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Mit Riesling, Weißburgunder, Grauburgunder, Spätburgunder und Lemberger sind in Württemberg gleich fünf Rebsorten für das Große Gewächs zugelassen. Dennoch bleibt die Zahl der jährlich angemeldeten Weine dieser Kategorie ziemlich überschaubar. Lediglich 15 Betriebe sind Mitglied im Regionalverband des VDP, und die meisten von ihnen produzieren längst nicht aus allen zugelassenen Sorten auch wirklich ein Großes Gewächs.

Württemberg gehört zweifellos zu den Regionen in Deutschland, deren Weinqualität in den letzten zehn, 15 Jahren die bemerkenswertesten Fortschritte zu verzeichnen hat. Das gilt hier besonders für die Weißweine. Lange Zeit war es schwer, in der Württemberger Weißweinszene ein halbwegs klares Profil auszumachen. Nur wenigen Produzenten gelangen Weine mit deutlich erkennbarem Herkunftscharakter sowie genügend Substanz und Tiefe, um mit den Nachbarn aus Baden oder der Pfalz mithalten zu können. Dieses Bild hat sich allerdings deutlich gewandelt. Die Weine aus Burgundersorten müssen sich vor jenen aus Baden inzwischen nicht mehr verstecken, und die Rieslinge stehen nur deshalb selten im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit, weil es in dieser Domäne hundertfache Konkurrenz aus Gebieten gibt, die erheblich mehr für Riesling stehen als Württemberg. Wert wären die Weine eine größere Beachtung allemal.

 

Weinberge bei Stuttgart (Foto: DWI)

Wenn die weißen Spitzen heuer nur selten besonders auffallen, liegt das allerdings auch ein wenig am Jahrgang, der es den Produzenten alles andere als einfach machte. An der Spitze der 2010er Rieslinge im Gebiet stehen der Untertürkheimer Gips sowie der Fellbacher Lämmler von Gerhard Aldinger. Beide sind saftig, klar und fest gewirkt – und verfügen trotz moderatem Alkohol über genug Substanz und Kraft für einige Jahre Entwicklung auf der Flasche. Nur wenig nach stehen ihnen der feinsaftige Bönnigheimer Sonnenberg von Ernst Daurtel, der griffige und mineralische Stettener Pulvermächer von Karl Haidle sowie der noch etwas unentwickelte, dabei recht abgeklärte Kleinbottwarer Süßmund von Graf Adelmann. Auch beim Weißburgunder hat Gerhard Aldinger heuer die Nase vorn, während Rainer Schnaitmann mit einem ziemlich kräftigen und schmelzigen Exemplar die Liste der Grauburgunder mit Abstand anführt.

Württemberg ist Rotweinland. Eine Binsenweisheit. Und doch ist es erstaunlich, welches Niveau die besten Spätburgunder und Lemberger inzwischen erreicht haben. Besonders Letztere, nur in Württemberg als Großes Gewächs zugelassen, haben in den vergangenen Jahren nicht nur qualitativ zugelegt, sondern auch einen auffälligen Stilwandel vollzogen. Aus den weichen, zugänglichen und gefälligen Weinen früherer Jahre sind inzwischen wesentlich ernsthaftere, fest gewirkte, oft kühle und nicht selten mineralische und charaktervolle Spitzengewächse geworden. Spätestens der Jahrgang 2009 machte deutlich, dass man inzwischen auch der Versuchung widerstehen kann, allzu kräftige, überreife und holzbetonte Gewächse zu produzieren, die man in Deutschland noch immer nur zu oft für große Weine hält. Selbst der kräftigste Lemberger des Jahrgangs, Karl Haidles Stettener Mönchberg, verfügt bei aller Macht auch über Schliff und Biss und sollte sich hervorragend entwickeln.

Schloss Hornberg (Foto: DWI)

Gleiches gilt auch für Rainer Schnaitmanns im Moment noch kaum zugänglichen Fellbacher Lämmler, dem man getrost sieben bis zehn Jahre Reifezeit im Keller zugestehen kann und der wohl auch in 20 Jahren noch Vergnügen bereitet. Kaum weniger bemerkenswert sind der reife, kompottig-saftige Lämmler von Aldinger sowie der kompakte Untertürkheimer Herzogenberg von Wöhrwag, der damit einen der besten Rotweine seiner Laufbahn vorstellt. Das Weingut des Grafen Neipperg hat mit dem Neipperger Schlossberg und der Schwaigener Ruthe gleich zwei Eisen im Feuer. Vor allem der fest gewirkte, herbe, regelrecht klassisch wirkende Schlossberg hat uns beeindruckt, aber auch die Ruthe hat Klasse. Dazu kommen ein für das Weingut ungewöhlich warm wirkender unhd schmelziger Verrenberger Verrenberg von Fürst Hohenlohe-Oehringen sowie ein konzentrierter und dabei mit seiner hellen Frucht fast ein wenig burgundisch wirkender Kleinbottwarer Oberer Berg von Graf Adelmann.

Bei den Spätburgundern kommt man auch dieses Jahr kaum an Rainer Schnaitmann vorbei, dessen sehr fest gewirkter und mineralischer Simonroth R auch deutschlandweit zur Jahrgangsspitze gehört. Gerhard Aldinger ist hier mit seinem Gips ebenfalls wieder ganz vorne dabei, gefolgt von Graf Neipperg und dem Staatsweingut Weinsberg, dessen Gundelsheimer Himmelreich sich vermutlich zum besten Rotwein in der Geschichte des Betriebs entwickeln wird. Dicht dahinter folgen wiederum Ernst Dautel und Fürst Hohenlohe-Oehringen.

Die aktuell probierten Großen Gewächse aus Württemberg im Weinführer:

Riesling

Weißburgunder

Grauburgunder

Spätburgunder

Lemberger

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