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Dass bei den Rotweinen nicht nur internationale Sorten wie Pinot Noir und Cabernet Weine hervorbringen, die hervorragend reifen, beweisen die Kellereien Girlan und Bozen mit ihren Vernatsch- und Lagrein-Selektionen. In ihnen zeigen sich die reifen autochtonen roten Südtiroler.

Die Kellerei Girlan

Girlan ist die erste und bis jetzt die einzige Kellerei, die zeigt, dass der Südtiroler Brot-und-Butter-Wein, der Vernatsch, Qualitäten besitzt, die weit, und zwar ganz weit über das hinausgehen, was man von dieser Sorte erwartet. Der Gschleier, eine Selektion aus über 90 Jahre alten Rebstöcken, ist unter Insidern mittlerweile ein Begriff für hochwertigen, reifefähigen Vernatsch, und jeder Freund eleganter, typischer – und im besten Sinne des Wortes preiswerter – Weine legt sich einiges von ihm für künftige Genüsse in den Keller.

 

Sowohl in jungen Jahren als auch im reifen Zustand ein Genuss: der Fass Nr. 9 (Quelle: Kellerei Girlan)

Über den Gschleier und sein Reifepotenzial wurde schon viel geschrieben (siehe auch der Artikel im Wein-Plus-Magazin: "Die Gschleier sind gelüftet"). Aber die Girlaner produzieren nicht nur den Gschleier als entwicklungsfähigen Vernatsch. Auch der qualitativ und preislich darunter angesiedelte Vernatsch Fass Nr. 9 reift oft exzellent. Sicherlich ist von diesem Wein nicht jeder Jahrgang geeignet, einen Platz neben Barolo, Brunello, Amarone & Co. im Weinkeller einzunehmen, aber der eine oder andere Fass Nr. 9 wird im Alter noch mehr Freude bereiten als in jugendlichen Jahren.

Von den fünf Jahrgängen, die uns die Kellerei verkosten ließ, fand sich jedenfalls kein einziger schwacher Tropfen. Der älteste Wein – ein 1985er! – präsentierte sich sensationell und wurde immer besser, je länger er geöffnet war.

Vernatsch Fass Nr. 9

2005 Vernatsch Fass Nr. 9                                       
86 Leicht gereifter, etwas kandiert-nussiger und altholziger Duft nach eingemachten und angetrockneten roten Beeren mit vegetabilen Nuancen sowie zart brotigen, malzigen und tabakigen Aromen. Herbe Frucht im Mund, holzige und zart tabakige Noten, präsentes, eine Spur trocknendes Tannin, gewisse Kraft und Schmelz am Gaumen, ein wenig Trockenobst, gute Nachhaltigkeit, fester Bau, im Hintergrund erdige Töne, sehr guter, wenn auch wieder eine Spur trocknender Abgang. Noch immer in ausgezeichneter Form.

2009  Vernatsch Fass Nr. 9                                    
85 Herb-mandeliger und ein wenig kräuteriger Duft nach roten und auch etwas schwarzen Beeren mit mineralischen Anklängen im Hintergrund. Klare, feinsaftige Frucht im Mund, gewisser Schmelz, mandelige und zart altholzige Noten, im Hintergrund mineralisch und leicht erdig, feines Tannin, gewisse Nachhaltigkeit, noch recht jung, getrocknet-florale Spuren, guter Abgang.
                     
2000 Vernatsch Fass Nr. 9  
83 Gereifter Duft nach eingelegten und angetrockneten roten und schwarzen Beeren, etwas Whisky, Torf und einer Spur Tabak mit deutlich altholzigen Aromen. Gereifte, ruhige Frucht im Mund, etwas vegetabil, holzig und torfig, recht feines Tannin, gewisser Schmelz am Gaumen, getrocknete dunkle Früchte, wieder deutlich altholzige Aromen, verschwimmt ein wenig, ordentlicher Abgang. Austrinken.

