geeignet.

Scheibenkorken (Foto: Merum)

Sektkorken

Spezialform des Scheibenkorkens, bei dem zwei oder sogar drei Naturkorkscheiben den Wein vom Agglomerat-Anteil fernhalten sollen. Diese Scheiben haben in der Regel höhere Qualität und eine größere Dicke als bei billigen Scheibenkorken üblich, dadurch zuverlässigere Geschmacksneutralität. Aus Kostengründen sind für Schaumwein heute keine einteiligen Naturkorken mehr auf dem Markt. (Alternative siehe DIAM)

Sektkorken (Foto: Merum)

DIAM-Korken

Aus Feingranulat hergestellt, das durch ein spezielles Verfahren, die DIAMANT-Technologie, mit superkritischem CO2 gereinigt wurde und so frei von TCA sowie zahlreichen anderen für geschmackliche Fehltöne verantwortlichen Molekülen ist. In verschiedenen Ausführungen mit unterschiedlicher Sauerstoffdurchlässigkeit erhältlich. Stillweinkorken tragen den Markennamen DIAM, solche für Schaumweine heißen MYTIK.

Vorteile: Naturkorkähnliche Ästhetik, Plopp-Effekt, vom Verbraucher akzeptiert, homogene Korken-Struktur, ein Korken gleicht dem anderen, kein Risiko von Korkschmeckern.

Nachteile: Bisher keine ausreichenden Erfahrungen bezüglich der Lagerfähigkeit.

DIAM-Korken (Foto: Merum)

Kunststoff-Spritzguss-Korken

Vorteile: Kein Korkgeschmack, preisgünstig, Plopp-Effekt.

Nachteile: Geringfügig unterschiedliche Sauerstoffdurchlässigkeit wegen unregelmäßiger Porenverteilung; geringe Lagerdauer durch begrenzte Dichtigkeit (ca. 2 Jahre), danach beschleunigte Oxidation; in Einzelfällen negative Beeinflussung des Weinaromas durch das verwendete Material, insbesondere, wenn die Flasche liegend gelagert wurde.

Kunststoff-Spritzguss-Korken (Foto: Merum)

Nomacorc-Kunststoffkorken

In einem besonderen Verfahren (Koextrusion) hergestellter Kunststoffkorken. Er besteht aus einem geschäumten Kern, der von elastischer Außenhaut umgeben ist. In verschiedenen Ausführungen erhältlich, die auf unterschiedliche Lagerzeiten und Sauerstoffdurchlässigkeit abgestimmt sind. Firmenangaben zufolge sind mit bestimmten Korken bis zu zehn Jahre Lagerzeit möglich.

Vorteile: Kein Korkgeschmack, Plopp-Effekt, gleichmäßige Entwicklung der Weine in allen Flaschen aufgrund homogener Zellstruktur des Kerns.

Nachteile: In seltenen Fällen negative Beeinflussung des Weinaromas, insbesondere, wenn die vorgesehene Lagerzeit überschritten wurde, für die der Korken ausgelegt ist und die Flasche liegend gelagert wurde. Keine ausreichenden Erfahrungen bezüglich der Lagerfähigkeit.

Nomacorc-Kunststoffkorken (Foto: Merum)

Drehverschluss

Material Aluminium. Verschiedene Versionen sind erhältlich. Zum einen  unterscheidet man zwischen Compound-Dichtung (in den Deckel eingespritzte Kunststoffdichtung) und in den Deckel eingelegten Dichtungsscheiben (mehrlagig und in verschiedener Zusammensetzung). Zum anderen zwischen unterschiedlichen Flaschenmündungen (MCA und BVS). Außerdem gibt es kurze oder lange Kapseln. In Schraubverschlüssen mit langer Kapsel sind Dichtungsscheiben üblich.

Vorteile: Kein Korkgeschmack, dicht, geschmacksneutral. Preisgünstig. Konstante Weinqualität einer Füllcharge. Ohne Hilfsmittel zu öffnen, wiederverschließbar, angebrochene Flaschen lassen sich problemlos und für Tage vor negativen Einflüssen bewahren, lange Lagerfähigkeit.

