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Weine, deren Erzeuger sich nicht dem Geschmacksdiktat von „Weinpapst“ Robert Parker unterwerfen; Winzer, die in ihren Weinen auch gegen den Mainstream eigenen Charakter wagen; authentische, ehrliche Weine auf sehr beachtlichem Niveau, die nach deutlich mehr schmecken als sie kosten und – zumindest bei uns – noch so gut wie unentdeckt sind ... Nur ein Weinmärchen, schön aber leider nicht wahr? Ganz und gar nicht, denn solche Weine gibt es im Hinterland von Nimes unter der Bezeichnung Vin de Pays Duché d’Uzès wirklich. Die Trauben dafür wachsen in einem Gebiet, das kurz vor der Aufstufung zur AOC beziehungweise AOP steht. Nicht nur aus diesem Grund sollte man die Weine aus dem Süden Frankreichs unbedingt im Auge behalten und sind diese eine lohnende Entdeckung für alle, die eingetretene Weinpfade gerne einmal verlassen.

Kleinstadtjuwel mit strahlender Vergangenheit

 

Blick in den Innenhof des Duché d'Uzès% der im 16. Jahrhundert erbaut wurde und sich majestätisch im Zentrum des Städtchens erhebt

Duché d’Uzès – noch nie gehört? Auch für versierte Weinliebhaber in Deutschland kein Grund, gleich an der eigenen Kennerschaft zu zweifeln. Wenn überhaupt, dann ist der Duché in erster Linie Kulturbeflissenen und Südfrankreich-Urlaubern als das hauptsächlich im 16. Jahrhundert erbaute herzogliche Schloss ein Begriff, welches mit seinen Türmen weithin sichtbar die Silhouette von Uzès prägt. Mit seinen malerischen Gassen und romantischen Plätzen und der imposanten Festung als Herzstück in der Mitte ist der 8000-Einwohner-Ort im Département Gard (Region Languedoc-Roussillon) ein südfranzösisches Kleinstadtjuwel mit strahlender Vergangenheit.

Der französische König Karl IX. erhob Uzès, das auf ein keltisches Oppidum und ein im 5. Jh. v. Chr. von den Römern errichtetes Feldlager zurückgeht, im Jahre 1565 zum „ersten Herzogtum Frankreichs“; und 1632 erhielt ein Mitglied der Adelsfamilie Crussol, in deren Besitz sich der Duché noch heute befindet, die Würde des ersten Herzogs von Frankreich und königlichen Pairs verliehen. In den Sechzigerjahren wurde die Altstadt von Uzès auf Betreiben der Marquise de Crussol unter Denkmalschutz gestellt und liebevoll restauriert – und so ist sie heute

Das Wappen der Herzöge von Uzès ziert das Hauptdach des Schlosses

Anziehungspunkt für Touristen und Geschichtsinteressierte.

So berühmt der Duché und Uzès auch sind: Die Weine aus den etwa 130 zugelassenen Anbaugemeinden in dem landschaftlich überaus reizvollen VdP-Gebiet, das sich grob von Remoulin bis Anduze am Fuß der Cevennen erstreckt, sind in Deutschland kaum bekannt und ihr Namen entlocken den allermeisten Weinliebhabern nur ein Achselzucken. Anders in Frankreich: Dort genießen die Weine hohe Reputation und die Winzer, die auf Qualität setzen, kennen weder Image- noch Absatzprobleme. Der Duché d’Uzès muss also nicht etwa aus einem Dornröschenschlaf erweckt und durch die Aufstufung zur AOC beziehungsweise AOP erst wachgeküsst werden.

 

Rund 80 Kooperativen und weitere 70 selbst abfüllende und vermarktende Weingüter keltern im Jahr 15.000 bis 20.000 Hektoliter Vin de Pays Duché d’Uzès in Weiß, Rot und Rosé. Jetzt stehen die Weine aus diesem Gebiet unmittelbar vor ihrer Aufstufung zur AOC (Appellation d’Origine Contrôlée) beziehungsweise nach neuer EU-Vorschrift zur AOP (Appellation d’Origine Protégée). Die neue Bezeichnung ersetzt in Frankreich die AOC und gilt offiziell seit August 2009. Allerdings setzen sich die französischen Winzer und Weinbauverbände noch gegen die von der Weinbürokratie verordnete Änderung zur Wehr. Sie befürchten eine Verunsicherung der Weintrinker und wollen die nach dem Ersten Weltkrieg eingeführte und ihren Kunden bestens vertraute AOC unbedingt behalten

