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Das Weinmagazin FINE lud am 28. Januar 2012 ins Mainzer Spitzenrestaurant Buchholz zur Verkostung von neun Jahrgängen Riesling Großes Gewächs aus dem Westhofener Kirchspiel der Weingüter Keller, Wittmann und Groebe.

Das insgesamt 45 Hektar große, dabei sehr homogene Kirchspiel öffnet sich in Form eines großen Amphitheaters Richtung Südosten zum Rhein hin. So bekommen die bis in eine Höhe von 150 Metern reichenden Weinberge bereits früh Sonne ab, allerdings fehlt sie gegen Abend auch früher. Die Lage ist vor kalten Westwinden geschützt, was dem Mikroklima ausgesprochen zuträglich ist, aber dennoch gehört das Kirchspiel eher zu den kühleren Spitzenlagen der Region. Das merkt man auch den Weinen an, die deutlich weniger opulente Frucht aufweisen, als die anderen klassifizierten Lagen Westhofens. Sie präsentieren sich eher straff und würzig. Ihre ausgeprägte Mineralität holen die Weine aus dem Tonmergel mit Kalksteineinlagerungen, Kalksteinverwitterungslehm sowie dem Untergrund aus Kalkstein, aus dem der Boden des Kirchspiels besteht.

 

Westhofen zählt zu den größten Weinbaugemeinden in Deutschland. (Foto: Touristikverein Wonnegau)

Die Probe machte deutlich, über welches Potenzial die besten Rieslinge aus dem Kirchspiel in guten Jahren verfügen. Die 2002er von Wittmann und Keller zeigten sich derart frisch und unentwickelt, dass man sie ebensogut für 2008er hätte halten können, wären sie diesen nicht qualitativ noch einmal ein ganzes Stück überlegen. Beeindruckt haben auch die 2003er dieser beiden Spitzengüter. Sie unterstrichen noch einmal, dass die besten Weine dieses oft geschmähten Jahrgangs zu beinahe zeitlosen Meisterwerken heranreifen.

Die 2004er waren schon in ihrer Jugend sehr überzeugend. Heute zeigen vor allem die Weine von Groebe und Keller, was in diesem uneinheitlichen Jahrgang bei guten Bedingungen möglich war, während sich das Kirchspiel aus dem Hause Wittmann derzeit ein wenig außer Form bewegt. Man wird etwas abwarten müssen, ob zu sehen, ob es sich mit weiterer Reife wieder strafft. Rundweg großartig schmecken derzeit die 2005er, die bei aller Kraft über erstaunliche Rasse und viel kühle Mineralik verfügen. Wer diese Weine im Keller hat, sollte sich die momentane Phase nicht entgehen lassen.

Die 2006er sind sicher keine schlechten Weine, aber der schwierige, durch Fäulnis geprägte Jahrgang macht sich doch deutlich bemerkbar. Viel Zeit darf man ihnen wohl nicht mehr geben. Ganz anders ist das mit den kraftvollen 2007ern von Wittmann und Keller. Zwar wirken sie im ersten Moment trügerisch offen und zugänglich, doch am Gaumen merkt man dann doch schnell, dass sie sich eher in einer Entwicklungsphase befinden, die verhindert, dass die Weine derzeit alles zeigen können, was in ihnen steckt. Lediglich die Version von Fritz Groebe dürfte gerade in ihrer Bestform sein.

Auch die Weine des Jahrgangs 2008 wirkten im ersten Augenblick schon etwas gereift, so dass mancher schon mutmaßte, 2002er vor sich zu haben. Erst mit etwas Luft merkte man den Weinen ihre Jugend wieder an. Sie sind weniger mächtig als etwa die 2007er oder 2009er, dürften aber gerade deshalb vielen Riesling-Liebhabern noch besser gefallen. Man kann zudem davon ausgehen, dass sie sich langsam in Richtung Trinkreife hin entwickeln. Weit davon entfernt sind die 2009er, die mit ihrer zum Teil fast überreifen Frucht so ganz anders als die 2008er daherkommen. Derzeit ist Wittmann am überzeugendsten, Keller deutet nur an, was in ihm steckt. Das Exemplar von Groebe dürfte sich auch in diesem Jahr am schnellsten entwickeln und vielleicht schon zu Weihnachten seine Idealform erreichen.

2010 ist derzeit – wie erwartet – völlig unberührbar. Die Weine sind einerseits fast bis ins Limonadige primärfruchtig, gleichzeitig aber auch sehr fest und verschlossen. Hier wäre jede zur Zeit geöffnete Flasche eine zu viel.