Nachteile: Geringe Akzeptanz. Kein Plopp-Effekt. Technisch anspruchsvoll, nicht mit den üblichen Maschinen anzubringen. Entwicklung von Reduktionsnoten im Wein möglich. Hoher Energieaufwand beim Herstellungsprozess.

Dreh- oder Schraubverschluss (Foto: Merum)

Kronkorken aus Edelstahl

Vorteile: Kein Korkgeschmack, dicht, geschmacksneutral, lange Lagerfähigkeit, einfache Handhabung beim Anbringen.

Nachteile: Kaum Akzeptanz beim Verbraucher. Entwicklung von Reduktionsnoten im Wein möglich.

Kronkorken (Foto: Merum)

Glasverschluss / Vino-Lok

Vorteile: Ästhetisch ansprechend, Vorteile wie beim Drehverschluss.

Nachteile: Teuer, nicht mit den herkömmlichen Maschinen anzubringen. Entwicklung von Reduktionsnoten im Wein möglich.

Glasverschluss oder Vino-Lok (Foto: Merum)

 

Agglomerat- und Zweischeibenkorken

Die meisten der in Italien verwendeten Verschlüsse bestehen in der einen oder anderen Form aus Korkmaterial. Man findet Naturkorken, Press- bzw. Agglomeratkorken sowie Zweischeibenkorken. Welche Art von Korken und welche Qualität verwendet werden, ist stark von der Region und der Appellation abhängig.

In Südtirol beispielsweise, einem Gebiet mit weit überdurchschnittlichem Qualitätsdenken, ist auch die Korkenqualität außergewöhnlich hoch. Agglomerat- oder Zweischeibenkorken werden dort nur selten benutzt. Bereits am Verschluss kann man die Sorgfalt erkennen, mit der die Winzer arbeiten.

Einen krassen Gegensatz dazu stellt bedauerlicherweise der Chianti DOCG dar, der immerhin zu den berühmtesten Weinen Italiens zählt. Bei ihm machen Agglomerat- und Zweischeibenkorken etwa 40 bis 50 Prozent  aus. Vor allem Weine, die jung, also ein oder zwei Jahre nach der Ernte auf den Markt kommen, sind damit verschlossen.

Selbstverständlich gibt es auch Chianti-Winzer, die gewissenhaft nicht nur in Weinberg und Keller arbeiten, sondern auch darauf bedacht sind, dass die Frucht ihrer mühevollen Arbeit genauso ins Glas des Weintrinkers gelangt wie sie die Reifebehälter bestenfalls verlassen hat: nämlich reintönig!

Neben Chianti ließen sich viele andere Appellationen nennen, die einen ähnlich hohen Anteil an minderwertigen Kork-Verschlüssen aufweisen, Frascati ist zum Beispiel eine von ihnen. Und selbst bei den Weinen der Cinque Terre, bei denen aufgrund der geringen Verfügbarkeit jede verdorbene Flasche doppelt schmerzt, werden Zweischeibenkorken in hohem Maße eingesetzt.

Die schlechtesten Erfahrungen machen wir regelmäßig mit ebendiesen Press- bzw. Agglomeratkorken oder Zweischeibenkorken. Bei diesen Korken gibt es ohne Zweifel die meisten Ausfälle. Ich halte sie für absolut ungeeignet. Es ist fahrlässig, Wein damit zu verschließen. Die Wahrscheinlichkeit, ihn mit diesem Verschluss zu verderben, ist sehr hoch.

Durch das Vermahlen des Korkmaterials werden mit TCA belastete Korkpartien mit unbelasteten Partien gemischt. Darum ist der Korkton, sofern er in einer Charge von Presskorken auftritt, in allen Flaschen der betreffenden Abfüllung festzustellen! Hinzukommt, dass bei vielen auf dem Markt befindlichen Press- oder Agglomeratkorken neben dem klassischen Korkton ein weiterer Fehlton sehr verbreitet ist, der durch die lösungsmittelhaltigen Klebstoffe verursacht wird, mit deren Hilfe der Korkschrot zu Stopfen geformt wird. Sein Geruch hat einen plastik-bzw. lösungsmittelartigen Charakter.

