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Mathias Brandweiner Der Österreicher Mathias Brandweiner ist Sommelier und Restaurant Manager im Restaurant POTS des 5-Sterne-Hotels Ritz Carlton in Berlin. Raffaella Usai hat mit dem leidenschaftlichen Gastgeber über die neuen Corona-Regeln, die Feierlaune seiner Gäste und dringend gesuchtes Personal gesprochen.

Wie ist die aktuelle Stimmung in der Gastro-Branche?

Brandweiner: Die erste Zeit nach dem Lockdown war schwierig, aber seit Mitte Juni ist das Geschäft wieder voll angelaufen. Und seitdem geht es nur bergauf. Auffällig sind die vielen Anfragen für Hochzeiten, Geburtstage und Familienfeiern, die wir gar nicht alle beantworten können. Da herrscht großer Nachholbedarf. Und auch an Tagen, die normalerweise nicht zu den stärksten gehören, sind wir mittags und abends ausgelastet und müssen sogar Gäste wegschicken.

Geht es Ihren Kollegen ebenso?

Brandweiner: Ja, die allgemeine Stimmung in der Gastro ist positiv. Ich bin mit vielen Sommeliers in Kontakt, treffe sie regelmäßig auf Verkostungen. Alle sind optimistisch und freuen sich, dass wieder eine gewisse Normalität eingekehrt und der Laden ausgebucht ist.

Seit dem 23. August gelten in Deutschland die 3G-Regeln für die Innengastronomie. Seit dem 18. September haben auch in Berlin Gastronome die Option, die 2G-Regel anzuwenden. Wie handhaben Sie das in Ihrem Haus?

Brandweiner: Die Sicherheit unserer Gäste ist uns extrem wichtig und wir setzen die Vorschriften des Senats immer streng um. Aber wir sind ein internationales Haus mit Gästen aus der ganzen Welt und wollen so offen wie möglich bleiben. Das heißt, wir werden vorerst bei der 3G-Regel bleiben und unseren Kunden sogar eine Testmöglichkeit vor Ort bieten. Wir haben viel darüber nachgedacht, um das Prozedere so angenehm wie möglich zu machen. So kann man sich bei uns testen lassen und danach auf der Terrasse entspannt bei einem Glas Champagner auf sein Ergebnis warten. Im Herbst und Winter stehen dann auf der Terrasse Heizpilze zur Verfügung.

Haben sich Ihre Gäste jemals über die neuen Regeln beschwert?

Brandweiner: Nein, bislang niemand. Die Menschen sind es mittlerweile gewohnt, viele zeigen unaufgefordert ihren Impfnachweis oder das Testergebnis. Die Leute wollen einfach wieder das Leben genießen.

Haben Sie ein verändertes Trinkverhalten beobachtet?

Brandweiner: Die Gäste bestellen vor allem teurere Weine. Wir haben noch nie so viel Champagner verkauft wie in den letzten Monaten. Die Leute wollen feiern, das Essengehen wird zelebriert. Viele wollen sich hier und jetzt etwas Besonderes gönnen.

Welche Weine sind bei Ihnen im Restaurant besonders gefragt?

Brandweiner: In unserem Restaurant gibt es eine rein deutsche Weinkarte, mit wenigen Ausnahmen wie den Champagner, den ich schon erwähnt habe. Und da kann ich sagen, dass Große Gewächse wie geschnitten Brot gehen.

Das klingt alles sehr positiv. Gibt es also keine Probleme mehr?

Brandweiner: Doch! Wir haben akuten Personalmangel, der Markt ist wie leergefegt. Vor der Pandemie war es schon kritisch, aber jetzt ist es ein richtiges Problem. Wir könnten definitiv mehr Gäste bewirten, wenn wir mehr Personal hätten und das ist natürlich sehr frustrierend. Leider haben viele überhaupt kein Verständnis für die Situation der Gastronomie und reagieren teils sehr ungehalten, wenn man sie vertrösten muss. Ich kenne auch einige Restaurants, die aufgrund fehlender Mitarbeiter nicht wieder aufmachen können oder ihre Öffnungszeiten extrem reduzieren müssen.

Der Spaßfaktor soll erhalten bleiben und mir ist lieber, die Gäste bestellen noch eine zweite Flasche, als dass sie sich über die Preise aufregen.

Haben Sie Ihre Preise aufgrund der Corona-Pandemie angepasst?

Brandweiner: Wir haben uns darüber sehr lange Gedanken gemacht und wollten auch ursprünglich die Preise anheben. Am Ende haben wir uns vorerst dagegen entschieden, weil wir die Auslastung abwarten wollten. Wir haben extrem hohe Ansprüche an uns selbst und wollen unseren Gästen immer den perfekten Service bieten. Daher wollten wir zunächst beobachten, ob wir unter diesen schwierigen Bedingungen unsere Qualität halten können. Aber im Herbst werden wir wohl nicht darum herumkommen, die Essenspreise anzuheben. Die Weinkarte wird jedoch unverändert bleiben. Der Spaßfaktor soll erhalten bleiben und mir ist lieber, die Gäste bestellen noch eine zweite Flasche als dass sie sich über die Preise aufregen.

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