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Im alten Format, aber mit völlig neuer Ausstattung kam soeben die 5. Auflage von Hugh Jonsons Weinatlas auf den Markt. Selbstverständlich hätte es für den britischen Wanderprediger des Weins kaum ein Problem bedeutet, den Wälzer alleine auf den neuesten Stand zu bringen, schließlich ist er das Wälzerschreiben ja gewohnt. Hier machte ihm diesmal jedoch die Familie einen Strich durch die Rechnung. Er musste versprechen, ein derartiges Großprojekt nicht noch einmal alleine in Angriff zu nehmen.

Und ein Großprojekt sollte der neue Atlas werden, denn mit einem Malkurzdrüberlesen und ein paar kleinen Änderungen war es nicht getan. In keiner Zeit hat sich die Weinwelt so rasant verändert, wie in den letzten 10 Jahren. So manches Land, das man noch Anfang der 90er Jahre mit dem Thema Qualitätsweinbau nie in Verbindung gebracht hätte, drängt nun mit beachtlichen Tropfen auf die internationalen Märkte. Aber auch in den etablierten Erzeugerländern der alten und neuen Welt gewann der Weinbau oft in bislang wenig beachteten Zonen an Bedeutung - oder breitete sich in ganz neue Gebiete aus.

Also bat Johnson seine Kollegin und Freundin Jancis Robinson um die Mitarbeit. Auch die Kolumnistin und Weinkorrespondentin der Financial Times kennt sich bestens aus mit dem Schreiben von dicken Weinbüchern. Ihr zweibändiges Oxford Wein Lexikon ist ebenso wie das bereits 1987 erschienene Standartwerk "Reben, Trauben, Weine" ein Meilenstein unter allen Publikationen zum Thema Wein.

So kann der neue Atlas auch mit einer enormen Informationsfülle aufwarten. Fast alle Texte wurden komplett überarbeitet und aktualisiert und auch die Karten wurden sämtlich neu erstellt. Italien, Spanien und Portugal - die europäischen Weinbauländer mit der rasantesten Entwicklung - erhielten erheblich mehr Platz als noch in der 94er Ausgabe. Doch auch Osteuropa, der östliche Mittelmeerraum und das nördliche Afrika finden relativ ausführliche Berücksichtigung. In Übersee sind es vor allem Kanada und Argentinien, die spürbar an Bedeutung gewannen, aber auch sonst gab es deutliche Erweiterungen. Ganz neu hinzugekommen sind Japan und eine Seite zum restlichen ostasiatischen Raum.

Die wenigsten Veränderungen erfuhren Bordeaux, Burgund, die nördliche Rhone und - leider - Deutschland. Immer noch enthalten die Texte zu den deutschen Weingebieten (und vereinzelt auch zu den Rebsorten) manche Ungenauigkeiten und Halbwahrheiten, die mitunter eher in die Irre führen als informieren. Die Tatsache, dass die Ahr kaum Erwähnung findet, ist zudem ein klares Indiz dafür, dass deutscher Rotwein immer noch nicht ernst genommen wird.

Doch das sind Schönheitsfehler, die das Gesamtbild nur wenig trüben können. Über weite Strecken begeistert der Atlas sowohl inhaltlich als auch durch den lebendigen und unprätentiösen Schreibstil, der beiden Autoren zu eigen ist. Zusammen mit dem großen Einführungsteil, der recht ausführliche Kapitel über Geschichte und Praxis des Weinbaus und der Weinproduktion, Klima- und Bodeneinflüsse, Biologie, Technik, Verkostung, Lagerung und Genuss von Wein in jeder Form enthält, ist das Buch ein für jeden echten Weinliebhaber unverzichtbares und einzigartiges Standardwerk - und das aufgrund der tiefgreifenden Änderungen auch für Besitzer einer älteren Ausgabe.

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