Als Peter Hofer die Weinregale seines verstorbenen Vaters sichtete, stieß er auf eine Sensation: Dom Perignon Rosé 1959. Von ihm gab es nur 306 Flaschen, die alle der Schah von Persien kaufte. Warum der Champagner dort lagert, berichtet Alexander Lupersböck.
Alexander Lupersböck
Ich gehe die Kellertreppe in einem normalen Wohnhaus in der Umgebung von Wien hinab. Mein Gastgeber Peter Hofer (Name der Redaktion bekannt), der in der Logistik sowie als Christbaumverkäufer arbeitet, schließt sein unauffälliges Kellerabteil auf. Er nimmt vorsichtig eine Flasche aus einem Kasten und zeigt sie mir. In seiner Hand liegt der seltenste Champagner der Welt: Dom Pérignon Rosé 1959. „Die Flasche war Teil der Weinsammlung meines Vaters. Nach seinem Tod zog ich in seine Wohnung. Ich wusste, dass da einige Flaschen von ihm liegen, habe mich aber nie wirklich für sie interessiert. Erst vor ein paar Wochen schaute ich einmal genauer nach. Da entdeckte ich sie.“
Wie kam sie in den Besitz von Hofers Vater? Die Familie lebte Anfang der 1980er-Jahre in Deutschland. Dort freundeten sie sich mit einem Ehepaar an. Die Frau war nach dem Ende der Herrschaft des Schahs Reza Pahlavi aus dem Iran geflohen. Und laut Aussagen von Hofers Mutter schenkte die iranische Freundin ihrem Mann die Flasche entweder 1983 oder 1984 zum Geburtstag, weil der sich für Wein interessierte. „Vermutlich wollte er sie zu einem besonderen Anlass öffnen, hat das aber immer wieder aufgeschoben. Ich weiß nicht, ob er eine Ahnung hatte, wie selten dieser Champagner ist.“ Dem Finder, der sich selbst nicht als Weinfreund bezeichnet, war immerhin bewusst, dass Dom Pérignon zu den Spitzenchampagnern gehört. Eine kurze Internetrecherche machte ihm rasch klar, auf welchen Schatz er da gestoßen war.
Alles deutet darauf hin, dass der Fund eine Originalflasche ist.
Gerhard HammerDenn der Dom Pèrignon Rosé 1959 ist kein gewöhnlicher Champagner. Es war der erste Rosé, den Dom Pérignon herstellte, und davon nur 306 Flaschen. Diese gingen vollständig an den Reza Pahlavi, den letzten Schah von Persien (heute: Iran). Die meisten davon wurden wahrscheinlich bei der 2.500-Jahr-Feier des Persischen Reiches im Jahr 1971 ausgeschenkt, die damals auch als „die größte Party auf Erden” bezeichnet wurde. Nach der islamischen Revolution 1979 und der Vertreibung des Schahs und seiner Regierung gelangten einige wenige Flaschen offenbar ins Ausland. Wie viele heute noch existieren, ist unbekannt. Experten gehen davon aus, dass höchstens noch ein Zehntel der ursprünglichen Menge vorhanden sein dürfte. Sie befinden sich in den Kellern von Sammlern. Im Jahr 2008 wurde bei Sotheby’s eine Doppelmagnum für den Rekordpreis von damals rund 58.000 Euro verkauft. Heute liegt der Preis bei rund 20.000 Euro pro Flasche.
Hofer versuchte, eine fachliche Einschätzung von Experten zu erhalten. So wurde wein.plus auf den Fund aufmerksam. Die Geschichte klingt stimmig: Es ist wahrscheinlich, dass Flaschen von der 2.500-Jahr-Feier in den Besitz von hohen Beamten des Schah-Regimes gelangten, die sie später aus dem Iran mitnahmen. Diese hier ist in gutem Zustand. Vergleiche mit Originalfotos lassen darauf schließen, dass es sich um eine echte Flasche handelt. Es erscheint zudem sehr unwahrscheinlich, dass davon Fälschungen angefertigt wurden, da es aufgrund der geringen Zahl nie einen Markt für sie gegeben hatte.
Hofer sagt: „Mein Vater hat Wert auf gute Lagerung gelegt, er hatte einen Extraraum für seine Weine. Als er in die Wohnung übersiedelte, in der ich nun wohne, nahm er einige besonders wertvolle Flaschen mit und legte sie in diesen Kasten.” Das Öffnen kommt für ihn nicht in Frage, obwohl er „ganz gerne ein Glas Wein trinkt”. Er hat vor, sie auf seriöse Weise zu verkaufen: „Nachdem sie ein Erbstück meines Vaters ist, gehört sie der ganzen Familie und wir werden den Erlös teilen.“