15 Jahre um die AOC gekämpft

Was aber erwarten sich die Winzer von der kommenden AOC und wie ist der aktuelle Stand der Dinge? Darüber sprach der Autor vor Ort mit Rémy Dolladille, Präsident des „Syndicat des Vignerons Duché d’Uzès“ und Besitzer der Domaine Puech Saint Martin. Dolladille ist schon lange eine der treibenden Kräfte bei den Bemühungen um die Verbesserung der Qualität des Duché d’Uzès und im Kampf um den Aufstieg in der weinrechtlichen Hierarchie. Seit 15 Jahren – die ersten Bestrebungen gehen sogar 20 Jahre zurück – arbeiten die Winzer in dem Gebiet bereits hart dafür, und jetzt sehen sie Licht am Ende des Tunnels: „Wir haben unser Ziel endlich erreicht“, freut sich der Chef der Winzervereinigung, denn die Aufstufung zur AOC ist mittlerweile bei der zuständigen Weinbau- und -kontrollbehörde INAO (Institut National des Appellations d’Origine) beschlossene Sache.

Ein kleines Stück des Wegs in einem langwierigen Verfahren ist allerdings noch zurückzulegen: Die zuständige Kommission zur Ermittlung der Weinbaugemeinden, Winzer und Parzellen, die aufgenommen werden sollen, hat ihre Arbeit noch nicht ganz abgeschlossen. Über den kommenden Winter – so hofft Rémy Dolladille – dürfte die Erfassung der AOC-würdigen Anbauflächen aber vervollständigt werden, sodass die Weine dann bereits ab dem Jahrgang 2010 oder spätestens 2011 die neue Qualitätsbezeichnung tragen dürfen. Vordergründig werde die Aufstufung außer neuen Etiketten weder für die Winzer, deren Flächen aufgenommen werden, noch für die Käufer ihrer Weine gravierende Änderungen mit sich bringen, wie Rémy Dolladille erläutert.

 

Rebflächen in der Umgebung von Uzès% dessen unverwechselbare Silhouette sich auf der Anhöhe im Hintergrund abzeichnet

So werden die Rebsorten, die in einem Duché d’Uzès verwendet werden dürfen, die gleichen bleiben wie nach dem bisherigen VdP-Statut: Grenache, Syrah, Cinsaut, Carignan und Mourvèdre für Rot- und Roséweine, Clairette, Grenache blanc, Marsanne, Rolle (Vermentino), Roussanne, Ugni blanc und Viognier für die Weißweine. Daraus will man auch künftig charaktervolle Weine keltern, die ihr Terroir bestmöglich zum Ausdruck bringen und keinem Modegeschmack huldigen. Der Chef der Winzervereinigung rechnet zwar mit einer Herabsetzung des erlaubten Höchstertrags – derzeit 70 Hektoliter je Hektar –, aber auch das werde seinen Verbandsmitgliedern in der Regel keine Probleme bereiten. Bei den Winzern, die auf Qualität setzen, läge der Ertrag schon heute „nicht über 50 Hektoliter je Hektar“, betont Dolladille – Ausdruck eines verstärkten Qualitätsstrebens der Erzeuger von Duché d’Uzès, das auch eine ganze Reihe ehemaliger Traubenlieferanten an die Genossenschaften dazu bewogen hat, eigene Weinkeller zu eröffnen und ihre Produkte selbst zu vermarkten.

Mit dem Duché d’Uzès „eine Marke kreiert“

Der Verbandspräsident freut sich, dass der Qualitäts- und Terroirgedanke bei seinen Berufskollegen auf so fruchtbaren Boden gefallen ist: „Wir haben mit dem Duché d’Uzès eine Marke kreiert“, kann Dolladille heute mit Genugtuung feststellen. Eine Marke, die zudem ein unverwechselbares Erkennungszeichen trägt: das auf den Flaschenhals (ähnlich wie bei den Weinen aus der AOC Châteauneuf-du-Pape) geprägte Duché-Wappen. Damit habe man sich eine eigene Identität gegeben und bei den Weinliebhabern mit einem „guten Produkt zu einem günstigen Preis“ etabliert. Vor diesem Hintergrund erwartet Rémy Dolladille in Bezug auf die Vermarktung der Weine unter dem AOC-Label keine Wunderdinge mehr. Und er versichert, dass dahinter auch nicht die Absicht steckt, die Preise zu erhöhen – auch wenn das für die Winzer natürlich ein willkommener Nebeneffekt wäre. Doch das hänge allein von der Entwicklung des Marktes ab, betont Dolladille.

