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Für qualitativ hochwertige Weißweine war Spanien über Jahrzehnte hinweg nicht die allererste Adresse. Doch mit den Albarinos aus Rias Baixas und den Verdejos aus Rueda haben die Iberer auch in diesem Segment Boden gut gemacht. In weiteren D.O´s herrscht Aufbruchstimmung – beispielsweise in der D.O. Ribeiro in Galicien. Das bewies ein Besuch in der nordwestlichen Ecke Spaniens.

 

Winterliche Rebhänge im Tal des Miño

Sie ist die älteste galicische Weinregion, ehemals berühmt für ihre hervorragenden und teuren Weine: die heutige D.O. Ribeiro. Doch mit der Vernichtung der Weinberge durch die Reblaus Anfang des 20. Jahrhunderts begann der Rückfall dieses Anbaugebietes, das Nachbar der D.O. Rias Baixas ist und nur 60 Kilometer Luftlinie entfernt vom Atlantik liegt, in die Bedeutungslosigkeit. Seitdem gehörte sie zu den fast vergessenen Schätzen der spanischen Weinkultur.

Erst in den 80er Jahren wurden wieder qualitätsfördernde Maßnahmen eingeleitet – und die Erfolge sind bemerkenswert. „Was ich hier in diesen Tagen verkostet habe ist geradezu ein Quantensprung gegenüber den Weinen, die ich von früher aus dem Gebiet kannte“, meinte beispielsweise Weinberater Ludwig Wengenmayr. „Die Weißen zeigen sich fruchtig-frisch, sauber und mit einer tollen Stilistik, die sich durch Frische, Blütenaromen und Mineralität auszeichnet. In Ribeiro ist ganz offensichtlich viel passiert.“ Dass selbst an Experten die Aufbruchstimmung in der Region vorbei gegangen ist, ist nicht weiter verwunderlich: Lediglich fünf Prozent der gesamten Produktion gehen in den Export, davon knapp ein Drittel nach Deutschland.

Die Weingärten mit knapp 3.000 Hektar Rebfläche liegen im Tal des Flusses Miño und an den Ufern seiner Nebenflüsse Arnia und Arnoia. In dem hügeligen Land sind die Berge natürliche Barrieren gegen die Seewinde und führen zu einem milden Klima mit einer jährlichen Durchschnittstemperatur von mehr als 14 Grad. Granit und Schiefer bilden gerade in den kargen Böden der Hügellagen einen Untergrund, der die Erzeugung mineralischer Qualitätsweine möglich macht.

 

Die Reben wachsen bis auf 400 Meter Höhe

Die Rebflächen reichen bis zu einer Höhe von 400 Metern, wo häufig Albarino steht, der allerdings in Ribeiro einen anderen Charakter hat, als in der Nachbarregion Rias Baixas: Die Apfelsäure ist hier weit weniger ausgeprägt. Die meistgepflanzte Rebe ist allerdings inzwischen die Treixadura, die im Zuge der Qualitätsorientierung den neutralen Massenträger Palomino abgelöst hat. Treixadura trägt mit ihrer feinen Struktur, der dezenten Fruchtigkeit und Eleganz entscheidend zum Niveauanstieg der Ribeiro-Weine bei. Es werden durchaus reinsortige Treixadura-Weine erzeugt; üblich ist allerdings der Verschnitt mit ein wenig Godello, Albarino oder Loureira.

Beherrschende Genossenschaft

Aktuell arbeiten in der D.O. Ribeiro 119 Bodegas. Davon sind 88 sogenannte „Adegas de Colleitero“ – Erzeuger, die ausschließlich eigene Trauben verarbeiten und nicht mehr als 60.000 Liter produzieren. Mengenmäßig stehen sie damit natürlich ganz im Schatten der beherrschenden Genossenschaft Vitivinicola do Ribeiro, die 1968 gegründet wurde und zu der 651 Genossen gehören. Mit ihrer Hauptmarke Vina Costeira entfallen etwa 50 Prozent der Gesamtproduktion der D.O. auf die Kooperative. Allerdings hat auch sie unter der Führung von Argimiro Levoso die Zeichen der Zeit erkannt und setzt eindeutig auf Qualität. Ein gutes Beispiel dafür ist die Colección Costeira Treixadura 2008: Ein fein strukturierter reinsortiger Treixadura, der mit einer zarten Säure sowie Blüten- und Litschinoten gefällt. Von diesem Wein wird auch eine Barrique-Variante erzeugt, die durchaus gelungen ist. Dennoch, so der Eindruck, passt das Barrique – ähnlich wie beim Riesling – nur in seltenen Fällen optimal zu den feinfruchtigen Weinen.

