Bei Maison Trimbach in Ribeauvillé (Elsass) trafen sich die VIPs der internationalen Weinszene, um hundert Jahre Clos Ste Hune sowie den Release des Jahrgang 2019 zu feiern. Der berühmte Riesling hat viele Winzer zu neuen Wegen inspiriert.
Die Legende um den berühmten Clos Ste Hune erzählt aus einer längst vergangenen Zeit. Sie berichtet von Huna und ihrem Ehemann Hunon, dem König von Hunawihr, sowie ihrem Zusammentreffen mit irischen Mönchen. Aufgrund dieser prägenden Begegnung bittet Huna den König, eine Kapelle bauen zu lassen. Weiter soll sie in einem Dürrejahr das Wasser des Dorfbrunnes in Wein verwandelt haben. Der Blick auf die kleine Kirche ziert seit 1919 das Etikett des Weins des Traditionsweinguts Trimbach (Elsass). Es ist eine Hommage an die Legende um Huna und die Namensgebung der Parzelle mit diesem Ausblick: Clos Ste Hune. Sie befindet sich in der Mitte des Grand Cru Rosacker in Hunawihr und besitzt ein außergewöhnliches Terroir. Dieser Clos ist seit bereits mehr als 200 Jahren im Besitz der Familie Trimbach und umfasst lediglich 1,67 Hektar.
Im Schutz der Vogesen profitiert der Weinberg von einem eher trockenen, dabei aber nicht zu warmen Mikroklima, das in den meisten Jahren eine langsame und gleichmäßige Traubenreife möglich macht. Botrytis gibt es nur in vereinzelten Jahren. Die Parzelle ist nach Süden und Südosten ausgerichtet. Die im Durchschnitt 60 Jahre, teils 80 Jahre alten Rebstöcke sind verwurzelt im tiefgründigen und äußerst kalkhaltigen Boden, der zudem Lettenkohle, Muschel- und Mergelkalk sowie dolomitische Kiesel enthält. Diese Strukturen erhalten die gute Wasser- und Mineralienversorgung, wodurch die Reben auch in sehr heißen Jahren weniger Trockenstress ausgesetzt sind.
Das Zusammenspiel von Boden und Mesoklima gibt dem Clos Ste Hune eine unverwechselbare Charakteristik. Er ist geprägt von einer feinen, reintönigen und eher zurückhaltenden Frucht, von Festigkeit, Tiefe, außergewöhnlicher Eleganz, einer herausragenden Mineralik sowie einer Länge, die einen sprachlos zurücklässt - selbst in schwierigen Jahren. Die Säure ist lebendig aber stets hochfein. Der Druck im Nachhall zwingt einen manchmal regelrecht in die Knie. Der Clos Ste Hune ist ein unverwechselbarer Riesling mit enormem Reifepotential und vor allem nach einiger Reife auch ein grandioser, vielseitiger Essensbegleiter.
Obwohl der Clos Ste Hune den Grand Cru-Status verdient, wurde dieser nie für diesen Wein beansprucht. Seit 2008 wird der Weinberg biologisch bewirtschaftet.
Da bei Verkostungen auf Weingütern, Messen und ähnlichen Veranstaltungen zwangsläufig die Bedingungen für eine abschließende Bewertung fehlen, behelfe ich mich mit einer groben Einordnung nach Sternen:
Kühle, feste und tiefe Nase, die zuerst völlig verschlossen wirkt und sich mit Luft immer mehr entfaltet, nach gelben Früchten mit fein-gemüsigen Anklängen, einem Hauch Tabak und Öl, kräuteriger Würze und, angedeutet, Krebsfleisch sowie spürbarer Mineralik. Kühl und straff im Mund, mit herb-pflanzlichen Aromen, einer Spur Zitronenverbene und wieder Tabak, etwas Muschelfleisch und Algen, marmorierende Säure. Hat Griff, gewinnt mit Luft an Feinheiten und Tiefe, ist dicht und nachhaltig mit enormer Mineralität. Hat Kraft, langer, ganz leicht rotbeeriger Abgang mit brillantem Saft. Großartig! Muss unbedingt reifen.
Feste und tiefe Nase nach gelben Früchten mit zarter Phenolik, leicht rauchigen, getrocknet-kräuterigen, tabakigen und zart pfeffrigen Anklängen, einer Spur gelber Würze sowie angedeutet Karamell. Reife, feste und völlig trockene Frucht mit zartem Schmelz, lebendige Säure, gute Substanz und Nachhaltigkeit. Hat Kraft, gute Tiefe, angedeutete Pflanzenschärfe und herbe Nusstöne im Hintergrund, gewisse Wärme, sehr guter bis langer Abgang mit zart phenolischem Bitterton.
