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FRA.240152.2004-big-Clau_de_Nell_Cabernet_Franc_rougeImmer wenn ich mit einem maliziösen Lächeln aus dem Keller komme, hat meine Frau ihre Vorbehalte. Da bringe ich in der Regel eine sogenannte „Trouvaille“ aus dem Keller, die fast immer nur mir gefällt oder für mich besonders interessant ist. Meist sind es Altweine, die meine Frau ohnehin nicht besonders mag.

Auch diesmal ist es so. „Was hast Du da wieder im Sinn?“. Natürlich etwas, das ich im Keller gefunden habe, vielleicht sogar ein Experiment, so meine Antwort. Diese Art von Experimenten ist gar nicht das, was sie liebt, wenn es darum geht, einen guten Wein zum Nachtessen vorgesetzt zu erhalten.

Diesmal aber habe ich Glück, obwohl ich nachher viele „unbekannte“ oder sagen wir wenig geläufige Fakten preisgeben muss. Ein Wein aus der Loire. Da beginnt schon eine gewisse Skepsis, obwohl wir auf unserer letzten Loire-Reise wunderbare Weine getrunken haben, aber oft nicht ganz einfache. Eher Weine zum stillen Geniessen als zum kräftigen Trinken. Dann die zweite Überraschung: ein Cabernet Franc, eine Rebsorte, die wir vor allem von den Cuvées in Bordeaux kennen. Aber reine Cabernet-Franc Weine? Ich erinnere mich zwar an einen tollen Wein aus dieser Rebsorte, aus der südlichen Rhone. Nun – der Cabernet Franc ist bekanntlich die Königin – aber auch die Diva – der Loire. Und schliesslich, ich wage es kaum zu sagen: Es ist ein sogenannter Bio-Wein. Auf einer Degustation habe ich zufällig von einem (mir nicht bekannten) Teilnehmer ganz schreckliche Urteile zu hören bekommen, sie gingen bis zu: „untrinkbar“.album_2 Nun, wenn jemand vom Wein „untrinkbar“ sagt, bin ich immer ganz besonders gespannt und meist auch sehr angetan. Oft ist es etwas Besonderes, kein Dutzendwein, kein Mainstream, eher ein Wein zum Denken und Geniessen, zum Erforschen und Erlernen. „Ungeniessbar“ ist meist der hilflose Ausdruck für das Andere, Wenigbekannte, Neue.

Ganz erstaunt war ich dann, als meine Frau nicht jenes Gesicht machte, das jeweils heisst: „gefällt mir nicht!“, es ist der subtilere – mir gut bekannte – Ausdruck für den berühmte Daumen, der nach unten oder nach oben zeigt. Diesmal brauchte es keinen Daumen und auch kein Gesichtverzerren, es genügte ein schlichtes „Wow“. Tatsächlich ist der Wein angekommen, bei uns beiden. In der Nase noch etwas zurückhaltend, aber Tiefe bereits erahnend, im Gaumen vielfältig, sinnlich, verspielt, aber auch – vor allem nach einem kräftigen Schluck – wild und aufbegehrend; dann wieder zahm, gebändigt. Tatsächlich es ist kein Wein für so nebenher. Haben allein schon die Weine aus der Loire bei uns kaum Ansehen und Renommee, so hat es dieser reinsortige, biodynamisch an- und ausgebaute Wein schon gar nicht. Man muss sich ihm behutsam nähern, sich in die Landschaft versetzen, wo er herkommt und Eigenständigkeit lieben, dann ist dieser Wein eine Quelle der Lust.

Mit dem langen Abgang, wird dieses Lustgefühl verlängert, bis in die Nacht hinein. Bis wir längst vergessen haben, welche Speisen auf dem Tisch standen, aber den Wein, seine Ausdruckskraft (und natürlich auch sein Name) konnten wir nicht vergessen.

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