 

Die Lage Kirchspiel ist Richtung Südosten ausgerichtet. (Foto: David Maurer)

Die Weine wurden in Sechser-Flights blind probiert. Bei der Benotung greife ich auf Sterne zurück, statt die üblichen bis zu 100 Punkte zu verwenden, wie ich das immer tue, wenn mir die Bedingungen für eine genaue Punktwertung nicht ideal erscheinen.

Das bedeuten die Sterne:

  • *****     Groß
  • ****     Hervorragend
  • ***     Ausgezeichnet
  • **     Sehr gut
  • *     Gut

2010 Groebe
***+ Etwas floral-parfümierte und zitronige Nase mit pflanzlichen Noten und Pfirsichanklängen. Straffe und herb wirkende Frucht im Mund, präsente Säure, kräuterige und mineralische Töne am Gaumen, nachhaltig, hat Spannung, noch viel zu jung, sehr guter Abgang.
2013 bis 2017+

2010 Keller
****+ Ein wenig an Rosenkohl erinnernde, grün-gemüsige Nase mit Zitrusaromen, Aromen von reifem Pfirsich und Mineralik. Herb, fest und kühl im Mund, noch etwas gedeckt wirkende, zurückhaltende Frucht, pflanzliche und erdige Töne, straffe Säure, hat Spannung und Zug, gute Tiefe, wirkt allerdings im Augenblick vollkommen unzugänglich, sehr mineralisch, sehr guter Abgang. Nicht anfassen!
Ende 2013 bis 2018+

2010 Wittmann
****+ Recht tiefe, sehr jugendliche, unentwickelte Nase nach Zitrusfrüchten, Äpfeln und Pfirsichen mit pflanzlichen bis kräuterigen, zart floralen und mineralischen Noten. Ausgesprochen kühl wirkende, straffe, feinwürzige Frucht im Mund, noch ganz leicht gedeckt, hat Substanz, Griff und Zug, sehr nachhaltig am Gaumen, ausgezeichnete Tiefe, wirkt allerdings vollkommen verschlossen, sehr guter bis langer Abgang. Im Moment völlig unantastbar.
Ende 2013 bis 2022+

2009 Groebe
*** Kühler Zitrus-Pfirsichduft mit feinen Kräuternoten, einem Hauch Cassis und floralen Nuancen. Straffe, geradlinige, recht saftige Frucht im Mund, feine Säure und etwas herbe Mineralik, hat süßlichen Schmelz und gewisse Kraft, nicht ewig tief, aber sehr gut gemacht, sehr guter, wieder leicht süßlicher Abgang.
Ende 2012 bis 2017+

2009 Keller
**** Leicht karamelliger Duft mit Aromen angetrockneter gelber Früchte mit hefigen Spuren. Schmelzig und relativ saftig im Mund, wieder etwas Karamell und auch Spuren von Wachs, fast überreif wirkende Frucht, Schmelz am Gaumen, vegetabile Aromen, hat Kraft und Substanz, gute Tiefe, entwickelt mit etwas Luft viel Zug, sehr guter bis langer Abgang. Muss reifen.
2014 bis 2020+

2009 Wittmann
**** Klarer Duft nach reifem Steinobst und Zitrusfrüchten mit mineralischen und ganz zart kräuterigen Aromen. Sehr reintönige, saftige, wiederum ziemlich reif wirkende Frucht mit feinen, zartherben Kräuternoten im Hintergrund, viel Schmelz, aber auch ein lebhafter Säurebiss, ziemlich mineralisch am Gaumen, gute Tiefe, hat Griff und Druck, langer, saftiger Abgang.
2013 bis 2020+

2008 Groebe
*** Etwas rustikal wirkender, pflanzlicher Duft nach kandierten Zitrusfrüchten und einem Hauch Wachs. Leicht gedeckte Frucht im Mund, deutlich pflanzlich-erdige Noten, recht präsente Säure, nachhaltig am Gaumen, hat Griff, wirkt wieder etwas rustikal, das aber eher im positiven Sinne, sehr guter Abgang.
Bis 2015+

2008 Keller
**** Recht fest gewirkter Zitrus-Pfirsichduft mit kühlen vegetabilen und erdig-mineralischen Tönen. Herbe Frucht im Mund, vegetabil und mineralisch, präsente, feine Säure, Schmelz, aber auch Biss am Gaumen, nachhaltig, gewisse Tiefe, fester Bau, sehr typisch, langer, wiederum herber Nachhall.
Bis 2016+