Etwas entwickelter, fester, tiefer und komplexer Duft nach gelben Früchten mit feinen vegetabilen Aromen, etwas nussigen, tabakigen und rauchigen Anklängen, einer Spur Meeresfrüchten und gewisser Phenolik. Geschliffene, reife, feste, noble Frucht mit einem Hauch Tabak, Heilkräutern und wieder Meeresfrüchten, feine, lebendige Säure, hat Griff von reifem Gerbstoff, dicht und nachhaltig. Gute Tiefe, helle und dunkle Mineralik mit Kraft. Langer, dichter Nachhall mit herben Nusstönen und kühler pflanzlicher Würze.
Entwickelter, fester und tiefer, etwas getrocknet-pflanzlicher bis kräuteriger und nussiger Duft nach teils angetrockneten Zitrusfrüchten mit einer Spur Muschelschalen, gelber Würze und herber Phenolik. Reife, feste Frucht mit gelber Würze, etwas Zigarrentabak sowie an Pfeffer und Algen erinnernde Nuancen, marmorierende Säure, mürber Gerbstoff, gute Substanz und Nachhaltigkeit. Hat Spannung, ein Hauch Darjeeling, steinige Mineralik, wieder Muscheln, langer und fester Nachhall mit zartem Bitterton.
Entwickelte, feste und recht komplexe Nase nach teils getrockneten gelben Früchten mit herben Nusstönen, etwas Wurzelgemüse, leicht tabakigen und rauchigen Anklängen sowie angedeutet Karamell. Reife, feste, herb-saftige Frucht nach teils kandierten und teils getrockneten Zitrusfrüchten. Lebendige Säure, eine Spur Langusten und Trockenblumen, dicht und nachhaltig, merklich herbe, ganz leicht trocknende Phenolik, gute Tiefe, salzige und steinige Mineralik, sehr guter Abgang. Mit Luft nimmt die Phenolik eher noch zu. Wirkt dann ein wenig sehnig, vermutlich innerhalb der kommenden sechs Jahre zu trinken.
Feine, dichte und tiefe, recht vielschichtige Nase mit teils getrockneten Zitrus- und Steinobstnoten, einem Hauch Wurzelgemüse, Tabak und angedeutet Krustentieren, mit gewisser Phenolik und spürbar steiniger Mineralik. Geschliffene, feste, herbe und zugleich feinsaftige, noble Frucht mit einer Spur Trockenblumen sowie an Gewürznelken und Zitronenverbene erinnernden Nuancen. Feine, fast marmorierende Säure, gewisse Phenolik, dicht, tief und nachhaltig am Gaumen. Leicht maritime Noten im Hintergrund, intensiv salzige Mineralik, auch Muschelschalen, langer, herber Abgang mit Nachdruck. Hat Spannung.
Klarer, fester und dichter Duft mit Noten von teils getrockneten Zitrusfrüchten und einem Hauch Pfirsichhaut, angedeutet feinem Wurzelgemüse und Tee sowie an Zigarrentabak und Salz erinnernde Nuancen. Noble, reife, konzentrierte Frucht mit brillantem Saft, dazu eine Spur Heilkräuter und gegrillte Krustentiere, feine, den Wein regelrecht durchmarmorierende Säure, gewisse Phenolik. Dicht, tief und nachhaltig, intensive Mineralität, die ein wenig ins Steinige geht. Hat Kraft und Energie, langer, wieder dichter Abgang mit kühlem Saft, pflanzlicher Würze und wieder Mineralität. Wirkt trotz des hohen Alters noch lange nicht müde. Eine Schönheit!
Klare, dichte, feine und tiefe Nase mit verhaltenen Zitrus- und Steinobstnoten, einer Spur Tabak, Rauch und angedeutet Lorbeer sowie zart florale Aromen und spürbarer Mineralität. Geschliffene, reife, feste, noble Frucht mit brillantem Saft und gut integrierter Süße, etwas ätherisch-kräuterigen Anklängen, einem Hauch Karamell und wieder Tabak. Lebendige, dabei feine Säure, dicht und nachhaltig am Gaumen, herbe phenolische Töne im Hintergrund. Hat Tiefe, intensive Mineralität, angedeutet Kaffee im langen, wieder dichten Abgang. Eine Freude!