1995 Vernatsch Fass Nr. 9  
88 Lebendiger und fester, leicht animalischer Duft nach eingemachten roten Beeren, etwas schwarzen Beeren und ein wenig Zedernholz mit erdigen Noten. Klare, herbe, erstaunlich lebendige Frucht im Mund, altholzige, erdige und zedrige Noten, ganz leicht nussig am Gaumen, relativ präsentes Tannin, gute Nachhaltigkeit, relativ fester Bau, zeigt noch immer gewisse Frische, feiner Biss, sehr guter Abgang. Bis 2015+.

1990 Vernatsch Fass Nr. 9                                   
87 Gereifter, nussiger, altholziger und ein wenig zedriger Duft nach eingemachten und angetrockneten roten und schwarzen Beeren mit deutlich tabakigen Noten. Weiche, reife Frucht im Mund, leicht vegetabile und deutlich altholzige Töne, feinstaubiges Tannin, gute Substanz und Nachhaltigkeit am Gaumen, tabakige und erdige bis mineralische Aromen, zedrige Anklänge, sehr guter Abgang. Trinken.

1985 Schreckbichler aus dem Fass Nr. 9
86 Nussiger, altholziger und tabakiger Duft mit Noten von getrockneten Beeren und getrocknet-vegetabilen Aromen, etwas Jod und welken Blüten. Klare, gereifte Frucht im Mund, alt- und unterholzige Noten, ein wenig sandiges, leicht nachtrocknendes Tannin, gewisse Nachhaltigkeit am Gaumen, vegetabile Aromen, erst schon leicht über den Punkt wirkend, mit Luft und leicht angekühlt dann aber deutlich saftiger, gewinnt an Tiefe und Länge, guter bis sehr guter Abgang. Muss man erlebt haben, um es zu glauben. Trinken.

Die Kellerei Girlan im Weinführer

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Die Kellerei Bozen

Bozen, Stadtteil Gries – das ist Lagrein. Die einzigen und leider inzwischen sehr wenigen Weinberge, die der Urbanisierung in Bozen trotzen konnten, sind gleichzeitig die Top-Lagen für Lagrein in Südtirol. Was die Sorte betrifft, ist Gries in Bozen ein Grand Cru. Lagrein liebt Hitze, und die bekommt er hier. Bozen gehört im Sommer zu den wärmsten Städten Italiens. In seinem Talkessel staut sich alles, was an Wärme in den italienischen Norden vordringt. Die Sorte bringt vielleicht nicht die feinsten Tropfen hervor, aber unter den richtigen Bedingungen ergibt sie Weine, die ihre Kraft und ihre mitunter regelrecht üppige, fleischige Frucht mit festem Bau und durchaus auch gewisser Eleganz verbinden und sich über Jahre noch verfeinern können.

Die besten Betriebe für hochwertigen Lagrein aus Gries sind sicherlich die Kellerei Bozen und die Klosterkellerei Muri-Gries. Erstere hat uns ausgesuchte Jahrgänge ihrer Top-Selektion "Taber" für die Verkostung zur Verfügung gestellt.

 

Lagrein-Lagen in Bozen Gries (Quelle: Kellerei Bozen)

Lagrein Riserva Taber

2004 Lagrein Riserva Taber
89 Fester, eine Spur animalischer, erdiger und vegetabiler Duft nach schwarzen Beeren und eingelegten Kirschen mit getrocknet-floralen Anklängen, Tabak und ein wenig Zedernholz mit Heidelbeernoten, ein wenig Pfeffer und Mineralik. Kräftig und sehr saftig im Mund, reife, geschliffene, ganz leicht kompottige Frucht, feines Tannin, kräuterige Aromen und ein wenig Kandis, nachhaltig am Gaumen, schmelzig und bei aller Kraft relativ elegant, gewisse Tiefe, Noten getrockneter Tomaten, beste Balance, im Hintergrund Mineralik, sehr guter Abgang. Bis 2017+.

