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In New York werden praktisch jeden Tag und zu jeder Jahreszeit Verkostungen für den Weinfachhandel sowie Weinveranstaltungen aller Art angeboten, sowohl mit Weinen aus den bekannten Regionen, als auch aus unbekannten Anbaugebieten. Zum Höhepunkt der Saison im Frühjahr und Herbst kann es oft auch mal drei Veranstaltungen an einem Tag geben. Es ist also ganz leicht für die Leute im Weinhandel hier verwöhnt, blasiert oder auch nur ganz einfach müde zu sein. Aber, wen kümmert das schon? Anscheinend interessiert es die Weinproduzenten der Welt nicht, da New York von vielen als der größte und wahrscheinlich am meisten umkämpfte Weinmarkt der Welt angesehen wird. Ich habe kürzlich an einem Tag Mittagessen mit einem Winzer aus Kalifornien genossen, dann eine Verkostung der Weine aus dem Anbaugebiet Finger Lakes im Staate New York, sowie eine große Verkostung von Albariños aus Rias Biaxas in Spanien. An einem Tag der vorhergehenden Woche habe ich zunächst Weine aus Spanien probiert, und musste mich dann beeilen, in ein nahegelegenes Restaurant zu kommen, um an einer Verkostung von brasilianischen Weinen für den Fachhandel teilzunehmen.

Winzer, Importeure und Vertriebsfirmen wollen ihre Namen auf den Weinkarten der Restaurants in New York platzieren, da es heißt, hier beginne der Erfolg im ganzen Land, obwohl mir nicht bewusst ist, dass es für diese Behauptung irgendwie nachvollziehbare Beweise gäbe.

Ganz allgemein geht man davon aus, dass Weinverbraucher in New York höhere Ansprüche stellen als die in anderen Teilen des Landes; sie scheinen besser Bescheid zu wissen über die Auswahl an Rebsorten, Stilen und Weinqualitäten, wahrscheinlich auch weil fast jeder erdenkliche Wein in den Läden der Stadt zur Verfügung steht und angeboten wird, ebenso in den Weinbars und Restaurants. Das beruht wohl auf dem breitgefächerten internationalen Einfluss in New York City.

Ist es wirklich möglich die Trends in der Weinwelt zu entdecken, indem man durch dieses Prisma schaut? Wenn man davon ausgeht, wie sich Weinproduzenten weltweit bemühen, im New Yorker Markt erfolgreich zu sein, dann kann man wohl sagen, dass sie glauben, dass New York ein Spiegel der Trends im US-Weinmarkt allgemein ist, ein Markt, der eine wachsende Bevölkerung von mehr als 300 Millionen Menschen umfasst und seit 13 Jahren kontinuierlich wächst. Damit komme ich auch zum Thema Riesling, und zu der netten kleinen Verkostung die von Wines of Germany am 14. Mai 2007 in New York veranstaltet wurde.

 

Riesling and Co. Verkostung am 14. Mai% 2007% Puck Building% New York

Das Deutsche Weininstitut glaubt fest daran, dass die Amerikaner zunehmend Geschmack am Riesling finden. Ich fragte Ulrike Bahm, die Leiterin des Exportmarketings bei diesem Verband, ”Was am US-Markt bereitet Ihnen Sorgen?" Sie sagte, ”dass sie nicht genügend Riesling bekommen könnten. Der Markt für deutschen Riesling in den USA ist in den ersten 5 Monaten 2007 mengenmäßig um 21% und wertmäßig sogar um 29% gegenüber dem Vorjahr gewachsen.”

Dabei ist Deutschland nicht das einzige Land, das Riesling produziert, und seine Weine in New York fördert. Das Anbaugebiet Finger Lakes im Staat New York, zum Beispiel, hat eine ausschließlich auf Riesling beschränkte Blindverkostung am 17. April 2007 im Cornell Club in New York City veranstaltet. Dabei wurden Rieslinge aus der Region mit deutschen Rieslingen verglichen. Sie nannten die Veranstaltung ”Finger Lakes Wine Country Riesling Summit”, also ein Gipfeltreffen. Die Produktion wächst, die Qualität steigt, und der Riesling wird zunehmend als die Vorzeigerebsorte der Region angesehen.

