Wann immer ich diesen „kleinen Bordeaux“ aus dem Keller bringe, ist eine Diskussion unausweichlich, nicht heftig, aber bestimmt. Da gibt es für einmal bei meiner Frau keine Differenzierung: „kein guter Wein“. Punkt. So eindeutig sind ihre sonst wohlgesetzten Aussagen eigentlich nie. Im schlechtesten Fall heisst es etwa: „dieser Wein schmeckt mir nicht!“. So etwas kann ich wohl gut akzeptieren, etwas weniger aber ihre kategorische Ablehnung, die diesmal im Nachsatz endet: „sauer und ohne Frucht“. Ähnliches habe ich wohl erwartet, auch wenn ich glaubte, diesmal besonders geschickt vorgegangen zu sein. Auf ihre Frage: „was hast Du Gutes aus dem Keller gebracht?“ gab ich keine Antwort, sondern schritt direkt zum Dekantieren. Eine besonders schöne Karaffe war fortan sein Kleid. Ich war überzeugt, ihre angesammelten Vorurteile überlistet zu haben. Fehlanzeige! Der Kommentar – siehe oben – kam sofort und unmissverständlich.