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Château Pape Clément 1997Es ist wohl das interessanteste, spannendste Weingut in Bordeaux überhaupt, nicht nur durch seinen geschichtlichen Hintergrund - auch in Bezug auf den heute auf diesem Château gemachten Wein. Es gehört Bernard Magrez, „dem Mann mit 40 Châteaux“, wie „Paris Match“ einmal schrieb. Ob es 40 Weingüter (in aller Welt) sind, weiss ich nicht. Im Bordelais jedenfalls sind es einige mit, auch solche mit stolzen Namen: La Tour Carnet, Fombrauge, Clos Haut-Peyraguey und natürlich Pape Clément, das Prunkstück unter seinen Besitzungen.

Allein schon dieser Multimillionär Magrez, mit einer Tellerwäscher-Karriere und einem unwiderstehlichen Charme, wäre eine Geschichte wert. Ich hatte das Glück, ihn als Tischnachbar an einem Abendessen in Bordeaux kennen zu lernen. Wir sprachen über Kunst und Kultur, über Bordeaux und das Leben. Dann hat er mir ein mehrbändiges Buch empfohlen (längst vergriffen), das mir alles über die Reben und den Wein fundiert und richtig beibringen könne, gleichsam ein Katechismus des Weins. Er gab mir auch noch die Adresse des Antiquariats an, wo ich es erstehen könne. (Ein Wink mit dem Zaumpfahl!). Am andern Tag standen wir im Antiquariat!

Das Weingut selber, das „älteste kontinuierlich bewirtschaftete Weingut der gesamten Gegend von Bordeaux“, gehört zu den schönsten Weingütern im Bordelais. Es lag einst am Rande der Stadt, heute ist es – so der Eindruck bei einem Augenschein – eigentlich schon mitten drin, in der Stadt, eine Oase, umgeben von Häusern, Hochhäusern, städtischem Leben (ähnlich wie die Haut-Brion Güter). Hier wird einer der ganz grossen Weine des Bordelais gemacht.

Was mich aber noch weit mehr als die Lage des Weins, als der Besitzer, ja selbst als der220px-Clément_V_Rome_bibliothèque_Palatine Wein fasziniert, das ist die Historie des Châteaux. Papst Clemens V. – ja, jener von Avignon – erbte als Bertrand de Got, Kind einer alten Winzerfamilie, den Hof. Er selber hat hier nie Wein gemacht, denn er wurde Priester, dann Bischof, Kurienkardinal und schliesslich Papst. Clements V. Er schenkte das Gut dem Bistum Bordeaux, das daraus ein Mustergut machte und ihm den Namen des Donators gab: Châteaux Pape Clément.

Der Papst, der nicht in Rom sondern in Avignon regierte, war ein enger Freund des franzöischen Königs Philipp IV., des Schönen. Er wurde erst nach 11monatigem Konklave zum Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt und verlegte 1303 seine Residenz nach Avignon, wo fortan sieben Päpste regierten. Kurz nachdem der Papstsitz wieder nach Rom zurückkehrte, wurden sogar zwei Päpste gleichzeitig gewählt, was zum „Abendländischen Schisma“ und fast 40 Jahre dauerte. Auch in dieser Zeit residierte zeitweise ein Papst in Avignon.

Genug der Geschichte – im Detail wäre sie unheimlich spannend – vor allem während des mächtigen Pontifikats von Cléments V. Also zurück zum Wein, der noch heute seinen Namen trägt und (Wortlaut: Magrez) „ein Ausnahmewein ist“. Wie es alle Weine von Magrez sind, andere würden sie eher als Garageweine bezeichnen. Nur das Stammgut, Pape Clément, ist kein Garagewein, schon eher ein Ausnahmewein, einer der feinsten, nuanciertesten Wein, in denen sich Eleganz und Kraft aufs herrlichste verbinden. Diesen 97er – eigentlich habe ich alle 97er längst getrunken – habe ich für eine Verkostung (vertikal oder horizontal) aufbewahrt, nun ihn aber doch eingeschenkt. Noch immer hat er ein würziges Bukett mit unglaublich vielen, sich langsam entwickelnden Aromen: von Pflaumen, über Tabak bis Kirschen. Alles aber sehr dezent – einige würden sagen: filigran, zu filigran. Für mich ist es aber der Hintergrund für ein leises, angenehmes, prägnantes, sinnliche Weinerlebnis. Schade ist dieser 97er nun weg!

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