Auf der anderen Seite der USA, an der Westküste, setzt Randal Grahm von Bonny Doon Vineyards ebenfalls auf den positiven Trend beim Riesling. Seit 1992 kauft Grahm Rieslingtrauben aus dem Bundesstaat Washington, daraus macht er dann zusammen mit 20 Prozent Riesling, den er aus Deutschland importiert, den Riesling für seine Marke Pacific Rim Riesling. Grahm hat kürzlich alles auf eine Karte gesetzt mit der Gründung der Pacific Rim Winemakers, eine Kellerei im Staat Washington, die sich ausschließlich auf Riesling konzentrieren wird.  In naher Zukunft sollen jährlich 120,000 Kisten (je 12 Flaschen) Riesling produziert werden und man plant die Produktion bis zum Jahr 2012 auf 300,000 Kisten jährlich zu steigern. Die Zeitung San Francisco Chronicle berichtete kürzlich, dass Grahm hoffe, seine neue Kellerei könne ”den Durst der Amerikaner nach dieser Rebsorte, die sich so gut als Essensbegleiter eignet, befriedigen. Immerhin sind laut Marktforschungsgesellschaft Nielsen Co. die Verkäufe von Riesling im letzten Jahr um mehr als 25 Prozent gestiegen, also ist definitiv ein gutes Potenzial vorhanden.” Der Artikel weist auch darauf hin, dass selbst diese doch recht große geplante Produktion „winzig erscheint angesichts der Produktion von Chateau Ste. Michelle im Staat Washington, das jedes Jahr 868,000 Kisten Riesling produziert, alles im Staat Washington gewachsen.”

Wenn dieses wachsende Interesse in den USA am Riesling auf einen zuverlässigen Trend hinweist, dann ist der Trend sicherlich nicht übernacht entstanden, und auch nicht am Ende eines Regenbogens gefunden worden. Die Deutschen haben diesen Trend beeinflusst. Carol Sullivan, ehemals die Vertreterin des Deutschen Weininstituts in den USA, organisierte im Februar 1985 die erste Verkostung „Wines of Germany” in New York City, damals um den 1983er Jahrgang vorzustellen. Ihr Ziel damals war es, ganz spezifisch Riesling in den Vordergrund zu stellen, und nicht nur allgemein, oder generisch, über deutschen Wein zu sprechen. Es muss wohl eine relativ bescheidene Veranstaltung gewesen sein, veranstaltet im Konferenzraum einer Public-Relations-Firma in der Park Avenue 99, eingeladen waren nur Vertreter der Presse, und es waren keine Winzer anwesend. Diese Verkostungsveranstaltung ist mit jedem Jahr gewachsen, in den 1990-ern war es dann soweit, dass die Winzer die Gelegenheit bekamen, ihre Weine selbst vorzustellen. ”Zu der Zeit hat man deutsche Weine nicht besonders beachtet, da die Weine nur von kleinen Nischenfirmen importiert und vertrieben wurden,” sagte sie mir.

 

Carol Sullivan% ehemals bei of Wines of Germany% U.S.A.% vertritt jetzt das Weingut St. Urbanshof

Wie sehen die deutschen Winzer das neue Interesse, das der amerikanische Verbraucher am deutschen Riesling zeigt?

