Der Barolo sei der König der Weine, heißt es, und heute ist man mehr denn je geneigt, dem zuzustimmen. Nicht nur, weil er so majestätisch ist mit all seinem Reichtum, seinen massiven Tanninen und seiner Kraft. Er ordnet sich auch niemals unter.
Guter Barolo lässt sich nicht nebenher trinken, er fordert Aufmerksamkeit, Geduld und Verständnis wie kaum ein anderer Wein auf dieser Welt. Vor allem seine Tannine werden oft missverstanden. Sie sind auch und gerade in erstklassigem Barolo häufig enorm präsent und schrecken unerfahrene Weintrinker eher ab. Dabei ist gesundes Barolo-Tannin niemals spröde, sondern straff und auf eine mundwässernde Art adstringierend. Ihm und der natürlichen Säure des Nebbiolo, aus dem ein Barolo zu 100 Prozent gekeltert sein muss, ist es zu verdanken, dass dieser mächtige Wein in den Händen guter Produzenten nie schwer wirkt, sondern rassig und aufregend – und das ungeachtet des Stils.
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| Weinberge vor dem Schloss von Barolo |
Schon seit einem halben Jahrhundert schwelt ein Streit im Gebiet zwischen Traditionalisten, die Barriquefässer und schmeckbares Neuholz ablehnen, und Modernisten, die den Schalenkontakt verkürzen, um das Tannin im Zaum zu halten, und ihren Weinen im neuen Holz den letzten Schliff geben. Heute ist es unmöglich zu sagen, ein Lager mache besseren Wein als das andere, in beiden gibt es überragende Interpretationen des Barolo. Doch nur, wer auch die klassischen Versionen liebt, kann von sich sagen, er habe Barolo verstanden.
Wir haben 245 Barolo probiert, davon etwa die Hälfte aus dem Jahrgang 2008, den Rest aus verschiedenen älteren Jahrgängen.