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Mit seinen knapp 16.000 Hektar Rebfläche ist Baden das drittgrößte deutsche Weinbaugebiet. Es reicht am weitesten nach Süden und gehört hierzulande als einziges zur Weinbauzone B der Europäischen Union, vergleichbar etwa mit nördlichen französischen Regionen wie dem Elsass, der Champagne oder dem Loire-Tal. Daraus ergibt sich eine generell höhere Mindestanforderung für Qualitäts- und Prädikatsweine, das Traubengut muss ein höheres natürliches Mindestmostgewicht aufweisen.

Die badischen Winzer können damit jedoch gut leben, ist Baden doch nachweislich die wärmste und sonnenreichste Region in Deutschland. Das Anbaugebiet erstreckt sich über rund 400 Kilometer und ist in die neun Bereiche Tauberfranken, Badische Bergstraße, Kraichgau, Ortenau, Breisgau, Kaiserstuhl, Tuniberg, Markgräflerland und Bodensee unterteilt sowie in 16 Großlagen und 306 Einzellagen gegliedert. Bei dieser Größenordnung lassen sich die Weine zwangsläufig nicht auf einen Nenner bringen. So unterschiedlich die Böden und die kleinklimatischen Bedingungen aber auch sind, eines gilt für das gesamte AAnbaugebiet Baden ist Burgunderland.

Über 42 Prozent der Anbaufläche sind mit den drei Hauptrebsorten aus der Burgunderfamilie, das heißt Spätburgunder, Grauburgunder (Ruländer) und Weißburgunder, bepflanzt. Der Spätburgunder oder auch Pinot Noir wird auf rund 5.700 Hektar kultiviert und ist mit einem Flächenanteil von 36 Prozent die meistangebaute Rebsorte Badens. Eigentlich nicht verwunderlich, liegt doch die Wiege des deutschen Spätburgunders ebenfalls hier, genauer gesagt am Bodensee. Im Bodmaner Königsweingarten wurde die Sorte von Kaiser Karl III. im Jahr 884 als „Clävner“ eingeführt. Deshalb sprach man in Baden auch lange Zeit vom „Klevner“, wenn der Spätburgunder gemeint war.

 

(Foto: T. Weber)

Spätburgunder gilt als die edelste Rotweinrebsorte Deutschlands. Sie stellt nicht nur hohe Ansprüche an Klima und Boden, sondern verlangt vom Winzer auch viel Sorgfalt. „Der Spätburgunder ist eine Primadonna. Er verzeiht keine Fehler, weder im Anbau noch im Ausbau“, sagt Arne Bercher vom Weingut Bercher in Vogtsburg-Burkheim. Trotz dieser Mühsal, der Kaiserstühler Winzer nimmt die Herausforderung Spätburgunder an. Mit einem Anteil von 40 Prozent dominiert die Sorte das Portfolio des Betriebs.

Der Erfolg des Spätburgunders in Deutschland habe auch etwas damit zu tun, dass beim Verbraucher ein gewisser Geschmackswandel weg von wuchtigen und hin zu fein strukturierten, ja fast filigranen Rotweinen zu verzeichnen sei, glaubt Bercher. „Es gibt inzwischen in Deutschland unter den Spätburgundern regelrechte Kultweine – auch in Baden“, stellt er mit Befriedigung fest. Auf die zum Teil exzellenten Qualitäten sei man übrigens auch im Ausland aufmerksam geworden.

 

(Foto: T. Weber)

Markus Wöhrle vom Weingut Stadt Lahr kann das nur bestätigen: „Wir beobachten eine Tendenz zu hochwertigen Spätburgundern, die feingliedrig sind. Der Verbraucher sucht nicht mehr den voluminösen Rotwein.“ Mit einem Anteil von knapp 30 Prozent am Rebsortenspiegel nimmt der Spätburgunder auch bei diesem ökologisch wirtschaftenden Gut die Spitzenposition ein.

So mancher mag sich über die Preise wundern, die zuweilen für Spätburgunder aufgerufen werden. „Spätburgunder kosten im Vergleich zu anderen Weinen etwas mehr, aber das ist auch gerechtfertigt“, erklärt Wöhrle. Denn seine Herstellung sei sowohl zeit- als auch kostenintensiv. Die Rebsorte, die kalkhaltige Böden bevorzugt, wird spät gelesen. Ertragsreduzierung ist oberstes Gebot. „Die Rebstöcke werden bei uns entlastet, indem wir sie halbieren“, erläutert der Kellermeister aus Lahr, der den Familienbetrieb im kommenden Jahr endgültig übernehmen wird.

 

(Foto: T. Weber)

Auch im Keller ist der Aufwand hoch, schon weil das Lesegut penibel selektiert werden sollte, wenn man erstklassige Qualitäten erhalten will. Sowohl unreifes als auch überreifes Lesegut schadet dem späteren Wein sehr, von faulen Trauben ganz zu schweigen, zumal Botrytis die ohnehin verhaltene Farbausbeute aus den relativ schwach pigmentierten und eher dünnen Beerenhäuten noch zusätzlich beeinträchtigt. „Um die Maischegärung durchführen zu können, ist ein hundertprozentig gesundes Lesematerial erforderlich“, konstatiert Wöhrle daher. Und auch die Vinifikation im Barriquefass zur weiteren Qualitätssteigerung sei aufwändig und teuer. „Barrique ist nach wie vor ein Thema, wenn es um den Ausbau von Spätburgunder geht“, macht Bercher deutlich und fügt an: „Allerdings kommt man mittlerweile etwas weg vom allzu intensiven Toasting.“

All dies ist Voraussetzung dafür, um hochwertige, komplexe und extraktreiche Weine entstehen zu lassen. Und das hat freilich seinen Preis. Der übrigens auch durchaus einmal dreistellig sein kann. „Vereinzelte Preise von über 100 Euro pro Flasche sind natürlich hoch, aber sie stärken auch das Renommee des deutschen Spätburgunders im Ausland“, sagt Bercher und verweist darauf, dass dieser im Vergleich zu Burgundern aus Frankreich doch eher preiswert sei. Noch vor 20 Jahren hätte kaum jemand geglaubt, welches hohe Qualitätsniveau deutsche Spätburgunder erreichen können. Heute werden auch die größten Skeptiker eines Besseren belehrt. Der Verbraucher dürfte es dankbar zur Kenntnis nehmen.

Alle aktuell verkosteten Spätburgunder aus Baden

Alle Erzeuger aus Baden im Weinführer

Zum "BEST OF Deutscher Spätburgunder" (PDF-Dokument)

Zum Magazinartikel "Eine Wiedergeburt"

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