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Mit der Jessy James durch das Weinbaugebiet der Languedoc

 

Eigentlich sind es keine Rebberge, sondern große, weite Rebfelder, die vom „Canal du Midi” durchquert werden, in vielen Windungen und Schleifen, 240 Kilometer lang, von Toulouse bis Marseillan. Man dringt leise tuckernd ein in berühmte Appellationen des Languedoc, viele werden auch nur am Rande berührt oder weiträumig umfahren, weil sie eben an Abhängen oder gar in den Bergen liegen.

Eine Reise mit dem „Hausboot” durchs Languedoc ist so etwas, wie ein Liebesrausch mitten in einer Natur, die von knorrigen, meist schon recht alten Rebstöcken besiedelt ist. Sie sind ausgesetzt dem Wetter und dem Wind - vor allem dem Mistral und dem Tramontane - aber auch der mediterranen Sonne, dem warmen oder gar heiß brennenden Klima. Die Berge im Norden und die Hügel an der Küste vermögen die Flora kaum zu schützen. Wer auf der Autobahn durchs Rhôhnetal oder mit dem TGV von Lyon zum „Canal du Midi” im „Pay d’oc” reist, der wird mit einem Schlag von der „Grande Vitesse” zur Langsamkeit umerzogen, von hundertdreißig und mehr Stundenkilometern auf Schritt- und Wandertempo, vier bis höchstens zehn Kilometer pro Stunde.

 

Langsamkeit: eine neue Erfahrung mit viel Zeit zum Betrachten

Die Reise kanalaufwärts ermöglicht dem Weinfreund eine gemächliche Annäherung an unterschiedliche Klimata einer Landschaft, die Weine in großen Mengen, zunehmend auch in ausgezeichneter Qualität hervorbringt. Weine, die längst nicht mehr bloß als „Vins de Table” - als einfache Tisch- oder Landweine - abzuqualifizieren sind. Selbst die einfachsten Weine verraten immer häufiger ihr besonderes, mediterranes Klima, ihr Terroir auf einem Boden von Mergel, Geröll und Schwemmland, wie er auf der Bootsfahrt durch die Reben hautnah zu erleben und begreifen ist.

Jetzt im Frühling - nach einem auch hier recht milden Winter - wandeln sich die dunkelbraunen, fast schwarzen Rebstöcke - die im Winter bis auf den „Stamm” zurückgeschnitten wurden - in ein hellgrünes weithin leuchtendes Pflanzenmeer, das nur darauf wartet, zu wachsen, um Blüten und später Trauben hervorzubringen.

 

Romantische Stimmung entlang der fast endlosen Platanenallee

Gemächlich, zwar nicht mehr von Pferden auf dem Treidelpfad gezogen, sondern angetrieben von einem Motor, der gedrosselt und lärmgedämpft kaum wahrzunehmen ist, wird eine Landschaft durchquert, die sich langsam, aber deutlich wandelt, von einem eher milden, in blauen Dunst getauchten und nach Salzwasser duftenden Meeresklima, bis hin zu einer rauen, von der Sonne und dem starken Wind geprägten, den Naturgewalten trotzenden Gegend, die jetzt im Frühling der Vegetation noch Wärme und Kraft geben kann, aber schon in zwei, drei Monaten nur noch die kräftigsten Pflanzen zu ernähren vermag: dies sind die Reben, die Platanen, die Zypressen und immer mehr größer werdende Felder Garrigue (Heide, Unterholz).

Hier also wächst auch das, was im Herbst geerntet und zu Wein gemacht wird; das, wovon ein großer Teil der Bevölkerung lebt, den Menschen Einkommen und Verdienst gibt, was sie aber auch lieben und worauf sie stolz sind. Auf dieser Fahrt ist auch bei mir viel von dem Snobismus abgebröckelt, den wir Weinfreunde oft so unbekümmert zeigen, in schönklingende Beschreibungen verpacken, mit Noten und Punkten versehen und immer darauf achten, für wenig Geld nur das Allerbeste zu erhalten.

 

Canal du Midi: 1681 eingeweiht% 240 Kilometer lang

Für mich haben die Weine, die wir an den Abenden auf dem Schiff trinken - fast immer aus der Gegend, die wir gerade durchfahren und nur die besten der Region (als „Weinkenner” ist man sich selber ja etwas schuldig!) - einen ganz andern, neuen Charakter erhalten. Sie sind nicht mehr einfach nur brillant gemacht, toll vinifiziert, ausgewogen in den Elementen wie Säure, Alkohol, Frucht, Geschmack; sie werden plötzlich zu einem Teil des Lebens, das nur hier - in dieser Landschaft, in diesem Klima, aber auch nur in dieser Kultur und Tradition - wirklich gedeihen kann. Davon werde ich in späteren Kolumnen noch einige Male erzählen.

Herzlich
Ihr/Euer
Peter (Züllig)

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