 

Weingärten soweit das Auge reicht: Typische Rebenlandschaft im Gebiet des Vin de Pays Duché d'Uzès im Hinterland von Nimes

Der Chef der Winzervereinigung sieht die Aufstufung zur AOC vielmehr in erster Linie als „Anerkennung für unsere Arbeit in der Vergangenheit“, die das Selbstbewusstsein und den Ehrgeiz der Winzer in der Region noch weiter anstacheln dürfte. Eine Hoffnung setzt Rémy Dolladille aber doch in die weinrechtliche Aufwertung des Duché d’Uzès: kostenlose Werbung und wachsende Reputation im Ausland. Die Marketingmittel des finanziell bescheiden ausgestatteten Winzerverbandes sind laut Dolladille äußerst beschränkt, und was die Bekanntheit der Weine aus dem Hinterland von Nimes betrifft, ist besonders Deutschland noch „Entwicklungsgebiet“. Eine Verkostung der Weine vor Ort bewies, dass sie in der Tat auch hierzulande einen höheren Bekanntheitsgrad verdient hätten.

Natürlich darf man von einem Duché d’Uzès keinen „großen Wein“ im Sinne jener Extrakt- und Alkoholbomben, bei denen ein Robert Parker gerne mit hohen Punkten um sich wirft, und auch nicht nach Art von Spitzen-Bordeaux mit ihrer unvergleichlichen Finesse und Langlebigkeit erwarten. Die Weine sind alles andere als uniform und modern gemacht, haben bis auf wenige Ausnahmen aber eine gemeinsame Grundlinie: Es sind süffige, fruchtig-würzige, in der Regel im Alkohol einigermaßen gezähmte und gänzlich ohne oder mit dezentem Holzeinsatz ausgebaute Alltagstropfen, die man unbeschwert genießen kann, die für Weine in der Preiskategorie von (teils deutlich) unter zehn Euro aber erstaunlichen Tiefgang bieten.

Empfehlenswerte Winzer und ihre Weine

Unter den wenigen Erzeugern von Duché d’Uzès, die auch in Deutschland „einen Namen“ haben und deren Weine hierzulande gehandelt werden, ist an erster Stelle die Domaine Philippe Nusswitz in Durfort-et-Saint-Martin-de-Sossenac zu nennen.

 

Spätberufener und erfolgreicher Winzer mit ungewöhnlichier Geschichte: Philippe Nusswitz

Das hat zwei Gründe: die besondere Qualität der Weine und die ungewöhnliche Geschichte ihres Machers. Im hintersten nordwestlichen Winkel des VdP-Gebietes am Fuße der Cevennen hat sich der gebürtige Elsässer seinen Lebenstraum verwirklicht und ist Winzer geworden, nachdem der heute 46-Jährige zuvor das Weingeschäft von anderer Warte aus kennen gelernt hatte. 1986 war Philippe Nusswitz bester Sommelier Frankreichs und der Welt. Damals arbeitete er im Château d’Isenbourg in Rouffach – wie auch seine Frau Pascale. Nach einem zweijährigen Intermezzo (1987–1989) mit eigenem Restaurant in New York folgten für Philippe Nusswitz Jahre, in denen er viel auf Reisen war und weltweit die unterschiedlichsten Weinmacher, -güter und -philosophien kennen lernte.

Von 1990 bis 2002 war er in verschiedenen Funktionen für den ehemaligen kanadischen Mischkonzern Seagram Company Ltd. tätig, einst weltgrößter Spirituosenhersteller, der sich auch im Weingeschäft stark engagierte. Doch Marketing und Verkauf von anderer Leute Weine befriedigte ihn immer weniger: „Ich wollte selbst etwas schaffen und meinen eigenen Wein keltern“, so Philippe Nusswitz. Zudem zeigte Seagram bereits Auflösungserscheinungen und so kehrte er nach zwölf Jahren dieser Seite des Weinbusiness den Rücken. Dass er sich globales Weinwissen aneignen konnte und den Geschmack von Weinen aus aller Herren Länder wie kaum ein anderer Winzer kennt, sieht Philippe Nusswitz heute aber als sein großes Kapital.

