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Das Weingebiet am Ätna ist derzeit Italiens unangefochtene Nummer Eins. Von Sommeliers, Weinjournalisten und -liebhabern gleichermaßen gehypt, wächst das internationale Interesse an den Charakter-Weinen vom Vulkan seit Jahren. Die Appellation ist dabei, sich in der Spitzengruppe der europäischen Weinbaugebiete zu etablieren.

Aktive Vulkane üben eine magisch-bedrohliche Anziehungskraft aus. Das gilt auch für den Ätna, an der Ostküste Siziliens, der von den Einheimischen ehrfürchtig „a Muntagna“ (der Berg) genannt wird. Die karge Landschaft an seinen Hängen, die riesigen, erkalteten Lavaströme, die schwarzen, teils durch Flechtenbewuchs ergrauten Geröll-und Aschewüsten: Dem Besucher offenbart sich hier eine ganz eigene, archaische Schönheit.

Majestätisch thront der 3.340 Meter hohe rauchende Berg über dem fast 60.000 Hektar großen Regionalpark, dem Parco dell’Etna. Seit 2013 gehört der Ätna zum Unesco-Welterbe. Was ihn so einzigartig macht? Seine nahezu kontinuierliche eruptive Aktivität, seine Unberechenbarkeit. Immer wieder lässt er Dampf ab. Immer wieder öffnen sich neue Krater, schießen glühende Fontänen in den Himmel, wälzen sich gewaltige Lavaströme talwärts. Wenn der Berg Feuer speit, ist das für Einheimische und Touristen monumentales Spektakel und beklemmende Bedrohung zugleich. Obwohl der Ätna zu den am besten erforschten und überwachten Vulkanen der Welt zählt, ist am Ende niemand gegen seine unvorhersehbare Zerstörungsmacht gewappnet.

Bis auf eine Höhe von etwa tausend Metern („quota mille“) blüht und gedeiht es an den Hängen des Vulkans, stehen Häuser, Obstbäume, Zitrusplantagen und Reben. Der Rest bis zum Gipfel ist fast vegetationslos, schwarz, grau, eine staubig-steinige Mondlandschaft.

 

Eine Weinbau-Renaissance

Die Asche, die der Vulkan bei seinen Ausbrüchen verteilt, und die Lava, die im Laufe der Zeit zu schwarzem, mineralstoffreichem Boden verwittert, sind enorm fruchtbar. Sie sind der Grund, warum sich die Menschen überhaupt so nah am Vulkan niedergelassen haben. Sie wollten sich die große Fruchtbarkeit dieser Erde zunutze machen. Reben gedeihen hier besonders gut. Es ist deswegen nicht verwunderlich, dass es früher weit mehr Weinberge am Ätna gab als heute. Im 19. Jahrhundert sollen es 50.000 Hektar gewesen sein. Die Hänge des Vulkans waren mit Reben übersät. Der Wein wurde vor allem an Kellereien in Norditalien und Mitteleuropa verkauft, verschifft vom Hafen Riposto nördlich von Catania. Als die Nachfrage nach sizilianischem Verschnittwein zusammenbrach und auch immer weniger Offenwein in den nahen Küstenstädten Catania und Taormina getrunken wurde, überließen die meisten Bauern ihre terrassierten Weinberge sich selbst. Einige historische Betriebe wie Benanti, Murgo oder Barone di Villagrande blieben dem Weinbau zwar treu, doch um die Etna-Weine wurde es ziemlich still. Ihrem 1968 erhaltenen DOC-Status machten sie lange Zeit nur wenig Ehre. Erst in den 2000er-Jahren waren es dann vor allem Winzer von außerhalb wie Marc de Grazia (Terre Nere), der Toskaner Andrea Franchetti (Passopisciaro) und andere, die das brachliegende Potenzial erkannten und der Appellation neues Leben einhauchten.

Dass an den Hängen des Ätnas elegante und finessenreiche Weine entstehen, hat sich inzwischen auf der Welt herumgesprochen. Die Nachfrage steigt. Immer mehr Weingüter entstehen. „In den vergangenen acht Jahren ist die Nachfrage nach dem DOC-Wein des Ätna stetig gestiegen", sagt Konsortiums-Direktor Maurizio Lunetta. Von 2013 bis heute, mit einem leichten Rückgang im Jahr 2020 wegen der Covid-19-Pandemie, ist die Zahl der abgefüllten Weine von 1,5 Millionen Flaschen auf 4,5 Millionen Flaschen gestiegen.“ Ein rasantes Wachstum.

Entsprehend steigt die Rebfläche. In den vergangenen zehn Jahren ist die Anbaufläche der DOC Etna von 680 Hektar auf rund 1.300 Hektar gewachsen. Alle namhaften sizilianischen Weingüter haben in Weinberge am Ätna investiert. Keiner konnte sich dieser Entwicklung entziehen. Und auch Spitzenwinzer wie Angelo Gaja aus dem Piemont sind der Anziehungskraft des einmaligen Terroirs erlegen. Dass der Vulkan eine ebenso bedrohliche Komponente hat, jederzeit ausbrechen und Weinberge und Kellereigebäude zerstören könnte, verdrängen die Winzer. Antonio Rallo (Donnafugata) bringt es auf den Punkt: „Natürlich hat man im Hinterkopf, dass der Vulkan auch seine gefährlichen Seiten hat, vor allem wenn man eine größere Investition tätigt. Doch das hat uns nicht davon abgehalten, man schiebt diese negativen Gedanken einfach zur Seite.“

Seit einigen Jahren hat das Ätna-Konsortium für die Appellation einen Stop für Neuanpflanzungen beschlossen, der Überproduktion und unkontrolliertes Wachstum verhindern soll. Doch weitere neue Winzer stehen bereits in den Startlöchern. Die Faszination hält an.

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