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Die Kollektionen und Entdeckungen des Jahres

Die letzten beiden Jahre waren nicht gerade einfach in den meisten mitteleuropäischen Weingebieten. Man könnte annehmen, die Klimaerwärmung brächten überwiegend Vorteile für die Produzenten insbesondere der kühleren Weinregionen. Gleichzeitig sind Ausbildung und technische Möglichkeiten heute auf einem nie dagewesenen Niveau, sodass man wohl ohne Übertreibung von vergleichsweise paradiesischen Zuständen reden kann - und von Weinqualitäten, die es in der Breite so noch nie gab. Richtig schlechten Wein, wie er einem noch vor 10 Jahren überall begenete, muss man heute suchen.

Doch die Wetterkapriolen machen den Weinproduzenten zunehmend Sorgen. Die Winter werden zu warm, die Blüte kommt oft zu früh und setzt die jungen Triebe unnötigen Gefahren aus, schon bevor die Trauben reif sind, steigt der Zuckergehalt in unerwünschte Höhen - und immer dann, wenn es regnen soll, bleibt es trocken, während es ausgerechnet gegen Ende der Vegetationsperiode oft nicht mehr aufhören will zu schütten.

Die Erzeuger müssen sich auf die neuen Herausforderungen einstellen; gerade wenn es kompliziert wird, stellt sich heraus, wer sein Handwerk wirklich beherrscht. Das sind inzwischen erstaunlich viele. Dort, wo die Lagen und das Können der Winzer die richtigen Voraussetzungen schaffen, entstehen heute auch in der Spitze mehr und bessere Weine denn je.

Die Konkurrenz ist also groß. Mit Leistungen, die vor 10 Jahren noch höchste Auszeichnungen verdient hätten, könnte man sich inzwischen nur noch selten an die Spitze setzen. Um so bemerkenswerter ist, dass wir heute in vielen Gebieten häufig immernoch auf die gleichen Namen stoßen, wie zu Beginn der Qualitätsrevolution, die in Österreich vor fast 30 Jahren einsetzte, in Deutschland vor 25 und in Südtirol vor etwa 15 Jahren. Viele der damaligen Vorreiter sind auch heute noch die Motoren der Qualitätsentwicklung in ihren Gebieten. Einige leisteten sich zwischendurch Verschnaufpausen, andere segelten immer vorneweg, wenige blieben zurück.

Die meisten Produzenten mit großen Namen werden ihrem Ruf heute gerecht oder sind auf bestem Wege dorthin. Das ist natürlich erst einmal beruhigend. Andererseits stehen andere erstklassige Betriebe oft ein wenig im Schatten der Aufmerksamkeit, die man den Weinlegenden zuteil werden lässt. Auch wir Weinschreiber bekommen hier ein kleines Problem, wenn es um Auszeichnungen wie unsre “Kollektion des Jahres” geht.

Wir zeichnen damit nun seit rund 15 Jahren die Weingüter aus, die in ihrer jeweiligen Region innerhalb der letzten Verkostungssaison schlicht die besten Weine vorgestellt haben. Nicht selten ist die Entscheidung sehr knapp, genauso oft ist sie aber auch eindeutig. Schwierig wird es für uns, wenn in einer Region eine kleine Anzahl Weingüter regelmäßig ganz vorne steht. Mancherorts ist die Dominanz von wenigen Spitzenproduzenten aller wachsenden Konkurrenz zum Trotz so groß, dass mitunter iahrelang die selben zwei bis drei Güter den Preis unter sich ausmachen.

Das wird nicht nur langweilig, es erscheint mir mittlerweile auch ein wenig ungerecht. Es wird Zeit, auch die Leistungen derer mehr zu würdigen, die zwar vielleicht nicht immer ganz an die großen Ikonen der Weinwelt heranreichen, aber dennoch regelmäßig Weine von außerordentlicher Güte und besonderem Charakter produzieren, die eigentlich auf dem Wunschzettel keines engagierten Weinfreunds fehlen sollten.

Daher habe ich beschlossen, mich von der Idee der “Kollektion des Jahres”, so wie sie heute besteht, nach und nach zu verabschieden. Dieses Jahr zeichne ich noch einmal die besten der Besten aus, auch auf die Gefahr hin, dass man mir Einfallslosigkeit vorwirft. Es sind zumeist immernoch Flaggschiffe der Weinwelt, die sich auch gegen noch so harte Konkurrenz behaupten - und die jeder Ehre wert sind. Gleichzeitig weite ich die Auszeichnungen aber auf deutlich mehr “Entdeckungen des Jahres” aus. Diesen Titel erhalten nicht nur Neuzugänge, sondern auch Betriebe, die zwar schon länger in unserem Weinführer besprochen werden, aber vor allem in letzter Zeit durch bemerkenswerte Leistungen aufgefallen sind.

