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Gruaud Larose 1986Auf einer Auktion würde es etwa heissen: „Etikett befleckt“, und kein Händler würde mehr zuschlagen. Dafür privat Käufer, die nicht Etiketten sammeln, sondern gern gute Weine trinken. So bin ich wohl vor Jahren zu dieser Flasche gekommen und sie hat mir auch jetzt wieder viel Freude gemacht. Ein reifer, weicher, tiefer, schwer zu ergründender, sogar kräftiger Wein, der allerdings seine Verschlossenheit und seine Kantigkeit längst hinter sich gelassen hat. Robert Parker hat einst gefragt (frei übersetzt): „Angesichts der enormen Struktur, der beeindruckenden Konzentration und den massiven Tannine muss man sich fragen, wann dieser Wein trinkreif sein wird…. für viele ist dies ein Wein, den man für die Kinder in den Keller legt.“ Und das „Genussfenster“ legt er in die Jahre zwischen 2000-2030. Da bin ich aber gar nicht sicher, denn der Wein – meine ich – ist jetzt trinkreif und ich fürchte, er hält nicht das Versprochene nicht bis 2030. Nun – dazu brauche ich mir aber keine Sorgen mehr zu machen. Zumindest diese Flasche ist weg, getrunken, genossen, bewundert… Wenn ich so frühere Beurteilungen durch sehe (auch meine eigenen!) hat sich doch – trotz der guten Prognosen – einiges verändert. Zum Beispiel ist die für das Weingut (und die Appellation) so charakteristische Cabernet Note weitgehend vGruaud Laroseerschwunden, aufgesogen von den Anklängen an Gewürze, Lakritze, Pflaumen, Rauch, Zimt, Trüffel…

Etwas scheint mir wichtig zu sein: Man muss den Wein lange dekantieren, länger, als ich dies getan habe. Er braucht, dies habe ich erst gegen Schluss der Flasche so richtig erkannt, ordentlich Luft – weniger um seine Verschlossenheit aufzubrechen (er ist bereits weich und rund!), sondern um jene Noten aus der Tiefe zu holen, die er allzu gerne bei sich behält und mitnimmt in seine Wohlerzogenheit und Artigkeit, denn auch ohne volle Entfaltung ist es ein grossartiger Wein, wie er nur alle paar Jahre geschaffen wird, zum Beispiel 1982, 1990 und vielleicht noch 2000, bei den jüngeren Jahrgängen (2005, 2009,2010) wage ich noch keine Prognose.

Und noch etwas: es ist kein lauter, eher ein stiller Wein, ein Wein, der zur Stille und Besinnlichkeit anregt, der nach innen wirkt, weniger nach aussen, der – in meinem Fall – zu zarten Schweinsfilets (mit leichter Paprikasauce) passt und mich – im Nachklang – bis ins Bett begleitet hat, bis hinein in den Schlaf, vielleicht sogar in den Traum. Doch dies ist ein anderes Kapitel.

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