wein.plus
ACHTUNG
Sie nutzen einen veralteten Browser und einige Bereiche arbeiten nicht wie erwartet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser.

Anmelden Mitglied werden


Laut Öko-Spitzenverband BÖLW (Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V.) hält der Bio-Boom unvermindert an: Im letzten Jahr belief sich in Deutschland - dem mit Abstand wichtigsten europäischen Biomarkt - der gesamte Umsatz mit ökologisch erzeugten Lebensmitteln auf ca. 5,3 Milliarden Euro. Dies stellt ein Umsatzplus von 15% gegenüber dem Vorjahr dar. Mit 14% wuchs der Bio-Fachhandel im Jahr 2007 ähnlich stark wie der Gesamt-Biomarkt. Diese gewaltige Nachfrage würde ein noch stärkeres Wachstum erlauben, das aber „vor allem durch die Rohwahrenknappheit beschränkt” wird (BÖLW). Mit anderen Worten: Die Schere zwischen dem Boom-Sektor der Ökoproduktion und den zur Verfügung stehenden deutschen Erzeugnissen - also zwischen Angebot und Nachfrage - öffnet sich immer stärker. Die steigende Nachfrage in Deutschland muss mit ausländischer Ware befriedigt werden, die beispielsweise in den 80 Bio-Supermärkten verkauft wird, die alleine im vergangenen Jahr neu eröffnet wurden.'

 

 

Wein ist ein immer größeres Thema auf der BioFach


Was für den gesamten Biomarkt gilt, zeigt sich tendenziell auch bei den ökologisch erzeugten Weinen: Die vom Biodynamik-Trend auch in Deutschland intensivierte Nachfrage nach Bio-Weinen kann bei aller Freude über mehrere prominente Umstellungen, VDP-Aufnahmen von Öko-Gütern wie etwa Clemens Busch/Mosel und den Erfolg deutscher Gewächse bei internationalen Degustationen längst nicht im eigenen Land befriedigt werden - ganz im Gegenteil. Der einsame Bio-Spitzenreiter Italien (auch der größte Bio-Obsterzeuger) kann auf ca. 30.000 ha Anbauflächen für ökologischen Anbau Bio-Weine erzeugen, die wiederholt bei Aldi für 1,99 Euro geradezu verramscht werden. Bio-Läden und Supermärkte verkaufen palettenweise schick etikettierte Bioweine aus Spanien (ca. 20.000 ha ökologischer Anbaufläche) oder Frankreich (ca. 18.000 ha). Italien, Frankreich, Spanien: „Diese drei genannten Länder sind auch diejenigen, aus denen das größte Weinangebot auf dem deutschen Markt stammt. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass etwa drei Viertel des in Deutschland verkauften Weins aus Trauben aus ökologischem Anbau aus dem Ausland stammt. Wie bei so vielen Bio-Warengruppen ist auch hier Deutschland ein attraktiver Absatzmarkt.”
(www.oekolandbau.de  Infoportal  des Bundesprogramms Ökologischer Landbau in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung).

Mehr Umstellungen von konventionellem auf ökologischen Anbau notwendig

Deutschland ist mit einem Bio-Anteil der Rebflächen einschließlich Umstellungsflächen von ca. 2,5 bis 2,8% (2.500 bis 2.800 ha) selbstverständlich weit davon entfernt, der gegenwärtigen und zukünftig noch steigenden Nachfrage nach Bioweinen - und hier insbesondere deutschen Produkten - entsprechen zu können. Daher bietet der Bio-Markt Chancen, die nach wie vor nur wenige konventionell arbeitende Betriebe zur Umstellung motivieren. Die Umstellung zum Öko-Weinbau wird - wie generell im Landbau - oft gescheut, weil die Ökoproduktion nach aller Erfahrung deutlich arbeits- und personalintensiver und somit auch teurer ist. Für eine dreijährige Umstellungszeit braucht es also nicht allein Geduld bis zum Verschwinden der letzten Düngemittelspuren, sondern vor allem finanzielle Ressourcen und Vertrauen in die Zukunft des Betriebes und in einen aufnahmebereiten Markt.  Laut einer Umfrage des Deutschen Bauernverbandes zu den Bedingungen für eine tatsächliche Umstellung waren „gesicherte Abnahmeverträge” (69,4%), „höhere Erzeugerpreise für Bioprodukte” (63,6%), „größere Liquidität zur Finanzierung der Umstellungszeit” (53,7%) und „höhere Flächenprämien” (53,7%) die mit Abstand wichtigsten Kriterien. Dies verdeutlicht nachdrücklich, dass die staatlichen Umstellungsprogramme finanziell besser ausgestattet und vorhandene Mittel noch effizienter eingesetzt werden müssten:

