Die “Entdeckung des Jahres” wird an Weingüter verliehen, die wir bis vor Kurzem entweder gar nicht kannten, oder die uns im jeweiligen Gebiet zuletzt durch den größten Qualitätssprung aufgefallen sind und die wir jedem Weinfreund, der neue, noch nicht überall bekannte Spitzenwinzer kennenlernen will, nur ans Herz legen können. Ob wir einen Preis verleihen können, hängt auch davon ab, wie repräsentativ die Weinanstellungen aus dem jeweiligen Gebiet ausgefallen sind, aber auch davon, wie vollständig die in Frage kommenden Weingüter eingereicht haben und wie gut das Gesamtniveau ist. So kann es sein, dass wir für einige Gebiete gar keine Preisträger haben, für andere möglicherweise nur eine Kollektion oder eine Entdeckung des Jahres.
Julian Huber hat mit dem nicht immer einfachen 2020er Jahrgang eine Serie vorgelegt, auf die selbst wir, deren Erwartungen an Huber nicht gerade klein sind, nicht gefasst waren. Schon die Ortsweine sind umwerfend (und das gilt auch für den Rosé!), die Grossen Gewächse aus Chardonnay und Spätburgunder markieren die Spitze dessen, was aus diesen Sorten in Deutschland überhaupt bisher entstanden ist.
Das Weingut Krebs pausierte ganze 10 Jahre, bis es uns 2021 erstmals wieder Weine vorstellte - mit erfreulichen Ergebnissen. Den guten Eindruck unterstreicht die aktuelle Kollektion noch einmal deutlich. Gutedel, Weißburgunder, Spätburgunder und sogar der äußerst preiswerte Müller-Thurgau überzeugen allesamt.
Zum ersten Mal seit langem konnten wir wieder ein komplettes Sortiment des Zehnthofs probieren. Und konnten gar nicht anders, als unsere Kollektion des Jahres draus zu machen. Es gibt hier kaum einen Wein, den wir nicht mit Nachdruck empfehlen würden. Die Silvaner sind ohnehin eine Klasse für sich, aber auch der Riesling aus dem Maustal hat nur wenig Konkurrenz in Franken.
Eine äußerst erfreuliche Neuentdeckung ist das Weingut Ottenbreit aus Obernbreit nur ein Stück südlich von Sulzfeld, wo unsere “Kollektion des Jahres” herkommt. Die Basisweine sind einfach gut, der Müller “Long live Müller-Thurgau” hat den Sortensieg im vergangenen Jahr nur ganz knapp verpasst und der Orange-Wein vom Silvaner wird zwar wie alle Naturals sicher nicht jedem gefallen, uns aber hat er begeistert.
Constantin Richter produziert so klassische wie völlig eigenständige Moselrieslinge der Extraklasse. Dabei beherrscht er die gesamte Bandbŕeite von knochentrocken (was an der Mosel ohnehin selten genug vorkommt) bis zur edelsüßen Spitze gleichermaßen. Es gibt keine Kategorie, in der er nicht mindestens einen der feinsten Weine des ganzen Gebietes abliefert. Und das regelmäßig.
Dass das traumhaft gelegene Gut Hermannsberg Weine keltert, die dem einmaligen Ambiente gerecht werden, war nicht immer eine Selbstverständlichkeit. Unter der jetzigen Leitung hat sich die ehemalige Staatsdomäne aber wieder fest in der Spitzengruppe der Nahewinzer etabliert. Die aktuelle Riesling-Serie begeistert vom Gutswein über die aktuellen Grossen Gewächse bis zu den jetzt erst freigegebenen Reserven früherer Jahrgänge. Nicht vergessen wollen wir Kabinett und Spätlese, nicht vergessen können wir die grandiose TBA!
An Rings kommt dieses Jahr niemand vorbei. Wie es gelungen ist, in einem zumindest in Teilen so schwierigen Jahrgang wie 2021 einige der größten trockenen Rieslinge zu produzieren, die uns je begegnet sind, und das auch noch in einem derart kompromisslosen Stil, die Frage wird uns vermutlich länger begleiten als wir Flaschen davon haben. Ja, es sind Weine für Fortgeschrittene, die sich nicht auf den ersten Schluck offenbaren, aber wer genug Aufmerksamkeit und Zeit mitbringt, den hinterlassen sie fassungslos. Und die Spätburgunder werden halt auch immer besser...
Achim von Oetinger produziert Rieslinge, wie es sie mindestens im Rheingau kein zweites Mal gibt: völlig unaufgeregt, knochentrocken, oft regelrecht in sich ruhend, dabei tief, vielschichtig und ausdrucksstark. Sie gehören schon länger zu unseren Lieblingen im Rheingau, und das längst nicht nur auf dem Niveau der Grossen Gewächse. Und so ganz nebenbei entsteht hier auch noch einer der besten trockenen Müller-Thurgau, die man überhaupt finden kann.
