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Wie den Dolcetto beschreiben, ohne ins Banale abzugleiten? Versuchen wir es. Da ist vor allem seine Farbe, ein volles Rubinrot, das tendenziell intensiver ist als beim Barbera und eher violette Schattierungen aufweist. In der Nase erinnert er an schwarze Kirschen, Pflaumen und oft an etwas ”Kerniges”, wie eingelegte Sauerkirschen und Blätter des Kirschlorbeers. Manches Mal gibt es Noten von frisch geschnittenem Holz und von Tusche. Im Mund ist der Wein in Bestform voluminös und rund mit einem Finale nach Bittermandeln.

 

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Wie für andere Rebsorten gibt es auch für den Dolcetto nicht nur eine Interpretation. Schematisch geben wir zwei Extreme an, die dann praktisch natürlich alle Zwischentöne aufweisen können. Die erste Ausprägung ist der „einfache” Dolcetto, ein beliebter Alltagswein ohne große Komplexität, bei dem Frucht und Frische betont sind. Die zweite Ausprägung ist die eines reichen Weins mit großer Konzentration und Struktur und einem Lagerpotenzial, das es noch teilweise zu Entdecken gilt. Nach Rocco Di Stefano, einem der größten Experten der önologischen Chemie nicht nur in Italien, ist der Dolcetto, wenigstens was seine chemische Struktur der Polyphenole betrifft, unter den piemontesischen Rebsorten jene, mit dem höchsten Potenzial für die Alterung oder wenigstens mit der stabilsten Farbe. Diese ziemlich überraschende Entdeckung basiert auf Analysen von Quantität und Struktur der Anthocyane, unter denen das stabile und weniger oxidative Malvidin-3-Glucosid vorherrscht und darauf, dass sich die Tannine einfach aus den Beerenschalen und Kernen extrahieren lassen. Sie bilden bevorzugt stabile Polymeren, wenn man mit gut gereiften Trauben arbeitet. Unter diesem Blickwinkel nähert sich der Dolcetto sogar internationalen Rebsorten an wie dem Cabernet und dem Merlot.

 

 

Die etwas kompaktere Version in Ovada (Foto: Maurizio Gily)

Zweifellos existieren exzellente Dolcetto-Weine sowohl des ersten als auch des zweiten Typs, um das vereinfachte Schema beizubehalten. Im Gebiet um Ovada haben sich die Produzenten entschieden, den „Fußstapfen” des Dolcetto di Dogliani zu folgen, in dem sie beide Typologien unterscheiden. Der Dolcetto di Ovada DOC, also praktisch die aktuelle DOC und Ovada als DOCG (Kontrollierte und garantierte Herkunftsbezeichnung), einen Wein der Superiore-Kategorie, mit restriktiveren Auflagen für die Produktion und Reifung (beantragt).

Die DOCs im Einzelnen:


DOLCETTO D’ACQUI

Im Alto Monferrato Acquese, das sich mit dem Gebiet des Moscato überschneidet, beginnt das Produktionsareal an der linken Uferseite des Bormidaflusses und schiebt sich gegen Norden bis zum Wildbach Belbo Der Dolcetto hält hier eine bedeutsame Stellung und schenkt frische, fruchtige und leicht zugängliche Weine, die im Allgemeinen nicht sehr farbbetont ausfallen (mit einigen Ausnahmen). Aber es gibt einen anderen „Acquese”, der sich von der rechten Seite des Bormida hochzieht in Richtung Apennin. Hier sind wirklich nur noch wenige Rebflächen verblieben. Der Wald holt sich mit großen Schritten das zurück, was der Mensch ihm in den vergangenen Jahrhunderten entrissen hat. In diesem Wenigen gibt es jedoch viel Dolcetto und diesen von bemerkenswerter Qualität: in Ponti, Spigno, Melazzo, Cartosio. Die Gemeinden mit dem größten Dolcetto-Anteil des Gebietes um Acqui sind Acqui selbst, Cassine, Rivalta Bormida und Orsara Bormida, alle zwischen 50 und 100 Hektar.

 

 

 

 

Produktionsgebiet Dolcetto d’Acqui (Karte: Region Piemont)

 


DOLCETTO D’ASTI

In der Provinz Asti fallen die Gebiete des Dolcetto zusammen mit denen des Moscato. In keiner Gemeinde des „Astigiano” übersteigt der Dolcetto 50 Hektar. Dennoch ist er hier verbreitet und schiebt sich bis an das Südufer des Tanaro vor, während auf der linken Seite des Flusses der Dolcetto wirklich zu einem raren Gut geworden ist.