 

Modernste Kellertechnik ist auch bei der Genossenschaft heute Standard

Modernste Kellertechnik, viel blitzblanker Edelstahl: Das ist auch der Standard bei Bodegas Docampo, einem der größeren Erzeuger der Region mit 14 ha und einer halben Million Flaschen Gesamtproduktion. Der Vina Do Campo ist eine Cuvée aus Treixadura und Torrontés, fruchtig mit angenehmer Säure und im Stil einem Weißburgunder nicht unähnlich. „Treixadura liefert in Ribeiro meist bessere Resultate als der Albarino, der sich hier ganz anders präsentiert als in Rias Baixas“, sagt Antero Docampo.

Im Vergleich zu Rias Baixas unterscheidet sich Ribeiro nicht nur durch die Stilistik der Weine – sie ähneln mehr etwas säurereduzierten Rieslingen als Albarinhos -, sondern auch durch die deutlich niedrigeren Preise. Viele Weine sind zu Preisen zwischen 2,50 und 4,00 Euro ab Kellerei erhältlich. Selbst ein Spitzenwein wie der Gran Reboreda von Campante, der zweitgrößten Kellerei der Region, der viel Körper und Komplexität aufweist, ist mit 4,20 Euro bescheiden kalkuliert. Damit können die meisten Ribeiros im deutschen Handel unter zehn Euro angeboten werden.

Kooperation von Familienbetrieben

Was in dem nordwestlichsten Zipfel Europas seit kurzem qualitativ machbar ist, verdeutlichen nicht zuletzt die Mitglieder der Association Ribeiros do Avia. Die Mitglieder – Casal de Arman, Coto de Gomariz, San Clodio und Vina Mein – haben sich einer strikten Qualitätsphilosophie verpflichtet und Grundsätze wie die Zusammenführung traditioneller und neuer Technologien, Pflege der lokalen Rebsorten und Respekt vor Boden und Rebstock schon heute vorbildlich umgesetzt. „Wir werden niemals Trauben zukaufen, denn wir wollen den gesamten Prozess des Weinmachens unter Kontrolle halten und nach unseren Kriterien gestalten“, betont José Luis Cuerda, Besitzer von San Clodio.

 

Dem Terroir verpflichtet: die Weine von Coto de Gomariz

Weine wie der San Clodio, der einzige Wein des Gutes, der sehr intensiv nach Blüten duftet und dessen zarte Struktur mit Anklängen von Zitronen und exotischen Früchten von einer feinen Säure unterstützt wird (86 Punkte), setzen Maßstäbe. Die Cuvée aus fünf Rebsorten (70 Prozent Treixadura) kostet ebenso ex cellar 5,50 Euro wie der Vina Mein vom gleichnamigen Erzeuger. Auch hier gefällt die sehr runde, fruchtbetonte Variante ohne Holz besser als die Barrique-Version. Besonders beeindruckend das Programm von Coto de Gomariz, wo auf insgesamt 27 ha nach biodynamischen Grundsätzen gearbeitet wird und dabei Spitzenweine erzeugt werden wie den Gomariz X, ein fast reinsortiger Albarino, der nach Feuerstein duftet, grün-grasige Noten aufweist und durch eine enorme Mineralität besticht. Noch mehr Potenzial hat sicher der Colleita Seleccionada 07, zwölf Monate im Barrique ausgebaut mit erstklassigem Holzeinsatz, elegant, füllig und sehr lang. Und hier findet man auch einen der besten Rotweine der Region, den Abadia de Gomariz: eine Crianza aus Sousón, Brancellao, Ferrón und Mencia, zwölf Monate im Barrique ausgebaut, komplex, mit feiner Kirschfrucht, Kakao und Gewürz.

Dennoch sind die Stärken der D.O. Ribeiro ganz eindeutig die zarten, feinfruchtigen Weißen, die in der Regel um so besser werden, je höher der Anteil an Treixadura ist. Sie alle leben von ihrer Frische und sollten daher jung getrunken werden.

 

Die garantierte Herkunftsbezeichnung der D.O. Ribeiro

Die D.O. Ribeiro auf einen Blick

Rebfläche insgesamt: knapp 3.000 ha

Durchschnittliche Jahresproduktion: ca. 16 Mill. kg Trauben
- davon
weiß: 85 Prozent
rot: 15 Prozent

Zahl der Bodegas: 119

Wichtigste Rebsorten:
Treixadura, Torrontés, Loureiro, Albarino (weiß), Caino, Brancellao, Sousón, Mencia (rot)

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