Deutschland, Ahr

Kollektion des Jahres: Weingut Kreuzberg, Dernau

Mit die kühlsten Rotweine an der Ahr; in der Spitze kräftig und konzentriert, aber niemals schwer, und auch an der Basis durchweg überzeugend.

Entdeckung des Jahres: Weingut Heiner und Kreuzberg, Dernau

Einer der Kreuzberg-Brüder arbeitet in eigener Sache weiter. Und überzeugt. Besonders die Einstiegsweine sind oftmals richtig gut und dabei für die Ahr ausgesprochen günstig.

Deutschland, Baden

Kollektion des Jahres: Weingut Bernhard Huber, Malterdingen

Sicher nicht die letzte Verneigung vor dem leider viel zu früh verstorbenen Bernhard Huber. Seine roten Burgunder und seine Chardonnays sind in Deutschland unübertroffen.

Entdeckung des Jahres: Weingut Holub, Herbolzheim-Tutschfelden

Vor allem Spät- und Grauburgunder haben Klasse - und auch den Gemischten Satz sollte man sich ansehen.

Deutschland, Franken

Kollektion des Jahres: Juliusspital, Würzburg

Eines der großen Weingüter in Deutschland mit einem kaum überschaubaren Sortiment. Dabei vom kleinsten Basiswein bis in die Spitze von einer Güte, wie man sie bei Betrieben dieses Umfangs und Portfolios in Deutschland kaum ein zweites Mal findet.

Entdeckung des Jahres: Weinmanufaktur 3 Zeilen, Rödelsee

Mit dem Silvaner schon jetzt in der Spitze angekommen - und einem der besten Bacchus überhaupt.

Deutschland, Mosel

Kollektion des Jahres: Weingut Clemens Busch, Pünderich

Weine von unverwechselbarem Charakter; sowohl bei den süßen als auch bei den trockenen Rieslingen auf höchstem Niveau - und alles Bio.

Entdeckung des Jahres: Weingut Karl Erbes, Ürzig

Wer ist Karl Erbes? Eben. Dabei macht Stefan Erbes einige der besten Spät- und Auslesen der Region

Deutschland, Nahe

Kollektion des Jahres: Weingut Schäfer-Fröhlich, Bockenau

Tim Fröhlich überzeugt 2013 in allen wichtigen Weißwein-Disziplinen an der Nahe, wie kaum ein anderer. Burgundersorten, Riesling, trocken und süß - er leistet sich keinerlei Schwächen.

Entdeckung des Jahres: Weingut Edelberg, Weiler

Trockener Riesling mit Klasse, aber auch Weißburgunder, Gewürztraminer und Rotwein können richtig gut sein.

Deutschland, Pfalz

Kollektion des Jahres: Reichsrat von Buhl, Deidesheim

Alle reden vom Sekt, dabei macht sich der neue Geist bei Reichsrat von Buhl derzeit noch viel deutlicher bei den Stillweinen bemerkbar. Selbst der Gutswein ist hier außerordentlich gut; die völlig kompromisslosen, fordernden Grossen Gewächse sind heuer eine Klasse für sich.

Entdeckung des Jahres: Weingut am Nil, Kallstadt

Rieslinge, die vielen Grossen Gewächsen im Gebiet das Fürchten lehren, dazu bemerkenswert gute rote und weiße Burgunder. Eine neue Größe in Kallstadt - und überhaupt.

Deutschland, Rheingau

Kollektion des Jahres: Weingut Robert Weil, Kiedrich

Eine ziemlich eindeutige Wahl. Eine überregande Serie edelsüßer Spitzen und womöglich die besten trockenen Rieslinge der Gutsgeschichte.

Entdeckung des Jahres: Weingut Detlev Ritter & Edler von Oetinger, Erbach

Nach jahrelanger Stagnation auf Mittelmaß hat Achim von Oetinger die Ärmel hochgekrempelt und eine 180-Grad-Wende hingelegt. Ganz eigenständige, fordernde, erstklassige Rieslinge.

Deutschland, Rheinhessen

Kollektion des Jahres: Weingut Kühling-Gillot, Bodenheim

Von der erstaunlich guten Basis bis in die Spitze aus einem Guss. Die Ortsweine sind prächtig, die Grossen Gewächse zum Teil überragend. Ein Glücksfall für die Rheinfront.

