Es wurde mir erst während des Abends so richtig bewusst, wie gut der Wein – speziell dieser Jahrgang – ist. Und heute beim googeln bin ich fast erschrocken über die Preise. Natürlich wusste ich, was ich da aus dem Keller holte. Natürlich war es nur klar, dass ich hier eine kleine „Kostbarkeit“ trinken werde. Doch der Jahrgang 1990 – quasi das Vorzeigejahr der 90er – muss allmählich ins Glas, auch wenn man so etwas gerne „aufsparen“ möchte. Für wen, bis wann, warum…? Dies ging mir durch den Kopf, als ich zur Flasche griff. Ein „gewöhnlicher“ Tag, Samstag, unmittelbar vor einer grösseren Reise. Warum nicht jetzt.
Anfänglich habe ich nur anerkennend genickt. Gut, ja ganz gut. Je länger der Wein aber offen und im Dekanter (oder im Glas) war, desto besser wurde er. Vornehm weich, tiefgründig, harmonisch – bei jedem Schluck wurde er „grösser“. Mit solchen Komplimenten bin ich vorsichtig, es könnte auch an mir liegen, an meiner Stimmung, an meiner augenblicklichen Verfassung, am Vergleich mit Weinen, die ich in der letzten Zeit getrunken habe.