2005 Lagrein Riserva Taber
88 Herber, etwas rauchiger, animalischer und rußig-röstiger Duft nach reifen, teils angetrockneten schwarzen Beeren mit Trockenkräuternoten, ein wenig Tee, Zedernholz, getrockneten Blüten und erdigen Beitönen. Fest und kräftig im Mund, reife, recht saftige, dunkle Frucht mit röstigen, an Bitterschokolade und kandierte Nüsse erinnernden Holzaromen, recht feines, präsentes Tannin, nachhaltig und griffig, viel Kraft und Schmelz, aber auch kühle Elemente, eine Spur Eukalyptus, mineralische Anklänge, gewisse Tiefe, sehr guter, saftiger und würziger Abgang. Bis 2018+.

2006 Lagrein Riserva Taber
86 Herber, ganz leicht röstiger und zart vegetabiler Duft nach schwarzen Beeren und ein wenig eingemachten Kirschen mit Kräuteraromen, etwas Lakritz sowie nussigen, animalischen und erdigen Tönen. Klare, saftige
und sehr reife Frucht im Mund, etwas Kandis und Kompott, leicht röstiges Holz mit Noten kandierter Nüsse und Bitterschokolade, überwiegend mürbes Tannin, recht nachhaltig am Gaumen, hat Schmelz und Kraft, aber auch Schliff, nicht ewig tief, guter Abgang. Bis 2016+.

2007 Lagrein Riserva Taber
85 Relativ kühler, recht fester, aber auch eine Spur flüchtiger Duft nach teils eingemachten schwarzen Beeren mit Trockenkräuternoten, Aromen getrockneter Blüten, etwas Sauerkirsche und mineralischen Tönen. Weiche, reife, herb-saftige Frucht im Mund, wieder kräuterige und getrocknet-florale Töne, eine Spur Bitterschokolade, feinsandiges Tannin, hat Kraft und Schmelz, aber auch Schliff und kühle Elemente, mit Luft werden die flüchtigen, an Apfelessig erinnernden Noten deutlicher, guter, etwas saftiger und schokoladig-würziger Abgang. Bis 2014+.

2002 Lagrein Riserva Taber
87 Leicht gereifter, etwas animalischer und an Brechbohnen erinnernder Duft nach reifen, teils angetrockneten schwarzen Beeren und Zwetschgen mit zedrigen und leicht rußigen Holznoten, deutlich erdigen Tönen und
getrocknet-floralen Anklängen. Saftige, geschliffene, sehr reife Frucht im Mund, kandiert-nussige und fein-schokoladige Holzwürze, feines, recht präsentes Tannin, viel Schmelz und Kraft am Gaumen, aber auch kühlende minzige Noten und Mineralik, ein Hauch Karamell, nachhaltig, eine Spur vanillewürzig, nicht ewig tief, sehr guter Abgang. Bis 2015+.

1995 Lagrein Riserva Taber
89 Gereifter, zedriger und tabakiger Duft nach angetrockneten schwarzen Beeren, Zwetschgen und Kirschen mit leicht pfeffrigen Aromen, erdiger Mineralik, ein wenig Wurzelgemüse und angeröstetem Rindfleisch. Klare,
kühle, saftige und straff gewirkte Frucht im Mund, etwas röstige Holzwürze, wieder erdige Noten und Wurzelgemüse am Gaumen, feinsandiges, überwiegend mürbes Tannin, nachhaltig, recht kernig, kühlende Mineralik, ganz leicht rustikal und dennoch recht elegant, gewisse Tiefe, sehr guter Abgang. In erstklassiger Verfassung. Bis 2014+.

Dank

Zum Abschluss noch ein aufrichtiger Dank an alle Kellereien und Winzer dafür, die ihre Raritäten-Schatzkammern für uns geöffnet haben. Die Reise in Südtirols Weinvergangenheit bescherte uns eindrucksvolle Momente, die lange in Erinnerung bleiben werden.

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