2008 Wittmann
**** Schon ein wenig geöffnete Nase mit zarten Kandisnoten, klarer, heller Frucht, feinen, lebhaften Kräuteraromen und deutlicher Mineralik. Straff und saftig im Mund, sehr feine Frucht mit Kräuternoten und wieder viel Mineralik, enorme Spannung am Gaumen, sehr nachhaltig, hat Zug und Tiefe, langer Abgang.
Bis 2017+

2007 Groebe
**** Ganz leicht gereifter, zurückhaltender Zitrus-Pfirsichduft mit hell-floralen Noten und feinen Kräutertönen. Auch im Mund schon ganz leicht gereift, fest gewirkte, herbe Frucht mit pflanzlichen Aromen, nachhaltig am Gaumen, gewisse Tiefe, hat Biss und Zug, sehr guter Abgang.
Bis 2015+

2007 Keller
**** Geöffnet wirkende, transparente Nase nach Steinobst mit einem Hauch exotischer gelber Früchte und kräuterigen Aromen. Sehr saftige, reife, süßlich-schmelzige Frucht im Mund, viel Kraft und Substanz, feine Säure, sehr lebendig am Gaumen, hat Griff, große Nachhaltigkeit und Tiefe, wirkt einerseits schon etwas entwickelt, hat aber auch noch viel jugendlichen Speck auf den Rippen, könnte sich mit der Flaschenreife weiter straffen, im Hintergrund herbe Mineralik, langer Nachhall.
2013 bis 2018+

 

Die Großen Gewächse aus dem Kirchspiel tragen das Erste-Lage-Logo des VDP auf der Flasche. (Foto: VDP)

2007 Wittmann
**** Ziemlich süß wirkender Duft nach Gelee von gelben Früchten mit einem Hauch Wachs, pflanzlichen bis kräuterigen und auch mineralischen Tönen. Noch nicht ganz zusammengesetzt wirkende, etwas süßliche Frucht mit präsenter Säure und etwas Gerbstoff, pflanzliche bis kräuterige Aromen, ziemlich kräftig und stoffig, sehr nachhaltig am Gaumen, gewinnt mit etwas Luft deutlich an Zug, gute Tiefe, sehr guter bis langer Abgang. Muss noch reifen, um sich zu harmonisieren.
2013 bis 2020+

2006 Groebe
*** Herbe, kräuterig-vegetabile und ein wenig tabakige Nase mit Zitrus- und Pfirsichnoten, etwas Wachs und erdigen Tönen. Süßlich-schmelzige und wieder etwas wachsige Frucht im Mund, vegetabile Noten, feiner Säurebiss, nachhaltig am Gaumen, sehr guter Abgang.
Bis 2013+

2006 Keller
*** Etwas wachsige, pflanzliche und zart florale Nase nach Zitrusfrüchten und etwas Pfirsich. Ganz leicht medizinal und wieder auch wachsig im Mund, herbe Frucht mit passender Säure, nicht allzu tief, gewisse Kraft und Nachhaltigkeit, guter bis sehr guter Abgang.
Bis 2013+

2006 Wittmann
** Leicht indifferente und entwickelt wirkende Nase mit pflanzlichen Noten und verhaltenen gelbfruchtigen Tönen. Fruchtig und vegetabil im Mund, geradlinig, mit integrierter Säure und zart erdigen Tönen, nicht allzu tief und komplex, schon entwickelt, aber noch gut zu trinken, guter Abgang.
Trinken

2005 Groebe
**** Recht vielschichtige, kühle, pflanzliche und deutlich kräuterige sowie etwas florale Nase mit zurückhaltenden gelbfruchtigen Noten. Relativ herb im Mund, pflanzlich und erdig, wieder eher zurückhaltende Frucht, feine Säure, nachhaltig, wenn auch ganz leicht gedeckt am Gaumen, deutliche Mineralik, straffer Bau, sehr guter Abgang.
Bis 2015+

2005 Keller
**** Fester, deutlich kräuterig-pflanzlicher Zitrus-Pfirsichduft mit mineralischen Noten. Straffe, saftige, zart süßliche Frucht im Mund, lebendige Säure, viel Kraft am Gaumen, gewisse Alkoholwärme, aber auch kühle Elemente, deutliche Mineralik, viel Stoff, sehr guter bis langer Abgang.
Bis 2016+

2005 Wittmann
***** Viel reifes Steinobst und kandierte Zitrusfrüchte in der Nase, dazu Kräuteraromen und viel Mineralik. Dicht und ausgesprochen fest gewirkt am Gaumen, herbe Frucht mit straffer Säure, sehr nachhaltig und dicht am Gaumen, Kraftvoll, aber ohne jegliche Schwere, tief und vielschichtig, enormer Zug, langer Nachhall. Erstklassig.
Bis 2017+