Eine Serie ungeheuer spannender trockener Rieslinge haben wir heuer von Gunderloch probiert. Wir können uns nicht erinnern, hier je derart energiegeladene Weine probiert zu haben. Die Niersteiner und Nackenheimer “Aus Ersten Lagen” gehören zu unseren Favoriten dieser Kategorie, die 21er Grossen Gewächse zur absoluten Spitze in diesem oft nicht ganz einfachen Jahr.
Unter den besten 8 von uns bewerteten Württemberger Weinen des Jahrgangs stammen 4 alleine von Aldinger, unter den ersten 20 stellen sie immernoch knapp ein Drittel. Nüchterne Zahlen, die für sich schon beeindruckend sind, aber nur indirekt andeuten, wie viel Freude wir mit den Weinen hatten. Und das bei Weiß wie Rot gleichermaßen.
Bei Familie Escher entstehen fest gewirkte, überwiegend kraftvolle Rotweine, die in der Spitze zu den besten des Gebietes zählen - und das neben Lemberger auch aus Bordeaux-Rebsorten. Auch der Chardonnay ist bemerkenswert gut.
Wenn es nach uns geht, sind die Weine hier besser denn je: brillant reintönig, frisch, präzise, vielschichtig und ungeheuer animierend, dabei immer völlig unprätentiös. Das gilt auch für Gernot Heinrichs Naturweine, die unter dem Namen “Freyheit” auf den Markt kommen. Wir sind begeistert.
Die fest gewirkten, herben, komplexen Veltliner von Hans Topf und seinen Söhnen Hans Peter und Maximilian gehörten zu unseren absoluten Lieblingen der letztjährigen Veltliner-Verkostung. Selbst die kräftigen Exemplare warten mit Finesse, Noblesse, Kühle und Eleganz auf. Eine großartige Serie.
Eine lange Serie an Weißweinen aus den Jahren 2018 bis 2021 haben wir in den vergangenen Wochen von Lackner-Tinnacher probiert - und haben keinen auch nur mittelmäßigen Wein gefunden. Egal aus welcher Rebsorte, ob knochentrocken oder edelsüß: Katharina Tinnachers absolut eigenständige Weine gehören in allen Kategorien zu den schönsten der Steiermark.
Die Weine von Pira haben inzwischen so etwas wie ein Abonnement auf unsere Lieblingswein-Herzchen. Das ist auch kein Wunder: sie verbinden Kraft, Substanz und Tiefe mit erstaunlichem Finessenreichtum. Es sind extrem herkunftstreue, komplexe Barolo, die schon jung betören können, zugleich aber hervorragend reifen.
Die ungemein charaktervollen, tiefen und vielschichtigen, im allerbesten Sinne altmodischen Nebbiolo-Weine von Arpepe gehören schon seit Jahren zu unseren Lieblingen. Doch so großartig wie zuletzt haben auch wir sie noch selten, vielleicht sogar noch nie erlebt. Sie halten jeden Vergleich mit großem Barolo stand, schmecken nur völlig anders. Diese echten Gebirgsweine verlangen Aufmerksamkeit und Feingefühl, will man ergründen, was in ihnen steckt. Und lohnen es ungemein.
Der Ende 2021 verstorbene Andrea Franchetti ist einer der Väter der Qualitätsrevolution am Ätna. Hinterlassen hat er uns eine Serie beeindruckender, höchst eigenständiger, tiefgründiger und komplexer Vulkanweine, die allein es schon wert wären, sich in Zukunft intensiv mit dieser derzeit vielleicht spannendsten Weinregion Italiens zu beschäftigen.
Die Terlaner haben nicht zum ersten Mal unsere Kollektion des Jahres in Südtirol produziert. Diese wohl beste Genossenschaft der Welt beeindruckt uns regelmäßig mit Weißweinen, die es mit allem aufnehmen, was aus den jeweiligen Sorten irgendwo sonst entsteht. Und mindestens beim Weißburgunder gewinnt sie diese Konkurrenz auch meistens. Darüber übersieht man beinahe die Rotweine. Das sollte man nicht machen: auch hier sind die Genossen aus Terlan in Südtirol mit führend.
Die Domaine Combier gehört zu den Pionieren des biologischen Weinbaus in Frankreich. Sie produziert in der Spitze ausgesprochen fest gewirkte, kraftvolle Crozes-Hermitage, die zu den komplexesten, ausdrucksstärksten und langlebigsten Weinen des Gebietes gehören. Doch schon die saftigen, würzigen Basisweine sind jeden Versuch wert.
Erst 2013 begann Niko Brandner im Kreuzgewölbekeller der ehemaligen Staatsweingüter in Bensheim, Sekt zu machen. Von Anfang an wurde deutlich, dass hier jemand sein Handwerk versteht. Jetzt, wo nach und nach auch Reserve-Qualitäten auf den Markt kommen, zeigt sich aber erst das ganze Potenzial und Können bei Griesel. In kaum 10 Jahren hat sich der Betrieb zu einem der bedeutendsten Schaumweinproduzenten außerhalb der Champagne entwickelt.
