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Zwei internationale Weinmessen innerhalb einer Woche ermutigen zu Vergleichen: Während schon nach der Vinitaly in Verona und besonders der ProWein in Düsseldorf gemischte Gefühle herrschten, erhielt die VieVinum in Wien uneingeschränkt gute Kritiken. Kleinere Themen-Veranstaltungen sind offenbar das Format der Zukunft.

„In Düsseldorf war nur ein Zehntel der Leute unterwegs wie hier“. Mit dieser Aussage überraschte ein Winzer auf der VieVinum. „Wir hatten auch dort wertvolle Kontakte und werden die ProWein nicht aufgeben“, relativierte er aber. Doch die Mehrheit der österreichischen Winzerszene zeigte sich von der größten Wein- und Spirituosenmesse enttäuscht - und stellt ihre künftige Teilnahme in in Frage. In den prachtvollen Räumen der ehemaligen kaiserlichen Residenz Hofburg in Wien herrschte hingegen gute Stimmung bei Ausstellern und Besuchern.

Auch von überschaubar großen Veranstaltungen wie der Weinbörse des Verbandes Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) in Mainz wurde großes Interesse gemeldet. Ebenso zog die Jahrespräsentation der Renommierten Weingüter Burgenland (RWB) viele Weinfreunde und -profis in die Prunkräume des Schloss Esterhazy in Eisenstadt. Die vor zehn Jahren noch kaum bekannten Millésime Bio in Montpellier entwickelte sich in kurzer Zeit zur wichtigsten Messe für biologische Weine. Viele der dortigen Aussteller meiden inzwischen sogar die ProWein, weil sie in Montpellier genau ihre Zielgruppe an Händlern und Sommeliers treffen können. Was können kleinere Veranstaltungen, was die ProWein nicht (mehr) kann?

 

Weniger ist mehr

Das Ambiente des Habsburger-Palastes in Wien kann nicht alleine für die gute Stimmung verantwortlich sein, das kennt die Branche seit 1998. Dass es mehr Freude macht, über Prunkstiegen zu gehen und in verschwenderisch ausgestatteten Ballräumen zu verkosten als in anonymen Zweckhallen, ist wohl unbestritten. Wenn auch die Hofburg den An- und Abtransport für die Aussteller deutlich aufwändiger macht.

In Wien setzte Veranstalter M.A.C. Hoffmann 2022 auf eine stärkere Fokussierung auf Fachbesucher als in der Vergangenheit. Zuvor waren private Weinliebhaber, die ab 13 Uhr verkosten oder trinken durften, die Grundlage immer neuer Besucherrekorde. Das führte immer öfter zu Murren unter den Ausstellern, die viele Weine für „All inclusive“-Weintrinker zur Verfügung stellen mussten. Diesmal wurde mit einem Eintrittspreis von 75 Euro pro Tag die Hürde deutlich höher für jene gelegt, die sich nicht ernsthaft oder professionell mit den Weinen beschäftigen wollen.

Gemeinsam mit der Österreich Wein Marketing (ÖWM) wurde der Schwerpunkt auf Weinprofis aus dem In- und Ausland gesetzt. Die ÖWM lud über 1.000 Händler, Gastronomen, Sommeliers und Journalisten aus aller Welt ein, sich hier gezielt und konzentriert mit österreichischem Wein zu beschäftigen.

Dazu wurden viele Rahmenveranstaltungen zu verschiedenen Themen und kommentierte Spezialverkostungen angeboten, die augenzwinkernd „School of Wine“ genannt wurden. Denn die Teilnehmer saßen dabei wie auf einer altmodischen Schulbank. Auch Services wie das persönliche digitale Verkostungsheft und die B2match-App waren voll auf Fachbesucher zugeschnitten worden.

 

Zahlenvergleich

Das alles sind keine neuen oder gar einzigartigen Erfindungen. Trotzdem zeigten sich Aussteller und Besucher sehr zufrieden mit der Qualität der Kontakte und der Gespräche. Zu keiner Zeit gab es Leerlauf an den Tischen. Diese ersetzen übrigens auf der VieVinum die aufwändigen und teuren Standkonstruktionen der großen Messen: Jedes Weingut hat die gleichen Voraussetzungen.

Insgesamt verzeichnete die VieVinum 12.000 Besucher an drei Tagen, fast ein Drittel der Besucher der ProWein bei einem Zehntel der Aussteller. Offenbar haben viele internationale Fachleute, die sich für Wein aus Österreich interessieren, diesmal gleich die VieVinum als Ziel gewählt. Daher war von einigen Winzern die Idee zu hören, künftig abwechselnd auf der ProWein und der nur alle zwei Jahre stattfindenden VieVinum auszustellen.

Die Nutzung von digitalen und hybriden Präsentationen mit Zusendung von Verkostungsmustern gilt inzwischen als Selbstverständlichkeit. Sie ersetzt bis zu einem gewissen Grad die persönlichen Begegnungen auf Weinmessen. Klar erscheint bei steigendem Kostendruck: Die Produzenten werden sich Ihre Messen in Zukunft noch genauer aussuchen, die Ergebnisse bewerten und die Zahlen vergleichen – und vor allem die Kosten. Kleine, feine, fokussierte Veranstaltungen dürften dabei an Bedeutung gewinnen.

 
Fotos: Eva Kelety, Barbara Zeininger, Christine Miess

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