Entdeckung des Jahres: Weingut Schätzel, Nierstein

Eine der großen Hoffnungen in Nierstein. Schlanke und dennoch ungemein ausdrucksstarke Rieslinge und Silvaner. Legt Jahr für Jahr zu.

Deutschland, Württemberg

Kollektion des Jahres: Weingut Gerhard Aldinger, Fellbach

Kaum ein anderer Winzer in Deutschland produziert erstklassige Rot- und Weißweine aus einer ähnlich großen Auswahl an Rebsorten wie Gerd Aldinger. Selbst Neuzugänge wie der Grüne Veltliner überzeugen auf ganzer Linie. Und die Rieslinge sind besser denn je.

Entdeckung des Jahres: Weingut Kistenmacher-Hengerer, Heilbronn

Vielleicht der beste Trollinger Deutschlands, aber auch exzellenter Lemberger, Cabernet Franc, Spätburgunder, Riesling, Sekt...

 

Genossenschaft des Jahres: Winzerkeller Sommerach, Franken

Selbst in schwierigen Jahren eine Bank. Auch heuer ohne Schwächen. Eine der ganz wenigen Genossenschaften des Landes, bei denen man blind kaufen kann.

 

Österreich, Wien

Kollektion des Jahres: Weingut Wieninger

Natürlich ist es nichts Neues, aber man kann es gar nicht oft genug sagen: hier entstehen einige der besten Veltliner, Chardonnays und Pinot Noirs Österreichs. Und vielleicht der beste gemischte Satz überhaupt. Dabei sind bei Wieninger schon die preiswerten Einstiegsweine unglaublich gut.

Entdeckung des Jahres: Weingut Fuhrgassl-Huber

Eine der ganz großen Überraschungen für mich in diesem Jahr. Unwiderstehliche, reintönige, geschliffene, saftige Weine mit ganz eigener Persönlichkeit.

Niederösterreich

Kollektion des Jahres: Weingut Rudi Pichler, Wösendorf, Wachau

Wie nur wenige andere versteht es Rudi Pichler, in seinen Smaragden Kraft und Eleganz zu verbinden; aber auch die deutlich schlankeren Basisweine sind durchweg erstklassig. Mittelmaß existiert hier nicht. Eine höchst beeindruckende Kollektion.

Entdeckung des Jahres: Lesehof STAGÅRD, Krems-Stein, Kremstal

Ausgesprochen charaktervoller Riesling und Veltliner aus Kremser Toplagen für Fortgeschrittene. Ganz weit weg vom Mainstream - und jede Aufmerksamkeit wert.

Österreich, Steiermark

Kollektion des Jahres: Weingut Erwin Sabathi, Leutschach, Südsteiermark

Die konzentrierten, gleichzeitig aber sehr geschliffenen und oft ungemein finessenreichen Weine Erwin Sabathis brauchen Zeit, bis sie zeigen können, was in ihnen steckt. Wer sie ihnen gibt, erlebt einige der besten Muskateller, Burgundersorten und Sauvignons, die man überhaupt finden kann. Die Chardonnays machen einen sprachlos.

Entdeckung des Jahres: Ewald Zweytick, Ratsch, Südsteiermark

Im Grunde schon ein Kandidat für die Kollektion des Jahres. In der Spitze ungeheuer dichte, saftige, kraftvolle Weine, wie es sie in dieser mächtigen Art so gut in der Steiermark nicht nochmal gibt. An der Basis deutlich schlanker, aber dennoch ganz eigenständig und ausdrucksstark.

Hinweis: die Auszeichnungen für das Burgenland reichen wir nach, sobald die aktuellen Weine der Region eingetroffen und probiert sind.

 

Italien, Südtirol

Kollektion des Jahres: Kellerei Terlan

Man kommt an den Terlanern nicht vorbei, auch wenn die Konkurrenz stetig wächst. Ganz Südtirol ist auf Qualitätskurs - und Terlan segelt voran. Sauvignon, Chardonnay, Weißburgunder, Gewürztraminer oder Lagrein: hier ist immer Vorne.

Entdeckung des Jahres: Pranzegg - Martin Gojer, Bozen

Ganz kleiner, junger Betrieb mit überaus eigenständigen, meist kühl wirkenden, vielschichtigen, spannungsreichen Weinen, die in ihrer jeweiligen Kategorie schon jetzt zum besten gehören, was Südtirol zu bieten hat.

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