Der Erfolg stellte sich postwendend ein: Nachdem er 2002 sein schönes Anwesen bei Durfort – seine Frau Pascale betreibt dort einige Chambres d’Hôtes – und ein paar Weinberge gekauft hatte, ohne zunächst einen eigenen Keller zu besitzen, startete er schon drei Jahre später als Winzer durch. Bereits der 2005er seiner biologisch erzeugten und mit wilden Hefen spontan vergorenen roten Spitzencuvée Miratus (Syrah, Grenache, Mourvèdre) – das Erstlingswerk aus dem mittlerweile erworbenen eigenen Keller – wurde zum besten Vin de Pays Frankreichs unter 1200 Weinen gekürt. Aktueller Jahrgang des Miratus ist der 2006er – ein Wein, der in Nase und Mund mit schwarzen Früchten und Garriguenoten explodiert, große Tiefe und geschmeidige Tannine aufweist.

 

Markenzeichen für einen Vin de Pays Duché d'Uzès: Die geprägten Flaschen tragen das Wappen der örtlichen Herzöge

Allerdings: Der Miratus (zu je 50 % für zwölf bis 16 Monate in drei Jahre alten Barriques und in Fieberglastanks ausgebaut) darf nicht als Vin de Pays Duché d’Uzès vermarktet werden. Der Grund: Einer der beiden Weinberge, aus denen die Trauben kommen, liegt außerhalb des VdP-Gebietes. Bei den noch nicht im Verkauf befindlichen Jahrgängen 2007 und 2008, von denen es nur 5000 bis 6000 Flaschen geben wird, denkt Nusswitz darüber nach, sie zumindest zum Teil zu verschneiden. Der 2008er ist ihm zu säurereich und zu wenig komplex, beim 2007er stört ihn der hohe Alkohol.

Dass der mächtige Wein sicher das Zeug hätte, bei internationalen Verkostungen mit hohen Punkten dekoriert und in der Fachpresse hochgejubelt zu werden, ist für den 46-Jährigen kein Argument. Sein Ideal sind harmonische Weine mit moderatem Alkoholgehalt: „Ich möchte von einem Wein eine Flasche trinken können und nicht nur ein Glas.“ Und Philippe Nusswitz experimentiert gerne und sieht die Weinherstellung als „kreativen Akt“. Seine populären, herrlich süffigen Bestseller sind aber die Orénia-Weine (weiß, rosé und rot), die im Gegensatz zum Miratus konventionell erzeugt werden und auch nicht aus eigenen Weinbergen kommen. Sie sind exemplarisch für das VdP-Gebiet Duché d’Uzès und stehen qualitativ (mit) an der Spitze.

Dank seiner Kompetenz und Überzeugungskraft hat Philippe Nusswitz innerhalb kürzester Zeit Erstaunliches geschafft: Als nicht Einheimischer konnte er alt eingesessene Traubenerzeuger dazu bewegen, ihre Trauben nun genau nach den Vorgaben des 46-Jährigen zu erzeugen. Die Weine werden dann bei der Genossenschaft getrennt vinifiziert und von Philippe Nusswitz unter eigenem Label vermarktet.

 

Die Domaine Puech Saint Martin führt Rémy Dolladille% Präsident des "Syndicat des Vignerons Duché d'Uzès"

Weine, die beispielhaft für das VdP-Gebiet und ihr Terroir sind, erzeugt auch Verbandspräsident Rémy Dolladille auf seiner Domaine Puech Saint Martin in Belvezet, etwa zehn Kilometer nördlich von Uzès. Seit vier Generationen befindet sich das 35 Hektar große Weingut im Besitz der Familie. Im Jahre 1993 übernahm Rémy Dolladille die Domäne von seinem Vater, bereits ein Jahr später eröffnete er seinen eigenen Weinkeller und begann mit der Selbstvermarktung, nachdem man die Trauben bis dahin an die Genossenschaft geliefert hatte. Die Erfolge stellten sich schnell ein und heute hat die Domaine Puech Saint Martin einen besonders treuen Kundenstamm, mit dem jedes Jahr ein großes Erntefest gefeiert wird.