2004 Groebe
**** Herber, dabei lebhafter, kräuterig-pflanzlicher Zitrus-Pfirsichduft mit deutlicher Mineralik. Sehr straffe, saftige, dicht gewirkte Frucht im Mund, kräuterig-pflanzliche Töne und viel Mineralik, knackige Säure, eher herbe Art, anregend, nachhaltig und ausgesprochen typisch, sehr guter bis langer Abgang.
Bis 2016+

2004 Keller
***** Ganz leicht entwickelter, komplexer und tiefer Duft nach sehr reifen Zitrusfrüchten und Pfirsichen mit kräuterigen und deutlich mineralischen Noten. Fest, dicht und saftig im Mund, reife Frucht mit feiner, aber präsenter Säure, viel Schmelz am Gaumen, aber auch Zug und Biss, enorme Mineralik, zupackend, sehr komplex, sehr langer Nachhall. Großartig.
Bis 2018+

2004 Wittmann
***+ Etwas karamelliger Duft nach eingemachten und teils angetrockneten gelben Früchten mit zart floralen und wachsigen Tönen sowie mineralischen Noten im Hintergrund. Satte, saftige Frucht im Mund, straffe Säure, aber auch viel Schmelz und wieder ein wenig Wachs, pflanzliche und deutlich erdig-mineralische Töne am Gaumen, hat Biss und Griff, zerfließt derzeit aber dennoch ein wenig in den Konturen, wirkt wie in einer Zwischenphase, gute Tiefe, sehr guter Abgang.
2013-2016+

2003 Groebe
*** Schon ganz leicht gezehrter Zitrusduft mit pflanzlichen, teils an Salbei erinnernden Tönen und ein wenig Pfirsich. Herbe Frucht im Mund, zart pflanzlich und eine Spur wachsig, feine Säure, mitteltief und relativ kräftig am Gaumen, nicht allzu komplex, aber dennoch gut gemacht, kräuterige und mineralische Noten, sehr guter Abgang.
Trinken

2003 Keller
**** Recht komplexe, etwas tabakige und einen Hauch wachsige, herbe Kern- und Steinobstnase mit deutlich mineralischen Noten. Fest, dicht und kraftvoll im Mund, feine Säure, pflanzliche und tabakige Aromen, deutliche Mineralik, ausgezeichnete Substanz und gute Tiefe, nachhaltig, bei aller Kraft bestens balanciert, wirkt entwickelt und jugendlich zugleich, sehr guter bis langer Abgang.
Bis 2017+

2003 Wittmann
**** Kühler Zitrusduft mit herben Kräuteraromen, Mineralik und etwas Pfirsich. Kräftig im Mund, zart süßlich wirkende Frucht und herb-pflanzliche bis tabakige Würze, feine Säure, ausgesprochen nachhaltig am Gaumen, etwas Alkoholwärme, aber auch kühle Elemente, sehr mineralisch, ausgezeichnete Tiefe, wirkt zeitlos, sehr guter bis langer, wieder zart süßlicher Abgang.
Bis 2016+

2002 Groebe
*** Zart parfümiert wirkende, etwas vegetabile Zitrusnase mit weiteren gelbfruchtigen Aromen und ein wenig Wachs. Auch im Mund etwas vegetabil und wachsig, recht klare Frucht, lebendige Säure, gewisse Nachhaltigkeit am Gaumen, nicht allzu tief, aber mit Griff, sehr guter Abgang.
Trinken

2002 Keller
****+ Noch immer fast unentwickelt wirkende, straffe, hefige Nase nach eher hellen gelben Früchten mit mineralischen und kräuterigen Aromen. Dicht und saftig im Mund, klare, lebendige, jugendliche Frucht, wieder merklich hefige Aromen, vegetabile Noten, nachhaltig, viel Spannung und Zug, tief und mineralisch, ausgezeichneter bis langer Abgang.
Bis 2018+

2002 Wittmann
***** Straffe, noch immer hefige Nase nach reifen, teils eingemachten gelben Früchten, Kandis und ein wenig Cassis. Dicht und straff im Mund, saftige Frucht mit präsentem Säurebiss, sehr nachhaltig am Gaumen, schmelzig, sehr komplex, tief und ausgesprochen spannend, viel Kraft, beste Balance, wirkt fast jugendlich, sehr langer Nachhall. Großartig.
Bis 2018+

 

Das Weingut Groebe im Weinführer

Das Weingut Keller im Weinführer

Das Weingut Wittmann im Weinführer

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