Die Winzerin Andrea Ebert von Schloss Saarstein sagte, ”Die Menschen in den USA sind offen gegenüber dem deutschen Wein; jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, um hier zu sein. Der Markt ist so groß - man könnte seine gesamte Produktion hier in New York verkaufen, und allmählich setzt sich auch die Kultur durch, zum Essen einen guten Wein zu genießen.” Sie fügt aber auch hinzu, ”Die Menschen werden auch wählerischer, besonders was die Preise angeht - viele wissen inzwischen, dass man auch bei den QbA’s einen guten Wein finden kann, es wird dementsprechend schwieriger, eine Auslese zu verkaufen.”

 

Andrea Ebert von Schloss Saarstein

Rainer Lingenfelder vom Weingut Lingenfelder in der Pfalz hat sich kürzlich von seinem amerikanischen Importeur getrennt, er  scheint sich deswegen aber wohl keine Sorgen zu machen, da er eine Reihe von Interessenten bereits an der Hand hat, und sich in Kürze für einen entscheiden wird. ”Es ist für uns ein faszinierender Wachstumsmarkt. Die Verbraucher sind dermaßen interessiert, die Amerikaner gehen wirklich mit einer offenen Meinung an den Wein heran - ob Rebsorte oder Anbaugebiet - sie sind bereit, alles einmal zu probieren.”

 

Bruce Schnieder (links) Direktor% Wines of Germany% U.S.A.% (rechts) Rainer Lingenfelder% vom Weingut Leingenfelder

Auch gemeinsame Projekte mit deutscher Beteiligung sind im Kommen. Die Firma T&T Premium Brands, gegründet vom Amerikaner Tom Lipton und seinem deutschen Partner Torben Weber, ist schon sehr weit fortgeschritten in der Bewältigung der weitreichenden bürokratischen Hürden, die man erst einmal aus dem Wege räumen muss, ehe man eine Importfirma auf die Beine stellen kann, die über den Eingangshafen New York den US-Markt mit deutschem Wein versorgen will.

Rudi Wiest, ein bekannter Importeur deutscher Weine, wurde bei der deutschen Verkostung durch Christine Warner vertreten. Sie berichtete dass die Nachfrage nach deutschen Weinen bei den Restaurants steige. „In manchen Fällen werden die kleineren Märkte in der Umgebung von New York City allmählich etwas mutiger. Die überholte Vorstellung, dass deutscher Wein nur Zuckerwasser sei, verschwindet allmählich,” sagte sie.

 

Christine Warner vertritt den amerikanischen Importeur Rudi Weist

Bruce Schnieder, Direktor der Firma Wines of Germany U.S.A., glaubt, ”Die amerikanischen Verbraucher entdecken jetzt den Riesling als eine Rebsorte, die sich sehr gut als Essensbegleiter eignet, und Deutschland ist nun mal das Land aus dem der Riesling kommt. Der Riesling wächst im zweistelligen Bereich und ist heute im US-Markt stärker als je zuvor. Besonders wichtig bei dieser Entwicklung war die Aktualisierung und Modernisierung der Etiketten. Von der Stilistik her hat Deutschland heute sehr viele trockene Weine, zusätzlich zu den traditionell besser bekannten halbtrockenen und lieblichen Weinen.” Er wies darauf hin, dass vom 10. bis 17. Juni eine große verkaufsfördernde Veranstaltung, die Rieslingwoche, stattfinden würde. Dabei werden 60 Spitzenrestaurants in 6 Städten jeweils mindestens drei deutsche Rieslingweine glasweise anbieten.

 

(Von links) Ulrike Bahm% vom DWI % Steve Miller% Lauber Imports% NY% Howard Goldberg% von der New York Times

Ich fragte Howard Goldberg, seit vielen Jahren der Weinreporter für die New York Times, was er von den Berichten über ein Erwachen des Interesses am Riesling halte. Er meinte:, ”das wachsende Interesse am deutschen Riesling hat sich langsam aufgebaut, genau wie eine Sturmflut sich langsam aufbaut - und immerhin ist es sehr viel angenehmer von einer Sturmflut deutschen Rieslings überschwemmt zu werden als von einer Sturmflut aus Salzwasser.”

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