Der 2007er Duché d’Uzès blanc aus Viognier und Grenache blanc ist mit exotischer Frucht, feiner Säure und guter Struktur einer der besonders gelungenen Weißweine dieser Gegend und sein 2007er Duché d’Uzès rouge aus Grenache und Syrah (ab Weingut nur 4,30 Euro!) knüpft hier nahtlos an. Die Spitze bei den Rotweinen bildet aber seine 2007er Cuvée Alexandre, eine Assemblage aus Grenache, Syrah, Merlot, Cabernet Sauvignon und Carignan mit tiefer Fruchtigkeit und Schliff. Sie bringt ein deutlich das Aroma von „réglisse“ (Süßholz, Lakritze) mit ins Glas, das den Weinen aus dieser Gegend oft nachgesagt wird.

Dem biologischen Weinbau hat man sich auf der wenige Kilometer südwestlich von Uzès an der D22 gelegenen Domaine de Malaigue verschrieben. Francois Reboul, der das Weingut heute führt, stammt aus einer Familie, in der bereits seit acht Generationen Weinbau betrieben wird. Die Domaine de Malaigue wurde vor rund 30 Jahren von seinem Großvater gegründet, der damals aber nur Trauben produzierte, die in den Genossenschaftsweinen verarbeitet wurden. Vor rund zwölf Jahren übernahm Francois Reboul das Weingut von seinem Vater und bereits zwei Jahre später kam die radikale Umstellung auf biologische Erzeugung – Ausdruck der Überzeugung des Winzers: „Die Erde ist uns nur von unseren Kindern geliehen“. Rund 160.000 Flaschen pro Jahr werden heute auf der 25 Hektar großen Domäne gekeltert.

 

Pralle Trauben nur wenige Tage vor der Ernte: 2009 verspricht im Süden Frankreichs ein guter Jahrgang zu werden

Aus einer qualitativ sehr homogenen Weinpalette stechen der acht Monate im Barrique ausgebaute 2006er Vin de Pays du Gard aus Chardonnay (deshalb kein Duché d’Uzès) und Roussanne sowie die beiden sehr fruchtbetonten und süffigen Duché d’Uzes rouge (zusätzlich mit attraktiver Würze) und rosé des Jahrgangs 2008 heraus. Das Aushängeschild des Weingutes ist aber der 2007er Duché d’Uzès, der 13 Monate im Barrique zugebracht hat; relativ lang für diese Gegend, aber genau richtig für diese elegante Cuvée aus Syrah und Grenache mit ihren feinen Tanninen, in der nur die besten und von Hand gelesenen Trauben verarbeitet werden.

Bei der Domaine Natura in Saint Laurent La Vernède, etwa 12 Kilometer nördlich von Uzès gelegen, ist der Name nicht in letzter Konsequenz Programm: Weinbau wird hier nicht vollständig biologisch betrieben, aber so naturnah wie möglich, betont Laurent Savy als Chef der Domäne. Bis auf den moderaten Einsatz synthetischer Dünger ist alles Natur und wenn es um die Ernte geht, nimmt das 18 Hektar große Weingut in dem VdP-Gebiet eine Sonderstellung ein: Während ansonsten die Maschinenernte – zumindest bei den Standardweinen – weit verbreitet ist, erfolgt die Lese auf der Domaine Natura ausschließlich von Hand. Rund 100.000 Flaschen verlassen pro Jahr den erst 2005 eröffneten Keller, davon rund 40 Prozent Vin de Pays Duché d’Uzès.

Die Weinberge liegen auf rund 250 Meter Meereshöhe, was den Weinen besondere Frische, Eleganz und Fruchtigkeit verleiht – Eigenschaften, auf die man bei der Domaine Natura besonderen Wert legt, genauso wie auf saubere Verarbeitung und strikte Beschränkung des Ertrags auf nur 28 bis 40 Hektoliter je Hektar für die Duché d’Uzès in Weiß (Jahrgang 2008, Viognier und Roussanne), Rosé (Jahrgang 2008, Grenache und Syrah) und Rot (Jahrgang 2007, je zur Hälfte Syrah und Grenache). Ein Geheimtipp sind mit ihrem Preis von neun Euro die beiden im Barrique ausgebauten Spitzencuvées N rouge (Syrah, Merlot, Grenache) und blanc (Chardonnay, Viognier) aus dem hervorragenden Jahrgang 2007.