 

 

 

 

 

Produktionsgebiet Dolcetto d’Asti (Karte: Region Piemont)

 


DOLCETTO D‘OVADA

Das Produktionsgebiet befindet sich weiter im Süden, um den Namen gebenden Ort Ovada. Es ist vom Wildbach Orba zweigeteilt und geologisch ein sehr schwieriges Territorium mit Böden von unterschiedlicher Herkunft. Die beiden Gemeinden mit den ausgedehntesten Dolcetto-Rebflächen sind Rocca Grimalda und Carpeneto, die hundert Hektar überschreiten. Leider gibt es in den Orten mit hoher Berufung wie Cremolino, Trisobbio, Morsasco, Prasco und Ovada selbst kaum noch Dolcetto aber im Ausgleich ist das, was geblieben ist, wirklich von spezieller Güte. Im Osten des Orba behält der Dolcetto eine gewisse Bedeutung in Tagliolo, Castelletto d’Orba, Silvano d’Orba und Lerma, während ihm weiter im Osten, Richtung Gavi, seine Vorherrschaft vom Cortese genommen wird.

Der Dolcetto aus Ovada ist ein robuster, körperreicher Wein von intensiver Farbe, ein wenig spröde und ”ungezähmt” in der Jugend, vor allem von den „roten Böden”. Im Allgemeinen gibt er sein Bestes nach ein bis zwei Jahren. Die Verbindung zwischen Rebsorte und Territorium ist hier sehr stark, genau wie in Dogliani.

Im „Ovadese” gibt es keine großen Erzeuger; es existiert ein komplett bäuerlicher Weinbau und dies erklärt, warum dieser Wein wenig auf dem internationalen Markt bekannt ist. Seit Jahrhunderten jedoch wird der Dolcetto aus Ovada von den Verbrauchern des nahen Genua sehr geschätzt, sowie von den „Händlern” aus dem Raum Alba, den Produzenten des Dolcetto d’Alba, die auf diesem Boden immer gute Geschäfte gemacht hatten, bevor die Einschränkungen der verschiedenen DOC-Regeln, Verschnitte und „Umfüllungen” schwieriger werden ließen.

 

 

 

 

 

Produktionsgebiet Dolcetto d’Ovada (Karte: Region Piemont)

 


Die Ricaduta

 

 

 

 

 

Die Pfarrkirche von Ovadan ist das Symbol der Stadt (Foto: Alexala% Massimiliano Navarria)

Alle drei vorher genannten Produktionsgebiete haben eines gemeinsam, die ”Ricaduta” Monferrato DOC Dolcetto. Was ist eine Ricaduta? Wenn ein Wein nicht die erforderlichen Qualitätsrichtlinien in der Verkostungskommission erhält oder wenn der Produzent aus unterschiedlichen Gründen entscheidet, den Wein nicht in der ”höherwertigen” DOC oder auch DOCG zu produzieren, ”fällt er ab” in die nächst niedrigere Kategorie. Das kann bei DOCG Weinen eine DOC sein, bei DOC Weinen eine andere DOC mit größerem Gebiet oder eine IGT oder auch gleich ein Tafelwein. Das hängt von den jeweiligen Produktionsregeln ab. Gründe für eine ”Ricaduta” können zum Beispiel sein: Überproduktion, der in den Regeln der Qualitätsstufe festgelegten Erntemengen, nicht Erreichen der Qualität oder einfache Entscheidung des Produzenten in einer niedrigeren Stufe zu produzieren, um den Wein vielleicht günstiger anbieten zu können oder weil die Marktnachfrage variiert.

Die Monferrato DOC ist eine allgemeine DOC für viele verschiedene reinsortige und verschnittene Weine. Der Dolcetto, der unter dieser Bezeichnung produziert wird, braucht nur mindestens zu 85 % aus dem Most der Dolcetto-Traube bestehen, im Gegensatz zu den oben genannten DOCs, die obligatorisch zu 100 % aus Dolcetto gekeltert werden müssen. Das Gebiet überschneidet sich mit allen oben genannten Produktionsarealen. Das nördliche Monferrato hingegen hat keine Wahl, dort ist nur die Produktion des Monferrato DOC Dolcetto zugelassen.

Hier geht es zum 1. Teil

Übersetzung von Katrin Walter

 

 

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