„Idealer Entdeckerwein“, habe ich in der Werbung gelesen. Tatsächlich habe ich den Wein entdeckt, und zwar bei meiner Suche nach Weinen aus biologisch dynamischem Anbau für eine Degustation zum Thema: „Zwischen Tradition und Moderne“. Dieser Wein deckt dieses Thema gut ab. Doch die alles entscheidende Frage bleibt: Lohnt sich die „Entdeckung“? So ganz einfach ist diese Frage nicht zu beantworten. Ja, es lohnt sich und es lohnt sich nicht. Warum? Es lohnt sich, weil dies ein guter Vertreter der der Appellation Roussillon ist (überhaupt Südfrankreichs), gekeltert aus Syrah, Grenache, Mourvèdre und – welche Wohltat – nicht in Holz gekettet ist (wie so viele „moderne“ Südfranzosen). Es lohnt sich auch, weil das Potenzial vorhanden ist, spürbar, erkennbar: Brombeeren, Pflaumen , Garriques, Herbes de Provence. Es lohnt sich aber nicht – sofern man Zugang zu der südfranzösischen Weinvielfalt hat -, wenn man den Wein neben vergleichbare Weine aus der Region stellt. Zum Preis von ca. 11 Euro habe ich durchaus charaktervollere, individuellere, vielleicht sogar zugänglichere Weine im Glas gehabt, allerdings nicht aus biodynamischem Anbau. Auch lohnt es sich nicht, wenn man den Wein – wie ich in meinem Fall – jetzt trinkt und nicht noch einige Zeit (wohl zwei Jahre) in den Keller legt. Die Balance hat er nämlich noch nicht gefunden; doch er wird sie finden, da bin ich mir (fast) sicher. Das Weingut selber, Maison Cazes, hat eine Familien-Tradition von weit über hundert Jahren und ist heute ein „Grossunternehmen“ im Weinanbau und der Weinvermarktung der Region, vor allem für anspruchsvolle Weine (Umsatz, mehr als 4.5 Millionen Euro, 1.2 Millionen Flaschen). Das Weingut (und Handelshaus) hat schon in den 90er Jahren mit dem biodynamischen Anbau begonnen, Seit 2005 werden nun allmählich die 250 Hektaren (!) ganz auf ökologischen Anbau und Biodynamik umgestellt. Das Weingut hat im Süden Frankreichs also auch Pionierarbeit geleistet. Ihm ist weitgehend zu verdanken, dass das Gedankengut der „biologischen“ Pflege, auch der Philosophie des „vin naturel“, in der Languedoc allmählich Fuss fassen kann. Es ist nämlich nicht ganz einfach, in diesem riesigen Wein-Gebiet, das noch immer stark in der Tradition verankert ist, neuen Ideen (und Erkenntnissen) zum Durchbruch zu verhelfen. Da braucht es wohl die „Macht“ (und das Beispiel) eines Unternehmens, wie die Domaine Cazes um einen Wandel im Denken herbeizuführen. In diesem Sinne lohnt es sich unbedingt, sich mit dem Wein (und dem Weingut) auseinanderzusetzen, auch wenn mir – ich gebe dies zu – die kleineren und kleinen Familienbetriebe – in denen man im Wein die Liebe und Begeisterung des Winzers zu spüren meint, viel lieber sind, als schon fast „industrielle“ Grossanbauer und -vermarkter.