 

Im Verkostungsraum auf der Domaine de L'Aqueduc: Carole Mazoyer präsentiert die Weine des Hauses charmant und kompetent

Eine alte Wasserrinne, die hinter dem vor viereinhalb Jahren eröffneten neuen Kellergebäude freigelegt wurde und die direkt zum wenige Kilometer entfernten Pont du Gard führt, hat der Domaine de L’Aqueduc zwischen Uzès und Saint-Maximin ihren Namen gegeben. Weintrauben wurden auf der Domäne auch früher schon produziert, mangels eines eigenen Kellers aber an die Genossenschaft geliefert. Auf rund 25 Hektar werden heute besonders elegante und vielschichtige Weine gekeltert, bei den Spitzencuvées mit Erträgen von unter 30 Hektoliter je Hektar und Handlese. „Qualität ist der Schlüssel zum Erfolg“, lautet hier die Maxime, wie die für Marketing und Verkauf zuständige Carole Mazoyer als überaus charmante Botschafterin der Aqueduc-Weine erläutert.

Keine leeren Versprechungen – das zeigt sich bei der Verkostung der Weine und sorgt dafür, dass die Domäne keine Absatzprobleme kennt. Sehr zugänglich sind die beiden Vins de Pays Duché d’Uzès des Jahrgangs 2008, die weiße Cuvée du Grand Chêne (Viognier, Roussanne) und die rote Cuvée 3 Vieilles (Grenache, Syrah) aus drei alten Weinbergen. Mit Komplexität und Würze besticht die rote Spitzencuvée La Garrigue de Bornègre (70 % Syrah mit Grenache und Mourvèdre, 18 Monate in gebrauchten Barriques ausgebaut), von der 10.000 bis 12.000 Flaschen im Jahr produziert werden. Unbedingt probierenswert ist auch die etwas rustikaler angehauchte, aber weiche Cuvée Les Restanques 2007, dominiert von Carignan und mit Macération carbonique produziert.

Direkt am nördlichen Stadtrand von Uzès findet man noch innerorts die 1925 von Pierre und Marie Blanc gegründete Domaine Saint Firmin. 1945 wurde der Keller gebaut und das Gut durch Emile Blanc erweitert. Der insgesamt 80 Hektar große Landwirtschaftsbetrieb wird jetzt in dritter Generation von den Brüdern Robert und Didier Blanc geführt, die ihre besondere Passion für den Wein nicht verleugnen können. Sie haben die Weinanbaufläche nach und nach auf mittlerweile 44 Hektar vergrößert und die Weinberge mit edlen Rebsorten neu bepflanzt. Der logische nächste Schritt war im Jahr 2000 die Umstellung auf Selbst- und Direktvermarktung. Seither haben die Brüder neben den Händlern, die ihre Weine führen, zahlreiche Privatkunden gewonnen.

Entsprechend der Größe der Domäne ist auch das Weinangebot besonders vielfältig, darunter neben einer langen Liste von Vins de Pays d’Oc auch drei Vins de Pays Duché d’Uzès: der weiße Ananda, ein Rosé und ein Roter. Auffallende Merkmale aller drei Weine sind Frische und dezente Mineralität, die hinter der Frucht durchscheint. Von den weiteren Weinen der Domäne verdienen zwei Spezialitäten noch besondere Beachtung. Die tiefgründige Cuvée 1925 (in Anlehnung an das Gründungsjahr) aus dem Jahrgang 2007 besteht zu 100 Prozent aus Carignan von 58 Jahre alten Rebstöcken, und die Cuvée L’Aire d’Antan 2007 ist eine süße Spätlese aus Viognier mit interessantem Bukett und dominantem Pampelmusen-Aroma.

 

Große Tafeln zeigen an den wichtigsten Verkehrsrouten den Beginn des Produktionsgebietes für den Duché d'Uzès an

Wenige Kilometer östlich von Uzès unterhalb des auf einer Anhöhe gelegenen Ortes Saint Siffret findet man die Domaine Luc Reynaud, benannt nach ihrem Eigentümer. In seiner Familie wird seit mehreren Generationen Landwirtschaft betrieben und sein Großvater und Vater kelterten ihren Wein noch mit einfachen Mitteln im Keller unter ihrem Anwesen. Dann wurden die Trauben für lange Zeit an die örtliche Kooperative geliefert, doch das ist Geschichte: Im Jahre 2000 eröffnete Luc Reynaud seine moderne Kellerei, und seither füllt er seine Weine unter eigenem Etikett in Flaschen ab. Heute ist er Herr über stattliche 60 Hektar Rebland vorwiegend in Hanglagen.