Weintrinkerfrust: Verbundkork mit undichter% abgerissener Naturkorkscheibe. Eines von vielen Beispielen für die Unzuverlässigkeit dieser Verschlussart. (Foto: Merum)

Die Sensibilität für diesen sogenannten Leimton ist sehr unterentwickelt. Das liegt zum einen daran, dass er, wenn er einmal in Erscheinung getreten ist, in allen Flaschen einer Charge mit gleicher Intensität vorliegt, es also keine sensorischen Unterschiede zwischen den einzelnen Flaschen gibt. Oft wird dieser Fehlton daher dem Wein und nicht dem Verschluss angelastet. Dass er eindeutig dem Agglomeratkorken zuzuordnen ist, wird aber leicht erkennbar, wenn der gleiche Wein mit unterschiedlichen Verschlüssen abgefüllt wird und die verschiedenen Muster nach einer gewissen Flaschenlagerung miteinander verglichen werden.

Unzuverlässige Alternative

Der Zweischeibenkorken (Verbundkorken) soll das Auftreten von TCA und Leimton verhindern. Dazu wird eine Scheibe aus Naturkork auf die Stirnseiten des Agglomeratkörpers geklebt. Auf diese Weise wird der Wein von dem Agglomerat-Anteil des Korkens ferngehalten. Inwieweit die Migration des TCAs und der löslichen Bestandteile des Klebstoffes in den Wein unterbunden wird, hängt von der Qualität der Naturkorkscheiben ab. Je weniger porös die Naturkorkscheiben sind, desto besser ist ihr Abdichtverhalten.

Zweischeibenkorken können das Auftreten des Fehltons zwar verzögern, mit zunehmender Flaschenlagerung jedoch immer seltener ganz verhindern.

Völlig sinnlos sind sie allerdings, wenn Abmessungen von Korken und Flaschenhals nicht perfekt aufeinander abgestimmt sind und/oder das Korkschloss nicht exakt eingestellt ist. In diesem Fall dichtet der Korken nicht richtig ab, Wein gelangt zwischen Flaschenhals und Korkstopfen und kommt in Kontakt mit dessen Agglomeratanteil.

Weine, die mit Agglomerat- oder Zweischeibenkorken verschlossen werden, riechen also sehr häufig entweder korkig oder plastik-lösungsmittelartig oder sogar nach beidem. Ich würde mir wünschen, dass mehr Winzer sich dieses Sachverhalts bewusst würden und auf diese Art von Korken verzichten.

Positive Erfahrung

Eine Sonderform des Agglomeratkorkens stellt der sogenannte DIAM-Korken dar. In einem speziellen Prozess, dem patentierten DIAMANT-Verfahren, wird das fein vermahlene Korkmaterial durch überkritisches Kohlendioxid von TCA und anderen, für etwaige Mufftöne verantwortlichen Substanzen gereinigt. Mittels Druck und Hitze und unter Zusatz von Polyurethan als Bindemittel wird das Korkmehl anschließend zu einem Stopfen „verbacken“.

Unsere bisherigen Erfahrungen mit DIAM-Korken sind positiv, er scheint keine der oben beschriebenen, sensorisch negativen Eigenschaften zu haben. Dass dieser Korken erfreulicherweise auch in Italien zunehmend verwendet wird, zeigte unsere aktuelle Prosecco-Verkostung.

Die Ausfallquote bei Naturkorken ist nach unseren Erfahrungen in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Der eigentliche Korkton kommt seltener vor als früher. Fast häufiger sind bei diesen Flaschen Oxidationsprobleme, entweder aufgrund von Undichtigkeit oder in seltenen Fällen durch die für die Korkbleichung verwendeten Peroxide.

Autor Jobst von Volckamer hat im Zuge seiner Verkostungspraxis umfangreiche Erfahrung mit Weinflaschenverschlüssen gesammelt. (Foto: Merum)

Zum Magazinartikel "Drehverschluss wird salonfähig"

Zum Magazinartikel "Winzer- und Verbandsstimmen zu Verschlüssen"

Zum Interview mit Prof. Dr. Rainer Jung, Forschungsanstalt Geisenheim

Zur Website "Verschlusssache Wein"

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