Im entsprechenden Programm des Bundeslandwirtschaftsmininsters Horst Seehofer wurden die Gelder im Jahr 2007 im Vergleich zu den Vorjahren leider erheblich gekürzt und vor allem auf Forschung und Beratungsleistungen konzentriert. „Als weltgrößter Streiter für das Bio-Bauerntum hat sich Horst Seehofer  in den Augen der Branche noch nicht hervorgetan”, konnte jüngst die „ZEIT” unter der Überschrift „Bio-Boom verpennt?” resümieren. Eine klare Linie ist auch bei den Bundesländern nicht zu erkennen: Nur wenige unterstützten die umstellenden Bauern in den letzten Jahren durchgängig; die Öko-Prämien je Hektar sind unterschiedlich hoch - und „eine zusätzlich erhöhte Umstellungsprämie für die ersten Jahre gibt es nur in vier Bundesändern: Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Rheinland-Pfalz und Sachsen.”

Hilfreich für eine noch größere Akzeptanz der Umstellungen und ihrer Ergebnisse bei Produzenten wie bei Konsumenten wären vor dem Hintergrund des Klimawandels sicherlich auch verstärkte Hinweise auf die positiven, klimaschützenden Effekte der Öko-Landwirtschaft und somit auch des Öko-Weinbaus, wie sie kürzlich beispielsweise in der Fachzeitschrift „Ökologie und Landbau” (1/2008) von fachwissenschaftlicher Seite aufgezeigt wurden: „Die Landwirtschaft ist durch die Produktion von Kohlendioxid, Lachgas und Methan mitverantwortlich für die Klimaerwärmung. Humusreiche Böden können das Klima jedoch entlasten.”

Das Konsumentenklima hat sich jedenfalls schon eindeutig in Richtung verstärkter Nachfrage anspruchsvoller Bio-Weine verbessert, wie die Öko-Weltleitmesse BioFach 2008 - zugleich größte Bio-Weinfachmesse der Welt - deutlich gezeigt hat. 347 Weinaussteller aus 23 Nationen präsentierten sich einem offensichtlich sehr interessierten Publikum; der Handel stellte dabei einen Besucheranteil von 40%. Bei den Anbietern war Deutschland mit 47 Ausstellern Spitzenreiter, aber auch die führenden Bio-Weinbau-Nationen Italien (39), Spanien (28), Österreich (26) und Frankreich (25), aber auch etwa die Schweiz, Griechenland, Chile, Portugal und Südafrika waren gut vertreten. Bei der alljährlichen Verleihung des Internationalen Weinpreises auf der BioFach zeigte sich erneut der hohe Qualitätsanspruch der im Spitzensegment angesiedelten Betriebe: Von insgesamt 545 verkosteten Weinen erhielten acht Weine die höchste Prämierung „Großes Gold”. 21 Mal konnte Gold verliehen werden; für 118 Weine wurde eine Empfehlung ausgesprochen. Die Prämierung machte deutlich, dass mit Spanien, Österreich und Italien - neben Deutschland - jene Länder die meisten Preise erhielten, deren Anbauflächen für ökologische Weinerzeugung in den letzten Jahren am stärksten ausgeweitet wurden.

Termin der BioFach 2009: 19.-22.2.2009 

 

 

Mehr verwandte Stories

Alle anzeigen
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr
Mehr

Veranstaltungen in Ihrer Nähe

PREMIUM PARTNER