Die Weine von Luc Reynaud unterscheiden sich von vielen anderen in dieser Gegend: Sie sind weniger charmant und zugänglich, wagen Ecken und Kanten, brauchen etwas längere Reife. Auf jeden Fall präsentierten sich die verkosteten Rotweine aus den Jahrgängen 2007 und 2008 noch etwas ungehobelt und forderten den Gaumen. Liebhaber modern gemachter und geschliffener Weine werden mit den Kreszenzen von Luc Reynaud nicht viel anfangen können, wer Charakter sucht und sich auch von etwas rauen Tanninen nicht abschrecken lässt, ist hier aber an der richtigen Adresse – besonders bei den Spitzencuvées „Rubis“ und „Pomeyron“, beides Vins de Pays Duché d’Uzès aus den Rebsorten Syrah, Grenache und Carignan.

 

Gut essen und trinken in ausgewählten Restaurants

Wenn man gut trinkt, will man auch entsprechend speisen – in der Gegend um Uzès wirklich kein unmögliches Verlangen, denn dort gibt es für Genießer auch kulinarisch einiges zu entdecken. Allerdings ist es bei dem großen Angebot an Restaurants mit oft lauschigen Terrassen, teilweise aber auch typischem „Touristenessen“ nicht leicht, sich zurechtzufinden und die Spreu vom Weizen zu trennen. Deshalb hier ein paar Hinweise, die Uzès-Reisenden die Restaurantsuche erleichtern sollen.

Die ungekünstelte und bodenständige, aber auf besten regionalen Zutaten basierende Küche bietet an so manchen Tagen den höchsten Genuss. In dieser Kategorie hat Uzès eine „Institution“ zu bieten: das originelle „Terroirs“ im Herzen des Städtchens. Drinnen gibt es keine Plätze, aber einen bestens sortierten Wein- und Feinkostladen; draußen nimmt man direkt am Place aux Herbes oder seitlich unter den Arkaden Platz. Auf der Karte oder besser gesagt der von Hand beschriebenen Schiefertafel des „Terroirs“ stehen keine Menüs. Dort isst man vor allem die üppigen Assiettes gourmandes, mit verschiedenen regionalen Spezialitäten bestückte Feinschmeckerteller, oder die Tartines grillées, geröstete Brote mit unterschiedlichen Belägen. Dazu eine hervorragende, wöchentlich wechselnde Weinkarte, auf der nach und nach alle im Laden verkauften Weine in drei Preiskategorien zu 16, 26 und 36 Euro auftauchen, ein freundlicher Patron und ein netter und flinker Service … Genießerherz was willst du mehr?

Ebenfalls im mittelalterlichen Zentrum von Uzès in einem kleinen Gässchen im Schatten des Duché, der Rue Entre Les Tours, ist das Restaurant „Le Bec à Vin“ versteckt. Dessen großes Kapital stellt zunächst einmal der dreigeteilte romantische Innenhof dar, der zudem mit vielen Accessoires liebevoll gestaltet ist. Bei einem so stimmigen Ambiente tritt die Küchenleistung fast in den Hintergrund - und zu diesem Thema erhält man in Uzès auch unterschiedliche Aussagen. Die Momentaufnahme bei unserem Besuch fiel aber auch rein kulinarisch – wenn man den herrlichen Rahmen bei der Beurteilung ausblendet – recht gut aus. Die drei Gänge zu 26,50 Euro, wobei man bei Hauptgang und Dessert aus der normalen Karte frei wählen konnte, boten ein Preis-/Genussverhältnis, bei dem man gerne wiederkommt – trotz wenig inspirierender Standardweinkarte.

