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Chinon Da war ich doch vor drei Jahren auf dem Bio-Weingut Rive Gauche in Chinon – damals berichtete ich im Magazin und im Forum von Wein-Plus über die Reise – und setzte mich mit den Loire-Weinen etwas eingehender auseinander. Der Vorwurf damals von engagierten Weinfreunden: ich hätte nicht die Spitze der Loire-Winzer besucht, sondern fast willkürlich das eine oder andere Weingut herausgepickt. Dies mag richtig sein, doch mein Anliegen ist es eigentlich immer, möglichst breite Erfahrungen in den verschiedenen Weingebieten zu sammeln und nicht nur die Weine, auch das kulturelle Erbe und die Traditionen kennen zu lernen. Damals nahm ich diese Flasche mit, gekauft -unten - in der Berghöhle, auf der die imposante Ruine des Burg Chinon steht, dort wo einst Jeanne d’Arc den König überzeugt hat, Orléans militärisch zu Hilfe zu kommen.

Zwei Dinge haben mich am Wein und am Weingut fasziniert: der geschichtsträchtige Ort und die konsequente biologische Produktion. Ich weiss, dies sind nicht die Dinge, auf die Weinfreunde in der Regel „abfahren“. Da sind klingende Namen und jeglicher Punktesegen viel wichtiger.

Doch ganz so danebengegriffen habe ich nicht. Die „Revue du Vin de France“ hat genau diesen Wein und diesen Jahrgang besonders ausgezeichnet, auch wenn er nicht mehr als 16/20 Punkten erreicht hat. Es ist ein ausgezeichneter Wein, der jetzt – nach vier Jahren – wunderschön zu trinken ist: noch frisch, fruchtig und elegHöhlenkellerant, trotz (oder gerade wegen) seines Alters. Für mich klingt darin die Herkunft – die Loire – nicht nur an, sie dominiert das Weinerlebnis. Weit weg von der immer häufigeren (künstlichen) Konzentration und einem gefälligen Tanningerüst.

Irgendwo habe ich gelesen, der Cabernet Franc sei eben nur der kleine Bruder des Cabernet Sauvignon und längst nicht von der gleichen edlen Würde. Welch ein Unsinn! Sie sind zwar tannin- und säureärmer, verfügen dafür über intensive Fruchtaromen: schwarze Johannisbeeren, Erdbeeren und Himbeeren bis hin zu Kaffee-, Schockoladen und Tabaknoten. Dies alles aber viel hintergründiger als beim Cabernet Sauvignon und die Aromen werden auch nicht in einer Assemblage erstickt – oder wie meist gesagt wird: verfeinert.

Nein, dieser Wein steht zu seiner Herkunft, zu seiner Natur. Und er hat sich selbst über vier Jahre gut erhalten, ja verfeinert. Ich meine, ich bin doch im richtigen Keller gelandet. Und es ist eigentlich egal, wie viel von meinen Empfindungen für diesen Wein rein geschmacklicher Natur ist und wie viel auch der Mythos ausmacht, von entstanden zu sein, wo einst Könige residiert haben und Rabelais markige Worte fand um aktiv in die konfessionelle Politik von damals (vor den Religionskriegen) einzugreifen. Kulturgeschichte – auch wenn sie nicht im Zusammenhang mit dem Wein stehen – gehört eben auch ganz wesentlich zum Charakter einer Weinregion und ihrer Weine.

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