Ein ähnlich idyllisches Ambiente in Form einer komplett umschlossenen und geschützten Terrasse mit schönem Bewuchs, der abends heimelig indirekt beleuchtet ist, bietet das Restaurant „La Taverne“ in der Rue Sigalon. Müsste man nicht auf Plastikstühlen Platz nehmen, gäbe es am äußeren Rahmen mit einem freundlichen und aufmerksamen Service nichts auszusetzen. Höhen und Tiefen offenbarte die Küche, der Abschluss war dann aber noch einmal ein besonderer Genuss. Das Taverne bietet nämlich eine Armagnac-Karte mit mehr als 30 verschiedenen Jahrgängen der erstklassigen Brennerei Château de Laubade, die man auf keinen Fall unbeachtet lassen sollte …

In der Dorfmitte des kleinen und beschaulichen Saint-Maximin betreibt Julien Lavendet sein kleines Restaurant „La Table de Julien“, bei den Einheimischen auch als „Café de la Marie“ bekannt. Bevor er sich selbstständig machte, gehörte er zur Küchenbrigade des nicht mehr existierenden „Les Trois Salons“, einst das führende Restaurant in Uzès. Dass der noch junge Patron und Küchenchef ambitioniert ist, zeigt sich nicht nur bei der Präsentation seiner Gerichte auf dem Teller, seine Kreationen sind auch raffinierter als bei vielen seiner Kollegen. Da sieht man dann auch darüber hinweg, dass zu allen Hauptgängen die gleiche Beilage gereicht wurde. Schwer zu „übersehen“ ist allerdings, dass man sich auf der Terrasse auf abgeschabten Plastikstühlen niederlassen muss, die nicht einmal eine Sitzauflage haben. Doch dieser Mangel soll – wie zu hören war – im Zuge der Neugestaltung des Außenbereichs in absehbarer Zeit abgestellt werden.

Man muss schon sehr aufpassen – oder einfach nach dem alten Traktor Ausschau halten – wenn man am „Le Tracteur“ im wenige Kilometer von Uzès entfernten Sanilhac nicht vorbeifahren will. Dort erwartet den Gast ein schon vom Ambiente her rustikales und alternativ angehauchtes Restaurant mit blanken alten Holztischen und -stühlen, ländlichen Accessoires und Stoffservietten, die eher wie Küchentücher aussehen. Aber: Alles ist stimmig und versprüht besonderen Charme. Und die Küche? Hier wird deftig gekocht – so fallen auch die Portionen aus –, schmackhaft sind die Gerichte aber allemal. Auf der Weinkarte findet man so gut wie keinen Wein aus der Umgebung: Das Tracteur führt ausschließlich biologisch erzeugte Weine und auch in der Küche werden nur ohne Chemie produzierte Lebensmittel verarbeitet.

Wer edel (zu entsprechend hohen Preisen) speisen und auch beim Essen nach den Sternen greifen will, der reserviert einen Tisch im mit einem Michelin-Stern dekorierten „Le Castellas“ in Collias, wenige Kilometer von Uzès entfernt. Ein Insidertipp sind hier die deutlich günstigeren, in der Qualität aber nicht abgespeckten Mittagsmenüs.

Die Empfehlung des Autors in der gehobenen Kategorie ist aber in Vers Pont du Gard nur zehn Autominuten südlich von Uzès das Restaurant „LisaM“ im gleichnamigen Minihotel mit nur vier – dafür aber wunderschönen und geräumigen – Zimmern. In dem herrschaftlichen Anwesen im Ortszentrum am Place de la Madone, das im 15. Jahrhundert erbaut und im 18. Jahrhundert umgestaltet wurde, diniert man in einer überaus privaten Atmosphäre – Einlass erhält man nur auf Läuten an der Haustür, einen Platz im Restaurant gibt es nur nach Reservierung und zur „Wahl“ steht nur ein Menü – und das in einem bis ins Letzte durchgestylten Ambiente, das von den Farben Grau und Braun dominiert wird. Eine Augenweide ist aber auch, was die aus Dänemark stammende Besitzerin und Küchenchefin Lisa Muncan auf die Teller bringt. Und erst der Genuss für den Gaumen: Mit ihren ungewöhnlichen, fantasievollen, vielleicht sogar ein wenig flippigen Kreationen entfacht sie ein unbeschreibliches Feuerwerk der Aromen, das man einfach erlebt haben muss – auch wenn man den ganzen Abend nicht ein „normales Gericht“ mit Beilage auf dem Teller hat, denn alle Gänge kommen in Schälchen, kleinen Gläschen und Ähnlichem auf den Tisch.

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